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Magazin 198106

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denen Zollstellen erreichte der MHD­<br />

Transport am 12. Marz sein Ziel , die Gemeinde<br />

St. Hedwig In einer Trabantenstadt<br />

Krakaus, wo rund 300000 Menschen<br />

leben. Die Lebensmittel wurden<br />

über die Pfarrei an kinderreiche Familien,<br />

Familien mit Behinderten und an<br />

kranke und alte Menschen verteilt.<br />

Diese Fahrten der Kölner blieb nicht die<br />

einzige. Die Aktion wurde fortgeführt.<br />

Laufend trafen weitere Spendengelder<br />

aus der Bevölkerung ein. Am 24. Mai<br />

startete der zehnte Lastzug , verabschiedet<br />

von Kardinal Josef Höffner, gen<br />

Osten . Die Transportkosten wurden vom<br />

MHD-Generalsekretariat aus Spenden­<br />

Mitteln getragen.<br />

Spektakular, weil sehr umfangre ch, waren<br />

auch die Essener Soforthilfemaßnahmen.<br />

Am 31. Marz trafen sich auf<br />

dringende Einladung des DCV Vertreter<br />

von Caritas und MHD , um eine schnelle<br />

Hilfsaktion vorzubereiten . Bischof<br />

Hengsbach war gerade von einer Polenreise<br />

zuruckgekehrt, hatte vor Ort Eindrücke<br />

von der Situation gesammelt und<br />

den Appell seines Posener Amtsbruders<br />

nach baldiger Hilfe mitgebracht. Der unverzuglich<br />

gebildete" Krisenstab " arbeitete<br />

unter Einsatz aller Energien. Telefongespräche<br />

mit Bundes- und Landesbehörden,<br />

Finanzdirektionen, Zollamtern,<br />

anderen MHD-Dienststellen und Auslandsvertretungen<br />

überschlugen sich.<br />

Transportgenehmigungen, Ausfuhrerklärungen,<br />

Zollanerkenntnisse sowie personliche<br />

Papiere wurden beschafft. Dank<br />

der unburokratischen Hilfe der polnischen<br />

Botschaft wurden GratisvIsa innerhalb<br />

von wenigen Stunden erteilt.<br />

Der sonst ubliche Devisenumtausch<br />

wurde erheblich reduziert. Währenddessen<br />

hatte ein Spendenaufruf an die Bevölkerung<br />

im Bistum Essen das gleiche<br />

positive Echo gefunden wie in Köln<br />

Neun Lastkraftwagen konnten angemietet<br />

und 32 Tonnen Lebensmittel beschafft<br />

werden. Eine Woche nach der<br />

Alarmierung, am Dienstag, dem 7. April,<br />

stand die Kolonne morgens abfahrbereit<br />

vor dem bischöflichen Palais in Essen.<br />

Im Beiseln von Diözesan-Caritasdirektor<br />

Pralat Berghaus und MHD-Dlljzesanlelter<br />

Prinz von Croy verabschiedete Bischof<br />

Hengsbach die 18 MHD-Helfer,<br />

unter ihnen Diözesangeschäftsführer<br />

Stefan Bilstein, mit seinem Relsesegen.<br />

Die Fahrt nach Posen verlief über Helmstedt<br />

- Frankfurt/Oder. In Helmstedt<br />

wurde der Transport von den DDR-Zöllnern<br />

bereits erwartet. Eine lunge Zollnerin<br />

lotste den Konvoi aus der Schlange<br />

der vor dem Schlagbaum wartenden<br />

Lkw heraus und leitete ihn auf eine für<br />

die Essener freigemachten Spur zur<br />

Zollabfertigung. Die DDR-Beamten waren<br />

höflich und zuvorkommend, die Abfertigung<br />

ging zügig vonstatten. Schnell<br />

waren Papiere und Ladung überprüft,<br />

54 ZSMAGAZIN 6/81<br />

die Wagen verplombt. Die lebenswichtige<br />

Fracht durfte passieren.<br />

Wahrenddessen erhielt die polnische<br />

Bevolkerung aus dem Radio Nachricht<br />

von der Aktion. Ein Konvoi von neun<br />

Lkw, so kam es über den Äther, sei 'unterwegs<br />

von Westdeutsch land nach<br />

Polen. Die Ladung bestehe aus Zucker,<br />

Reis, Gries ...<br />

Als die Kolonne um Mitternacht, durch<br />

die Stadt geleitet von Pater Przybylski<br />

aus Essen, am Posen er Priesterseminar<br />

ankam, wurde sie bereits von vielen<br />

Menschen erwartet. Auf Bitten von Bischof<br />

Stroba führten die MHD-Helfer am<br />

nachsten Tag selbst die Verteilung der<br />

Pakete durch. Mit ihrem Lkw fuhren sie<br />

in die Pfarreien, in denen sie herzlich<br />

empfangen wurden . Dabei konnten sie<br />

sich von der herrschenden Not selbst<br />

überzeugen.<br />

Nach Essen zurückgekehrt, initiierten<br />

Caritas und Malteser aufgrund der gemachten<br />

Beobachtungen und der eintreffenden<br />

Schilderungen der Lage weitere<br />

Transporte. 32 Tonnen Lebensmittel<br />

wurden auf die gleiche Weise nach Gorzow<br />

gebracht, 20 Tonnen nach Stettin,<br />

10 Tonnen nach Koszalln (Köslin) und<br />

4 nach Swidnica (Schweidnltz). Vier<br />

Tonnen hochwertige Medikamente erhielt<br />

die Bevölkerung von Stettin. Ein<br />

weiterer Hilferuf lag inZWischen aus der<br />

D,ozese Oppeln (Opole) vor. Falls weiterhin<br />

Spenden auf das Caritas-Sonderkonto<br />

fließen, sollen die Essener Hilfstransporte<br />

Im Juni/Juli fortgefuhrt<br />

werden .<br />

Eine unerwartet große Resonanz fand<br />

die Aktion "Lebensmittelhilfe für Polen "<br />

auch In Trier. Hier hatte der MHD, nachdem<br />

er von der Caritas den Auftrag zur<br />

T ransportvorbereitu ng, -durchfuhrung<br />

und -begleitung erhalten hatte, die Bevölkerung<br />

zur Mithilfe beim Abpacken<br />

der Pakete aufgerufen. 24 Tonnen Lebensmittel<br />

waren zu 3000 fam iliengerechten<br />

Paketen zusammenzustellen.<br />

Die ersten Helfer trafen am Tag vor der<br />

Abfahrt ein, um die Kartons zu falten<br />

und zu klammern . Es war der gesamte<br />

Unterkurs einer Trlerer Krankenpflegeschule,<br />

der sich spontan meldete, nachdem<br />

er von der Aktion gehört hatte.<br />

Weiter eintreffende Helfer bestuckten<br />

die Pakete wie am Fließband mit den<br />

Lebensmitteln und einem Gruß zettel.<br />

200 Freiwillige aus allen Schichten der<br />

BeVÖlkerung sowie Caritas- und MHD­<br />

Mitarbeiter waren es schließlich, die für<br />

ein emsiges Treiben auf dem Gelande<br />

des Trierer MHD sorgten. 100 Helfern,<br />

die sich später noch meldeten, mußte<br />

abgesagt werden, da die Arbeit bereits<br />

vergeben war.<br />

Eine Werbemaßnahme für weitere Spenden<br />

und die Fortfuhrung der Hilfsaktion<br />

wurde am Abfahrtstag , Samstag, dem<br />

11. April, durchgeführt. Der beladene<br />

Lkw wurde mit einem Transparent beklebt,<br />

auf dem uber die LebensmItteltransporte<br />

informiert wurde, und auf den<br />

belebten Trierer Hauptmarkt gestellt.<br />

Mitarbeiter von Caritas und MHD gaben<br />

zusatzliche Auskünfte, verteilten Flugblätter<br />

und ließen von den vielen interessierten<br />

Passanten ihre Sammelbüchse<br />

..futtern" . Auf diese Weise kamen uber<br />

DM 3500 zusammen . Auf dem CarItas­<br />

Sonderkonto waren zu dieser Zeit DM<br />

120000 eingetroffen. Eine Speditionsfirma<br />

aus dem Bistumsbereich hatte für<br />

den Transport einen Lastzug und zwei<br />

Fahrer kostenlos zur Verfügung gestellt<br />

und wickelte einen Teil der Zollformalitaten<br />

ab. Eine Lebensmittelkette lieferte<br />

die benotigten Waren zum Einkaufspreis.<br />

Ziel des Trlerer Transports war Warschau<br />

. Dort nahm Weihbischof Mizlolek<br />

nach Eintreffen des Zuges das erste Paket<br />

in Empfang und leitete sofort die<br />

Verteilung an die Familien ein. Vorher<br />

waren aus West-Berlin Lebensmittellieferungen<br />

in Breslau und Lodz eingetroffen<br />

, die ebenfalls aus Mitteln der Trlerer<br />

Caritas finanziert worden waren.<br />

Viele ahnliche Aktionen gab es auch in<br />

anderen Diözesen. In Hildesheim kamen<br />

spontan 13 Tonnen Grundnahrungsmittel<br />

zusammen, die der dortige MHD mit<br />

drei Fahrzeugen nach Tschenstochau<br />

brachte. Die Diözese Tschenstochau<br />

war dem Bistum Hildesheim von der<br />

caritativen Kommission in Kattowltz -<br />

Koordinationsstelle für alle Hilfsmaßnahmen,<br />

geleitet von Bischof Domin - als<br />

Versorgungsstelle zugewiesen worden.<br />

Die zweite Lieferung aus Hildesheim<br />

startete am 21 . Mai. Weitere Fahrten<br />

sind auch hier geplant.<br />

36 Tonnen Lebensmittel im Wert von<br />

DM t 20000 gingen von Paderborn aus<br />

auf den Weg nach Pelplin, Lomza und<br />

Bialystok. Krakau war das Ziel eines<br />

Banner MHD-Transports mit 1800 Paketen<br />

.<br />

In Düsseldorf packten die Malteser Pakete,<br />

die nach Oanzig geschickt wurden .<br />

Weitere Meldungen über Aktionen und<br />

Beteiligungen des MHD an der Polenhilfe<br />

trafen aus West-Berlin, Bleiefeld und<br />

Regensburg ein.<br />

Da die Wirtschaftskrise in Polen anhält,<br />

wird die Fortsetzung dei Aktionen nötig<br />

sein. Die Einsatzbereitschaft und Einsatzfreude<br />

der Helferinnen und Helfer<br />

des MHD wird daher auch hierbei gefragt<br />

bleiben<br />

Spenden fur die " Lebensmittelhilfe fur<br />

Polen" werden erbeten auf das Spendenkonto<br />

des Malteser-Hilfsdienstes<br />

5000 KÖln 50,<br />

Postscheckamt Köln , Konto: 202020-<br />

502 oder Commerzbank Köln, Konto:<br />

202020, Bankleitzahl: 370 40044

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