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DIE INNOVATIVE FLASHBACKSTRUKTUR VON<br />
HOW I MET YOUR MOTHER<br />
Bernd Leiendecker<br />
Fakultät für Philologie; Ruhr-Universität Bochum, 44780 Bochum, Germany<br />
e-mail: bernd.leiendecker@rub.de<br />
Ein normales filmisches Flashback kann als eine audiovisuelle Wiedergabe einer narrativen<br />
Vergangenheit definiert werden, also als die Wiedergabe einer Zeit, die derjenigen vorangeht,<br />
die als narrative Gegenwart etabliert wurde. Ein Flashback wird häufig durch einen Charakter<br />
ausgelöst, der sich an diese narrative Vergangenheit erinnert oder sie erzählt, so dass<br />
theoretisch eine subjektive Version des Geschehenen präsentiert wird. Allerdings ist das<br />
Standardflashback nur leicht subjektiviert. Die Ereignisse werden meistens aus einer<br />
objektiven Perspektive gezeigt, so dass sich die Frage nach einer Diskrepanz zwischen dem<br />
Gezeigten und dem Geschehenen normalerweise nicht stellt.<br />
Da in How I Met Your Mother ein fünfzigjähriger Mann seinen Kindern die Geschichte<br />
erzählt, wie er seine Frau kennenlernte, ist es keine Überraschung, dass ein Großteil der<br />
Handlung in Flashbacks erzählt wird. Während die meisten Flashbacks nicht von der Art von<br />
Flashbacks abweichen, die seit den Anfängen des klassischen Kinos genutzt werden,<br />
präsentieren einige narrative Innovationen, welche zu interessanten Fragen über die<br />
allgemeine Theorie des Flashbacks führen.<br />
Die erste Abweichung von der bereits gegebenen Definition liegt darin, dass manche<br />
Flashbacks in How I Met Your Mother nicht die diegetische Wahrheit, sondern Lügen<br />
darstellen. Auch wenn lügende Flashbacks vereinzelt in jedem Abschnitt der Filmgeschichte<br />
beobachtet werden können, sind sie doch meist den Falschaussagen von Kriminellen oder<br />
Wahnsinnigen vorbehalten. Die erste große Innovation von How I Met Your Mother ist, dass<br />
die Serie positiven Charakteren erlaubt, lügende Flashbacks zu generieren, ohne dass darunter<br />
die Beliebtheit der Charaktere leidet. Es soll gezeigt werden, dass dies durch die Konzepte der<br />
Charakterkonsistenz und der Attraktivität der resultierenden Handlungsentwicklung gelingt.<br />
Die zweite interessante Neuheit im Erzählen durch Flashbacks ist, dass How I Met Your<br />
Mother eine Variante des Flashbacks einführt, in der der Inhalt des Flashbacks nicht<br />
ausschließlich auf den erzählenden Charakter oder die zentrale narrative Instanz<br />
zurückgeführt werden kann. Stattdessen ist es das diegetische Publikum des Erzählten,<br />
welches die begleitenden Bilder generiert. Es ist noch zu klären, ob dies einen neuen Trend<br />
oder nur eine einzelne Anomalie darstellt. In Jedem Fall führt es zu interessanten Fragen, die<br />
einer Diskussion bedürfen.