Magazin 198106
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Ministerialdirektor Hans-Dieter Wedler,<br />
Leiter der Abteilung Zivile Verteidigung im Bundesministerium des Innern<br />
Große Pläne und große Worte nutzen nichts:<br />
PIaIu1gen für den Zivilschutz<br />
müssen mit den finanziellen Gegebenheiten<br />
in realistischer Weise in Einklang gebracht werden<br />
Die Zielvorstellungen der Bundesregierung fü r den Zivilschutz unter besonderer Berücksichtigung<br />
des Katastrophenschutzes - Eine humanitäre Aufgabe, die für die Gesellschaft sehr wichtig ist<br />
Vor der Vollversammlung 1981 der Arbeitsgemeinschaft<br />
der Leiter der Berufsfeuerwehren<br />
In der BundesrepublIk<br />
Deutschland einschließlich Berlin<br />
(West) - AGBF - , die am 27. und 28.<br />
April 1981 In Berlln stattfand, hielt der<br />
Leiter der Abteilung Zivile Verteidigung<br />
Im Bundesministerium des Innern, MInlsterlaldlrek10r<br />
Hans-Dleter Wedler, einen<br />
viel beachteten Vortrag über die<br />
"Zielvorstellungen der Bundesregierung<br />
für den Zivilschutz unter besonderer<br />
Berücksichtigung des Katastrophenschutzes".<br />
Das Zivilschutz-<strong>Magazin</strong><br />
veröffentlicht die grundsätzlichen<br />
Ausführungen Wedlers nachstehend<br />
Im Wortlaut.<br />
Ein wirksamer Zivil- und insbesondere KatastrophenSChutz<br />
ist ohne die Feuerwehren<br />
nicht vorstellbar. Als Berufsfeuerwehren<br />
sind Sie das professionelle Element in<br />
unserem System, das sich ganz überwiegend<br />
auf die ehrenamtliche Mitwirkung von<br />
Freiwilligen stützt. Ihre Leistungsfähigkeit,<br />
Ihr Können ist von entscheidender Bedeutung<br />
für die Bekämpfung von Unglücksfällen,<br />
Schäden und Katastrophen in unseren<br />
großen Städten.<br />
Ich begrüße es daher sehr, daß Sie mir die<br />
Gelegenheit geben, in Ihrem sachverständigen<br />
Kreis zu einigen Fragen des Zivilund<br />
Katastrophenschutzes Stellung zu<br />
nehmen. Es kann keinem Zweifel unterliegen,<br />
daß der Zivilschutz nach wie vor zu<br />
den sowohl im politischen Raum als auch in<br />
der Öffentlichkeit sehr umstrittenen und<br />
schwierig zu behandelnden Themen gehört.<br />
Auch die Diskussionen innerhalb der<br />
am Zivilschutz beteiligten Organisationen<br />
sind nicht immer frei von Problemen und<br />
Mißverständnissen. Ich will versuchen, mit<br />
meinen Ausführungen zur notwendigen<br />
Klarheit über die weitere Entwicklung beizutragen.<br />
Das Thema meines Vortrages ist von Ihnen<br />
so gewünscht und formuliert worden. Ich<br />
bitte um Verständnis, wenn ich mich schon<br />
aus zeitlichen Gründen auf wenige Punkte,<br />
die mir wesentlich erscheinen, beschränken<br />
muß. Zunächst möchte ich einige<br />
grundsätzliche Aussagen zum Zivilschutz<br />
machen. Danach werde ich kurz auf den<br />
Schutzraumbau und den Selbstschutz ein-<br />
gehen, um dann auf den erweiterten Katastrophenschutz<br />
zu kommen. Bei diesen<br />
Ausführungen werde ich auch auf einige<br />
kritische Hinweise eingehen, die in dem<br />
Sachstandsbericht des Deutschen Feuerwehrverbandes<br />
vom 28. Januar 1981<br />
enthalten sind.<br />
Grundfragen des Zivilschutzes<br />
In Ihrem Kreise bedarf es keiner Betonung<br />
und Begründung, daß Zivilschutz zu den<br />
Aufgaben der Krisenvorsorge gehört, denen<br />
sich kein Staat, keine Gesellschaft<br />
entziehen kann und darf. Zivilschutz befaßt<br />
sich mit der Warnung und dem Schutz der<br />
Bevölkerung vor Gefahren in einem Verteidigungsfall<br />
sowie ihrer Rettung aus diesen<br />
Gefahren. Solange es keine Garantie dafür<br />
gibt, daß wir auch künftig von einem Krieg<br />
verschont bleiben, müssen wir aus Verantwortung<br />
vor unseren Mitbürgern Vorsorgemaßnahmen<br />
treffen.<br />
Näher behandeln möchte ich einige Grundfragen,<br />
die gerade für die tägliche Praxis<br />
von besonderer Bedeutung sind und über<br />
die zwischen denen, die politische Verantwortung<br />
für den Zivilschutz tragen und<br />
denen, die in ihm mitwirken, volle Klarheit<br />
bestehen sollte.<br />
Ministerialdirektor Hans<br />
Dleter Wedler, letter der<br />
Abteilung Zivile Verteidigung<br />
Im Bunde.mlnlsterlum<br />
des Innern.<br />
•<br />
Es sind dies die Fragen<br />
- des Ausmaßes des Zivilschutzes,<br />
- des Verhältnisses des Zivilschutzes zum<br />
friedensmäßigen Katastrophenschutz,<br />
- der Bedeutung der Helfer und ihrer Organisationen<br />
im Zivilschutz und schließlich<br />
- der Verteilung der Verantwortungen für<br />
den Zivilschutz in unserer bundesstaatlichen<br />
Ordnung.<br />
Ausmaß des Zivilschutzes<br />
Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß es<br />
im Hinblick auf die Entwicklung der Nuklearwaffen<br />
gegen einen auf totale Zerstörung<br />
gerichteten Krieg keinen voll wirksamen<br />
Schutz gibt. Selbst wenn er technisch<br />
machbar wäre, würden die Kosten für den<br />
vollen Schutz der Bevölkerung unerschwinglich<br />
hoch sein. Ein mit diesem Ziel<br />
geführter Krieg ist allerdings nicht als der<br />
wahrscheinlichste Fall anzusehen, weil der<br />
Beginn eines solchen Krieges zur beiderseitigen<br />
totalen Zerstörung führen würde.<br />
Denn jede Supermacht hat die Fähigkeit<br />
zur Erwiderung, zum Zweitschlag. Die<br />
Planungen für den Zivilschutz befassen<br />
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