ROTARY INTERNATIONAL – ROTARY SUISSE LIECHTENSTEIN – OKTOBER <strong>2023</strong> MERKMAL BILDUNG STEIGT MIT DRACHEN AUF 50 Ein rotarisches Programm fördert die wissenschaftliche Bildung in Taiwans Schulen. Der Himmel über dem Spielplatz der Lao Mei Elementary School in New Taipei City, Taiwan, ist übersät mit Drachen in verschiedenen Farben, Formen und Grössen. Unten sind Gruppen von Schülern damit beschäftigt, weitere Drachen zu bauen und ihre Konstruktionsfähigkeiten in Flugwettbewerben zu testen. Für einen Passanten sieht die Szene aus wie ein lustiger Schultag, doch die Lehrer wissen, dass es hier um viel mehr geht als um ausgelassenes Spiel. Es geht um Wissenschaft, genauer gesagt, um Physik. «Es ist im Grunde genommen reine Physik. Die grundlegende Fähigkeit, einen Drachen steigen zu lassen, lehrt uns Lektio - nen über Aerodynamik und Physik», sagt Naturwissenschaftslehrer Tsai Shin Yi. Er ist fest davon überzeugt, dass das Basteln und Fliegenlassen von Drachen die Schüler erkennen lässt, wie die Wissenschaft ihr tägliches Leben – und auch ihr Spiel – beeinflusst. Und dass sie auf diese Weise motiviert sind, mehr zu lernen. In seiner Klasse werden selbst Misserfolge als positive Lehrmomente betrachtet. Als einige von Yis Schülern nach mehreren gescheiterten Versuchen, ihre Drachen in die Luft zu bekommen, aufgeben wollten, fragte er sie: «Kann mir jemand von euch erklären, warum manche Drachen nicht erfolgreich fliegen?» Die Drachenklassen an der Lao-Mei- Schule, die liebevoll «Love Kites, Love Lao Mei» genannt werden, sind Teil des «<strong>Rotary</strong> Science Education Program», dem Vorzeigeprojekt des <strong>Rotary</strong> Clubs Taipei Pei-An. Das Global-Grant-Projekt zielt darauf ab, den naturwissenschaftlichen Unterricht für Schüler öffentlicher Schulen in ländlichen Gebieten Taiwans zu verbessern. «Wir haben erkannt, dass Grund- und Sekundarschulen für naturwissenschaftliche Fächer noch weniger Unterrichtsmaterialien, Ressourcen und vor allem institutionelle Unterstützung erhalten als für andere Fächer», sagt Pauline Leung, Past Governor des Distrikts 3520 in Taiwan und ehemalige Präsidentin des Clubs. Gerade in ländlichen Gebieten sei die Situa tion noch besorgniserregender. Örtliche Lehrer und Mitglieder des <strong>Rotary</strong> Clubs waren sich daher einig, dass man gegen diesen Missstand dringend etwas tun müsste. Ohne eine angemessene Grundlage in den Naturwissenschaften, so die einhellige Meinung, würden die Schüler zu wissenschaftlichen Analphabeten werden. Andererseits müssten Naturwissenschaftslehrer über gute Ma - na gementfähigkeiten verfügen und ein tiefes Verständnis für ihr Fach mitbringen, damit ihre Schüler ein Interesse und eine Begabung für die Naturwissenschaften entwickeln. «Wir haben also ein Programm für den naturwissenschaftlichen Unterricht entwickelt, das einen systematischen Lernansatz mit einer Reihe von Komponenten bietet», erklärt Leung. Audiovisuelle und didaktische Lehrmittel seien darin ebenso enthalten wie nützliches Anschauungsmaterial und konkrete Informationen für die berufliche Weiterbildung. Besonders wertvoll sei die Unterstützung, die es für die teilnehmenden Schulen gebe. Auch die Evaluierung des Projekts könne spannende Einsichten liefern. Die Lao-Mei-Schule hat die Schüler mithilfe von Drachen in verschiedenen Fächern unterrichtet, darunter Mathematik, Technik und Naturwissenschaften. Aufgrund des Erfolgs des Programms fügte die Schule eine neue Komponente hinzu, die den Schülern hilft, grundlegende wissenschaftliche Theorien zu verstehen. Das Programm beinhaltet die Arbeit mit einfachen Maschinen – mit Hebeln, Rädern, Achsen, Zahnrädern und Riemenscheiben – sowie mit Energie. Um die Nachhaltigkeit des Programms zu gewährleisten, wurden im Vorfeld vor allem auch die Lehrer gründlich geschult. Laut Leung wird das Projekt zum grossen Teil durch einen Global Grant der <strong>Rotary</strong> Foundation finanziert; andererseits liefert auch der internationale Partner, der <strong>Rotary</strong> Distrikt 3700 in Daegu, Korea, einen wesentlichen Beitrag. «Wir möchten uns an Projekten be - teiligen, welche die Alphabetisierung und Bildung fördern. Das <strong>Rotary</strong> Science Education Program in Taiwan ist ein Beispiel für <strong>Rotary</strong>s Engagement in diesem Bereich», sagt Seung Ho Lee, Mitglied des <strong>Rotary</strong> Clubs Daegu-Seongseo im Distrikt 3700. Seit dem Start des Programms vor drei Jahren berichten die Lehrer in den 20 ländlichen Schulen, die sich der rotarischen Initiative angeschlossen haben, von einer neuen Begeisterung ihrer Schüler für das Lernen. Gerade Knaben und Mädchen mit Lernschwierigkeiten seien mit Feuereifer bei der Sache. Wie Yi feststellt, habe sich das Programm auch auf die Lehrkräfte äusserst positiv ausgewirkt. Die Tools, die ihnen an die Hand gegeben wurden, hätten ihnen dabei geholfen, das eigene wissenschaftliche Wissen zu erweitern und die Lehrmethoden zu verbessern. Voriges Jahr besuchten Mitglieder des Taipei Pei-An <strong>Rotary</strong> Clubs die Lao-Mei- Schule, um sich vor Ort ein Bild von dem Programm zu machen. «Wir haben erkannt, dass das, was Schüler lernen, stark davon abhängt, wie sie unterrichtet werden», fasst Irene Lu, die Präsidentin des Clubs, zusammen. «Die Handlungen der Lehrerinnen und Lehrer in den Naturwissenschaften sind stark von ihrem Verständnis der Materie geprägt.» K Rot. Howard Chang | A RI
ROTARY INTERNATIONAL – ROTARY SUISSE LIECHTENSTEIN – OKTOBER <strong>2023</strong> ENSEMBLE, NOUS ENSEMBLE, ÉRADIQUONS NOUS LA ÉRADIQUONS POLIO LA POLIO 51 24 OCTOBRE 24 OCTOBRE Enregistrez votre participation à la Journée mondiale contre la polio Enregistrez votre participation à la Journée mondiale contre la polio