Magazin 198106
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Volumen des Haushaltsplans der Erzdiozese<br />
Bonn/Köln. Das geben wir in der ganzen<br />
Bundesrepublik für zivile Verteidigung aus.<br />
Das ist eine Steigerung um 1,4%. Man<br />
stelle sich das einmal im Zusammenhang<br />
mit einer Zuwachsrate des Gesamthaushalts<br />
um 7,2 % vor.<br />
Dabei ist inzwischen, Herr Kollege Hirschauch<br />
darauf möchte ich eingehen, weil Sie<br />
es angesprochen haben -, offensichtlich<br />
doch weithin bekannt, und zwar auch bei<br />
Leuten, die sich sehr intensiv mit der zivilen<br />
Verteidigung beschaftigen und ideologisch<br />
sicher nicht in erster Linie uns zuzurechnen<br />
sind, etwa Carl Friedrich von Weizsakker,<br />
daß Zivilschutzvorbereitungen eben<br />
nicht die Kriegsgefahr erhöhen und durchaus<br />
modern im Sinne einer modernen Verteidigung<br />
sind.<br />
Im Gegenteil, wer solche Argumentation<br />
bringt, muß davon ausgehen , daß die Verteidigungsbereitschaft<br />
verringert wird.<br />
Deswegen ist ja auch vor Jahren von der<br />
Regierung, von der Opposition, von den<br />
verschiedensten politischen Kraften übereinstimmend<br />
festgestellt worden, daß das<br />
Verhällnis zwischen ziviler und militärischer<br />
Verteidigung bei den Ausgaben die<br />
Größenordnung 1 :20 haben sollte. 1980<br />
hatten wir ein Verhältnis von 1 :53 ; t981<br />
werden wir wahrscheinlich, so wie Sich das<br />
im Moment darstellt, ein Verhältnis von<br />
1.56 haben.<br />
Darauf, was das bedeutet, komme ich<br />
gleich zurück. Dies ist ein unhaltbares Mißverhältnis.<br />
Wir müssen also den Gesamtbereich<br />
Verteidigung sehen und dürfen<br />
nicht versuchen, einen einzelnen Bereich<br />
von den anderen Bereichen abzukoppeln,<br />
meine Damen und Herren.<br />
Der Zivilschutz, meine Damen und Herren,<br />
darf nicht losgelöst, getrennt von der gesamten<br />
Verteidigungslast gesehen werden.<br />
Aus diesem Grunde wird es notwendig<br />
sein, zu begreifen, daß es in Zukunft<br />
nicht nur um die Frage geht: Welche Aus<br />
Wirkungen hat Zivilschutz, zivile Verteidigung<br />
im psychologisch-milltarischen Bereich?<br />
Mindestens genauso wichtig sind<br />
die sozialen und die humanitaren Gesichtspunkte,<br />
die bei der zivilen Verteidigung in<br />
der Zukunft eine Rolle zu spielen haben ."<br />
Kühbacher (SPD): " Herr Kollege Dr. Hakkel,<br />
würden Sie diesem Haus mitteilen<br />
wollen, in welchem Rustungsberelch Sie<br />
auf ein Waffen system und in welchem Teilstreitkräftebereich<br />
- Heer, Luftwaffe, Marine<br />
- Sie auf Personal verzichten können,<br />
um im Bereich der zivilen Verteidigung ein<br />
Mehr leisten zu können? Denn den Haushalt<br />
wollen wir la insgesamt - darüber Wird<br />
6 ZS·MAGAZIN 6/81<br />
hier seit zwei Tagen intensiv diskutiert -<br />
nicht weiter ausweiten."<br />
Dr_ Hacket (CDU/CSU): "Herr Kollege<br />
Kühbacher, ich komme gleich dazu, was<br />
insbesondere im Zusammenhang mit der<br />
zivilen Verteidigung zu kritisieren ist, sowie<br />
zu dem, was Sie sich in den Beratungen<br />
der einzelnen Haushalte im finanziellen<br />
Bereich haben zuschulden kommen lassen.<br />
Hier müssen wir in Zukunft versuchen,<br />
Wege für eine gemeinsame Lösung zu<br />
finden, um im zivilen Bereich weiterzukommen<br />
. Denn im Falle eines Krieges, aber<br />
auch im Fall von Katastrophen ist es ja so,<br />
daß wir die schwächsten Glieder der Gesellschaft<br />
am meisten gefährdet sehen,<br />
nämlich die Kinder, die Alten, die Gebrechlichen<br />
und die Kranken. Um so erstaunlicher<br />
ist es, daß es in diesem Bereich<br />
gerade von der sozialliberalen Koalition so<br />
wenig Anstöße gibt, den Zivilschutz weiter<br />
zu verbessern.<br />
In der Diskussion über Zivilschutz wird,<br />
insbesondere wenn von Schutzbaumaßnahmen<br />
die Rede ist, immer die Frage<br />
gestellt: Inwieweit ist wirklich ein totaler<br />
Schutz möglich? Totaler Schutz wird nicht<br />
möglich sein - das wissen wir - , aber das<br />
,Alles-oder-nichts-Denken' birgt doch eine<br />
erhebliche Gefahr In sich, namlich die Gefahr,<br />
daß wir gar nicht anfangen, z. B. im<br />
Bereich der Schutzbaumaßnahmen, mehr<br />
zu tun, als in der Vergangenheit geschehen<br />
ist. Obwohl der Minister, Herr Kollege<br />
Hirsch, hier gelegentlich angekündigt hat,<br />
daß gerade bei den Schutzbauten noch<br />
einiges getan werden müsse - insbesondere<br />
sollten auch private Schutzbaumaßnahmen<br />
intensiviert werden -, sagen Sie,<br />
wir sollten keinerlei Geld in diesen Bereich<br />
stecken. Ich bin da etwas anderer Meinung<br />
: Es ist durchaus möglich, daß wir<br />
einen Teil von Schutzbaumaßnahmen im<br />
Bereich des Zivilschutzes finanziell unterstützen<br />
. Das ist sinnvoll, und das bringt<br />
auch in Zukunft etwas.<br />
Die Bedeutung der zivilen Verteidigung ist<br />
nicht allein daran zu messen - wenngleich<br />
sie daran auch zu messen ist -, In welchen<br />
Bereichen Katastrophenschutz praktiziert<br />
wird. Deswegen bin ich etwas erstaunt<br />
darüber gewesen, daß die F.D.P. und die<br />
SPD auch den Einzelplan 36 wahrend der<br />
Haushaltsberatungen schlicht und einfach<br />
überrollt haben . Hier sind Streichungen<br />
vorgenommen worden, die eigentlich nicht<br />
hätten vorgenommen werden dürfen. Und<br />
vor allem : Das, was gestriChen worden ist,<br />
ist im Grunde genommen in den EinzeIplan<br />
36 nicht wieder eingebaut worden,<br />
obwohl er SChmalbrüstig genug ist. Auch<br />
dem Vorschlag, den wir gemacht haben,<br />
dieses Geld insbesondere bei den öffentlichen<br />
Schutzbaumaßnahmen einzusetzen,<br />
ist die Koalition nicht gefolgt. Ich finde es<br />
sehr schade, daß wir uns auf diesem Gebiet<br />
nicht einigen konnten.<br />
Meine Damen und Herren, es hat schon<br />
seit ewigen Zeiten einen Streit im Haushaltsausschuß<br />
und auch im Innenausschuß<br />
darüber gegeben, daß der Einzelplan 36 -<br />
Zivile Verteidigung - in erheblichem Maße<br />
von der Deutschen Bundespost belastet<br />
wird, und zwar durch die Abgabe von Gebühren<br />
an die Deutsche Bundespost. Es<br />
geht hierbei um eine Größenordnung von<br />
über 60 Millionen DM. Diese über 60 Millionen<br />
DM sind in den verschiedenen Ausschüssen<br />
wiederholt angesprochen worden.<br />
Die Bundespost oder die Bundesregierung<br />
war nicht in der Lage, hier eine<br />
Regelung zu finden oder einen Vorschlag<br />
zu machen. Herr Bundesminister, was die<br />
Bundespost betrifft, so haben wir in diesem<br />
Jahr eine ,Telefonsteuer' in der Größenordnung<br />
von 1,3 Milliarden DM zu bezahlen.<br />
Diese 1,3 Milliarden DM sind fast das<br />
Doppelte von dem, was im gesamten<br />
Haushalt der zivilen Verteidigung veranschlagt<br />
ist. Ist es denn nicht möglich, diese<br />
60 Millionen DM aus dem Bereich der zivilen<br />
Verteidigung herauszunehmen und sie<br />
in anderen Bereichen anzusiedeln und damit<br />
auch von seiten der Bundespost etwas<br />
für diesen Bereich zu leisten, der doch<br />
wirklich groß genug und wichtig genug ist?<br />
So wie die WaHensysteme fur die Bundeswehr<br />
von Wichtigkeit sind, so spielen beim<br />
Katastrophenschutz und beim zivilen Bevölkerungsschutz<br />
die Geräte, die Systeme<br />
und die Fahrzeuge eine wichtige Rolle.<br />
Noch wichtiger ist, daß man den einzelnen<br />
Menschen sieht, der dahintersteht. Der<br />
Mensch muß im Ernstfall einstehen, organisieren;<br />
er muß helfen. Hier nehmen die<br />
Hilfsorganisationen - das wurde schon gesagt<br />
-, angefangen beim Technischen<br />
Hilfswerk bis hin zum Roten Kreuz eine<br />
herausragende Stellung ein. Ich möchte<br />
Sie, meine Damen und Herren, und insbesondere<br />
Sie, Herr Minister, bitten, doch<br />
dafür zu sorgen, daß es nicht dazu kommt,<br />
daß pauschale Kürzungen sowohl beim<br />
Personal als auch bei den sächlichen Verwaltungsausgaben<br />
in Zukunft auch über<br />
diesen Bereich hinwegfegen. Der Handlungsspielraum<br />
dieser Organisationen,<br />
aber auch die Übungs möglichkeiten dieser<br />
Organisationen werden so weit eingeschränkt,<br />
daß es im Prinzip kaum noch zu<br />
vertreten ist, wenn die Einschränkungen<br />
über das Maß, das sowieso schon vorgesehen<br />
ist, noch hinausgehen. Die Menschen,<br />
die dort tätig sind, haben schließlich nicht<br />
nur eine Funktion innerhalb ihrer Verbände<br />
selbst, sondern sie erfüllen natürlich auch<br />
als Einzelpersonen eine Multiplikatorenfunktion,<br />
indem sie ihren Freund, ihren<br />
Nachbar, ihre Familie, ihre unmittelbare<br />
Umwelt auf das aufmerksam machen, was