Open Content Lizenzen - UNESCO Deutschland
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oPen content lizenzen<br />
a) Entstehung der Lizenzpflichten bei „internen“ Online-Nutzungen<br />
Schwierig ist die Auslegung, wenn die Nutzungen in Teilöffentlichkeiten vorgenommen<br />
werden oder sich an Teilöffentlichkeiten richten. Zweifelsfälle ergeben sich diesbezüglich<br />
z.B. im Unternehmensumfeld, innerhalb staatlicher Einrichtungen oder Universitäten.<br />
Beispiel: Ein Unternehmen mit tausend Mitarbeitern lädt sich aus dem Internet Lernmaterial<br />
herunter, das unter einer Creative Commons BY-SA-Lizenz (Namensnennung,<br />
Weitergabe unter gleichen Bedingungen) steht. Es passt die Inhalte aufwändig an die eigenen<br />
Bedürfnisse an, möchte aber die spezialisierte Version nicht wieder frei geben, um<br />
hierin enthaltene Geschäftsinterna Konkurrenten nicht preisgeben zu müssen. Es stellt sie<br />
lediglich ins Intranet, das für alle Mitarbeiter des Unternehmens zugänglich ist. Sind die<br />
Lizenzpflichten hier bereits wirksam, greift also insbesondere der Share-Alike-Effekt,<br />
weil es sich um eine „öffentliche“ Nutzung handelt?<br />
Nach der Definition im deutschen Urheberrechtsgesetz 20 richtet sich eine unkörperliche<br />
Wiedergabe (Online-Stellen, Senden, Vorführen usw.) an eine Öffentlichkeit, wenn die<br />
Rezipienten mit demjenigen, der das Werk wiedergibt bzw. mit allen anderen Rezipienten<br />
„persönlich verbunden sind“. Der urheberrechtliche Öffentlichkeitsbegriff ist damit<br />
sehr weit und geht in vielen Fällen deutlich über das Verständnis im allgemeinen Sprachgebrauch<br />
hinaus.<br />
Ob eine persönliche Beziehung vorliegt, hängt sowohl von der Zahl der Personen als<br />
auch der Art ihrer durch die jeweiligen Umstände geprägten Beziehung ab. 21 Familiäre<br />
oder freundschaftliche Verbindungen sind genauso wenig erforderlich 22 wie Sympathie.<br />
Rein vertragliche (z. B. die gemeinsame Zugehörigkeit zu einem Unternehmen oder einer<br />
Behörde), sachliche (alle nehmen an demselben Seminar teil) oder technische Beziehungen<br />
(etwa der Umstand, dass alle Nutzer einen bestimmten Online-Dienst, wie ein Filesharing-Netzwerk<br />
nutzen) sind jedoch nicht ausreichend. 23 Entscheidend ist allein, ob<br />
gegenseitig ein enger persönlicher Kontakt besteht.<br />
In Bezug auf die oben im Beispiel beschriebene Nutzung im Intranet eines großen Unternehmens,<br />
ergibt sich, dass das Intranet – obwohl es nicht für jedermann, sondern nur für<br />
die Unternehmensmitarbeiter zugänglich ist – im urheberrechtlichen Sinne öffentlich ist.<br />
Insofern muss das Unternehmen die veränderte Fassung in ihrem Intranet wegen des<br />
Weitergabe-unter-gleichen-Bedingungen-Effekts unter die Ausgangslizenz oder eine wie<br />
in Ziff. 3d der Share-Alike-Lizenz beschriebene kompatible Lizenz stellen. 24<br />
20 Paragraf 15 Abs. 3 Urhebergesetz, http://www.gesetze-im-internet.de/urhg/__15.html.<br />
21 So Wandtke/Bullinger-Heerma, § 15, Rn. 18.<br />
22 Oberlandesgericht München ZUM 1986, 482, 483.<br />
23 Dreier/Schulze-Schulze, § 15, Rn. 43; Oberlandesgericht Frankfurt NJW-RR 1986, 1056, 1057<br />
– Tanzkurs III; Bundesgerichtshof GRUR 1983, 562, 563 – Zoll- und Finanzschulen; Bundesgerichtshof<br />
GRUR 1955, 549, 550 – Betriebsfeier.<br />
24 Wie oben ausgeführt, heißt das nicht, dass das Unternehmen die Bearbeitung uneingeschränkt<br />
zugänglich machen muss (etwa ins Internet stellen). Da sie jedoch unter die Ausgangslizenz<br />
gestellt werden muss, könnte das Unternehmen nicht dagegen vorgehen, wenn es – u. U. entgegen<br />
betrieblicher Vereinbarungen – auf welchem Weg auch immer im Netz landet und dort<br />
genutzt und weitergegeben wird.