NÖ Charta für den ländlichen Raum - Niederösterreichische Charta ...
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„Mich beschäftigt<br />
die Frage des<br />
‚größer Wer<strong>den</strong>s’ –<br />
man sollte seine<br />
eigenen Grenzen<br />
sehen. Wir haben<br />
eine Größe, wo wir<br />
uns auf Qualität<br />
konzentrieren können<br />
und ich möchte mit<br />
meinem Betrieb<br />
lieber offen sein<br />
<strong>für</strong> „Kleinigkeiten“,<br />
die in mir Interesse<br />
erzeugen. Später<br />
kann sich von diesen<br />
Kleinigkeiten vielleicht<br />
eine zu einem<br />
Wirtschaftszweig<br />
entwickeln.“<br />
Josef Gugerell<br />
LANDWIRT IN HERZOGENBURG<br />
Josef Gugerell im Interview<br />
„Der Bo<strong>den</strong> und seine Fruchtbarkeit war immer schon ein wichtiges Thema <strong>für</strong> mich.<br />
Mit meiner Ausbildung zum Bo<strong>den</strong>praktiker habe ich viel über nachhaltige Bo<strong>den</strong>be-<br />
wirtschaftung gelernt und gebe dieses Wissen gerne weiter.“ Josef Gugerell legt Wert<br />
auf das Wirtschaften im Einklang mit der Natur. „Damals haben wir <strong>den</strong> Beweis angetre-<br />
ten, dass Zwischenfruchtbau auch im Trockengebiet gelingen kann“, berichtet er von<br />
<strong>den</strong> Bemühungen gemeinsam mit anderen Vorreitern in der bo<strong>den</strong>schonen<strong>den</strong> Bewirt -<br />
schaftung. Von verschie<strong>den</strong>sten Organisationen wird Josef Gugerell oft und gerne<br />
auch als Vortragender eingela<strong>den</strong>.<br />
Familie Gugerell ist auch um ein gutes Klima in der Gemeinde bemüht.<br />
„Wenn ich mit dem Häcksler fahre – und bei uns bleibt das Stroh draußen liegen – da<br />
kann es auch einmal vorkommen, dass jemand beim Ba<strong>den</strong> im Swimmingpool gestört<br />
wird. Aber das kommt ein bis zweimal im Jahr vor. Das ist auch notwendig, damit die<br />
Bevölkerung am Land von der Landbewirtschaftung hin und wieder etwas mitbekommt.<br />
Aber Gülle ausführen am Wochenende, sollte man, sofern nicht unbedingt notwendig,<br />
vermei<strong>den</strong>. Da muss ich als Kammerrat die Kollegen direkt auf diese Problematik auf-<br />
merksam machen.“<br />
Seine Bewirtschaftungsphilosophie wird beim Beispiel Öl deutlich:<br />
„Aufgrund der Fruchtfolge sind wir beim Anbau der Ölfrüchte begrenzt, da sich sonst<br />
Krankheiten und Schädlinge breit machen. Eine Selbstvermarktungslinie haben wir mit<br />
kalt gepresstem Speiseöl und Motorsägen-Kettenöl. Unter dem Strich heißt das: Alles<br />
was ich mit einem akzeptablen Preis am Markt unterbringe, geht nach außen. Beim<br />
Treibstoff zum Beispiel, wo der Erlös, der erzielbar ist, Richtung Treibstoffpreis geht,<br />
wird der eigene Kreislauf geschlossen und <strong>für</strong> <strong>den</strong> Eigenbedarf produziert. Bei allen<br />
anderen Früchten hätte ich gern, dass das auch so funktioniert. Milch-, Fleisch- oder<br />
Gemüseerzeuger müssen zur gegebenen Zeit verkaufen. Mit meinem Konzept bin ich<br />
da zum Teil unabhängig vom Markt – ich habe immer versucht, da ein wenig auszuglei-<br />
chen und lege Wert auf vielfältige Wirtschaftsweise.<br />
Ich bin der Typ, der Wege aufzeigt, wie man Sachen machen kann. Wenn jemand <strong>den</strong><br />
Weg mitgehen will, ist er herzlich eingela<strong>den</strong>. Mit der Landwirtschaftlichen Fachschule<br />
in Tulln arbeite ich intensiv zusammen. Das ist eine Geschichte, die macht Spaß. Wir<br />
sind eine Gruppe, die sich schon lange mit nachwachsen<strong>den</strong> Rohstoffen beschäftigt.“<br />
Perspektiven/Wünsche <strong>für</strong> die Zukunft:<br />
Josef Gugerell beschäftigt die Frage des Flächenverbrauches:<br />
„Wir verbrauchen in Österreich etwa 20 ha/Tag, die wir versiegeln. Über ein Jahr<br />
gesehen sind das über 7.000 ha“, rechnet Josef Gugerell weiter. „Wenn man davon<br />
ausgeht, dass wir 1,4 Mio ha Ackerland in Österreich haben, dann wäre in 200 Jahren<br />
die ganze mögliche Bewirtschaftungsfl äche versiegelt – wenn man das Wirtschaftswachstum<br />
mit einbezieht sind es nur mehr 100 Jahre – da muss die Gesellschaft<br />
früher oder später um<strong>den</strong>ken. Es ist wichtig nicht in die Breite zu gehen, sondern in<br />
die Qualität. Die Beziehung zwischen Stadt und Land muss intensiver wer<strong>den</strong> – die<br />
Stadt muss verstehen, dass sie vom und mit dem Land lebt.“<br />
NIEDERÖSTERREICH CHARTA – LÄNDLICHER RAUM