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Section Days abstract book 2010.indd - RUB Research School ...

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und ebenso das, was dort passiert – sind bisher weitgehend unerforscht. Die vorliegende<br />

explorative Untersuchung widmet sich ihnen also mit den folgenden forschungsleitenden<br />

Fragen:<br />

� Online-Partizipation: Mit welcher Motivation melden sich Nutzer an? Wie gestalten<br />

sie ihre Aktivität?<br />

� Sozialkontakte & religiöse Vergemeinschaftung: Knüpfen die Nutzer dort Kontakte zu<br />

anderen Nutzern? Wie lassen sich diese beschreiben?<br />

� Relevanz & Verhältnis zu Offline-Aktivitäten: Welchen Stellenwert hat die<br />

Partizipation am Online-Angebot für das „reale“ Leben der Nutzer? Wie verhält sich<br />

das Engagement dort zur Beteiligung an „klassischen“ religiösen Gemeinschaften vor<br />

Ort?<br />

Die qualitative Studie beinhaltet Interviews, die die Erzählungen der Nutzer erheben sollen<br />

ebenso wie die Analyse ausgewählter Online-Inhalte und die teilnehmende Beobachtung der<br />

Online-Kommunikation.<br />

Ergebnisse aus der ersten Interviewserie liegen bereits vor. Dabei traten nicht nur erwartete<br />

Ergebnisse zutage, im Gegenteil: Im Mittelpunkt der Forschung stand am Anfang vor allem<br />

die Frage nach dem Potenzial von Online-Angeboten für eine religiöse Gemeinschaft bzw. ein<br />

mögliches Äquivalent zu bestehenden Gemeinschaften. Als mindestens ebenso spannend hat<br />

sich zudem aber ein anderer Komplex erwiesen, nämlich die Erzählungen der Befragten vom<br />

Verhältnis ihrer Online-Partizipation zu einem religiösen Engagement offline, also in<br />

traditionellen Kirchengemeinden. Denn die meisten Internetnutzer haben ganz schlagende<br />

Gründe dafür, dass sie zusätzlich oder ausschließlich ihre Religiosität im Internet leben: Zum<br />

Teil sind dies ganz pragmatische Gründe, etwa wiederholte Ortswechsel und damit verbunden<br />

häufige Gemeindewechsel – bis irgendwann Zeit oder Lust fehlen, wieder eine enge Bindung<br />

zu einer Gemeinde vor Ort aufzubauen. Oft sind es aber auch einschneidende Erlebnisse, die<br />

zu einem Bruch mit der Gemeinde vor Ort führen; negative Erfahrungen, die dafür sorgen,<br />

dass man Abstand zu Pfarrer oder anderen Gemeindemitgliedern sucht, und die in ihrer<br />

Konsequenz die gesamte religiöse Verortung des Einzelnen in Frage stellen können. Und<br />

zuletzt ist es oftmals die zusätzliche Suche nach dem „Blick über den Tellerrand“ – das<br />

Interesse an anderen religiösen Traditionen oder Konfessionen oder weitergehend die Suche<br />

nach religiöser Heterogenität, die man in der eigenen Gemeinde vermisst. Diese<br />

Heterogenität, so zeigt sich in der Online-Kommunikation, kann gewinnbringend genutzt<br />

werden, um die eigene (religiöse) Identität zu schärfen – eine Gelegenheit, die von den<br />

Nutzern im Kontext homogenerer Gemeinden so nicht gesehen wird.<br />

Die Ergebnisse dieser Studie sollen dabei auch für allgemeinere Theorien von Religion in der<br />

Gegenwart relevant werden. Sie lassen sich eingliedern in die umfassendere Debatte um<br />

Säkularisierung, um Sichtbarkeit oder Unsichtbarkeit von Religion in der Moderne. Diese<br />

wird in der Religionswissenschaft wie in der Öffentlichkeit gleichermaßen geführt: Wie<br />

verhält sich Religiosität zur Moderne? Nimmt Religiosität ab oder verschwindet sie im<br />

Bereich des Privaten? Oder transformiert sie sich und wird aber in anderen, neuen Bereichen<br />

der Öffentlichkeit wieder sichtbar? Religiosität, die im Internet ausgelebt wird, ist ein<br />

Beispiel, das zu diesen Themen Stellung nehmen kann – denn das Internet bietet hier ein<br />

neuartiges Angebot für Gläubige, oder solche, die auf der Suche nach Religion oder<br />

Austausch darüber sind. Dabei kann es spezifische Bedürfnisse befriedigen, wie sie in der<br />

Diskussion um Religiosität in der Moderne immer wieder aufgeworfen werden: Auf<br />

besonders ausgeprägte Weise kann sich der Nutzer im Internet vorrangig an seinen<br />

individuellen Bedürfnissen orientieren, dabei aber gleichzeitig in einer religiösen

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