THW_03-2021
Create successful ePaper yourself
Turn your PDF publications into a flip-book with our unique Google optimized e-Paper software.
THW
Wer hilft der Seele?
Einsatzsituationen wie zum Beispiel
bei der Flutkatastrophe
in Nordrhein Westfalen und
Rheinland-Pfalz belasten alle –
die vom Unglück Betroffenen
und auch diejenigen, die helfen.
Hilfe, mit den seelischen Belastungen
umzugehen, bieten
Einsatznachsorgeteams. Sie
bieten Einsatzkräften Hilfe und
Unterstützung an, um mit dem
Erleben und dem Erinnern besser
umgehen zu können.
Einsatznachsorge-Team (ENT),
(PSNV – E = Psychosoziale Notfallversorgung
– für Einsatzkräfte)
ist die Bezeichnung im THW
für die speziell ausgebildeten
Frauen und Männer.
Die THW-Einheit gehört zu jedem
Landesverband. In Bayern
z.B. wurde das ENT bereits 2004,
unter der Federführung Manfred
Tschauner, Rainer Hirschfeld
und Michael Sickinger LV
BY, gestartet und ist damals
mit ca. 10 – 25 ehrenamtlichen
Helfer*innen besetzt. Es steht
„rund um die Uhr an 365 Tagen
im Jahr in Bereitschaft“. Es ist
für die Einsatzkräfte da, nicht
für die Opfer. Dafür gibt es die
PSNV - B (Psychosoziale Notfallversorgung
– für Betroffene).
Wer mehr zum ENT wissen
möchte www.thw.de Stichwort
Einsatznachsorge
PSNV - beispielhafte
Entstehungsgeschichte
Am Beispiel der PSNV Bayreuth/
Kulmbach stellt Heiko Pöhnl,
der selbst engagierter Mitwirkender
im Team ist, die Entwicklung
in den letzten Jahren dar.
Alle ziehen an einem Strang
Ein „buntes Team“ aus vier verschiedenen
Hilfsorganisationen
baute vor über 15 Jahren den
Arbeitskreis Psychosoziale Notfallversorgung
PSNV u. a. in
Stadt und Landkreis Bayreuth
auf. Neben drei Mitgliedern des
BRK Bayreuth war auch Heiko
Pöhnl vom THW Pegnitz ein
Gründungsmitglied, für einen
bis dorthin fast unbekannten
Einsatzbereich – die Nachsorge,
die in belastenden Situationen
Hilfestellung geben kann für
Einsatzkräfte.
Am 31.3.2006 wurde der Fachdienst
im BRK offiziell gegründet
und somit die Arbeitsbereiche
Krisenintervention und
Einsatznachsorge zum Leben
erweckt. Im Laufe der Jahre
wuchs das organisationsübergreifende
Team der PSNV mit
den Maltesern aus Waischenfeld
und der Feuerwehr Bayreuth/
Stadt immer weiter.
2014 ist ein Zusammenschluss
mit dem Kreisverband Kulmbach
zustande gekommen.
Hier wurde beim Aufbau eines
eigenen Teams unterstützt
und diese Verbindung hält bis
heute an. Dieser Zusammenschluss
hat den Vorteil, dass die
Mitglieder nun im kompletten
Leitstellenbereich Bayreuth/
Kulmbach verteilt sind und zügig
auf die Alarme an den unterschiedlichsten
Orten reagieren
können.
Das PSNV-Team zieht an einem Strang (beginnend hinten links im Zickzack
nach vorne): Lutz Striewski, Wasserwacht Kulmbach; Günther Daum,
Leiter Notfallseelsorge; Alexander Höhl, Feuerwehr Bayreuth; Manfred
Huppmann, Malteser Waischenfeld; Birgit Cronenberg, Psychologin; Lena
Engelmann, BRK Bayreuth; Heiko Pöhnl, THW Pegnitz.
Foto: Tobias Schief
Aktuell besteht das bunte Team
von KIDlern (Kriseninterventionsdienst)
und ENTlern aus 32
Kameradinnen und Kameraden
aus dem BRK, dem MHD, der
Feuerwehr und vier Kräften
vom THW Pegnitz. Diese sind
auch teilweise im Einsatznachsorgeteam
des THW Bayern mit
eingebunden. Das organisationsübergreifende
Team wird
nicht nur durch den Leiter und
Organisator der evangelischen
Notfallseelsorge unterstützt,
sondern auch aktiv durch
mehrere Psychologinnen. Alle
Mitglieder üben ihre Tätigkeit
in der PSNV in Zweitfunktion
aus. Bei den THW-Kräften sind
Helferinnen und Helfer der
Bergungsgruppe sowie Führungskräfte
bis zum Zugführer
vertreten.
Corona stoppte, wie in so vielen
Bereichen, auch die Arbeit des
PSNV-Teams Bayreuth/Kulmbach.
In einer mehrmonatigen
Zwangspause konnte ein ausreichendes
Hygienekonzept
erstellt und somit ein Einsatzdienst
wieder möglich gemacht
werden. Betreuung auf Abstand
und hinter Masken, eine ungewohnte
Situation für die erfahrenen
Kriseninterventionshelfer.
Auch die verpflichtenden
Weiter- und Fortbildungen für
die PSNV-Kräfte verlagerten
sich auf Online-Fortbildungen,
um auch während der Pandemie
auf dem neuesten Stand zu
bleiben. Diese wurden reichlich
und qualitativ hochwertig angeboten
und durchgeführt.
Die Betreuung von traumatisierten
Betroffenen oder die Betreuung
von Einsatzkräften lernt
man nicht nur in einem Lehrgang,
es sind auch viele weitere
Fort- und Weiterbildungen
für jede einzelne Einsatzkraft
vorgeschrieben. So treffen sich
alle aktiven Einsatzkräfte zu einer
jährlichen Supervision, um
über die erlebten Einsätze und
30 THW-JOURNAL BY 3/2021