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Kap. 4 Astronomie und Navigation

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4 <strong>Astronomie</strong> <strong>und</strong> <strong>Navigation</strong><br />

Die Maya-Stadt Chichén Itzá auf der Halbinsel Yucatán zwischen Cancun <strong>und</strong> Merida gehört<br />

zu den bekanntesten Zeugnissen präkolumbianischer Kultur. Die früheste nachweisbare Datierung<br />

stammt aus 618 n Chr., ihre Gründung dürfte jedoch bereits im 5. Jahrh<strong>und</strong>ert erfolgt<br />

sein.<br />

Das bekannteste Bauwerk ist die Pyramide des Kulkulkán (El Castillo). Kukulkán ist auch<br />

unter den Namen Quetzalkoatl <strong>und</strong> Kukumaz bekannt. Quetzalkoatl war ein Gott <strong>und</strong> Kulturbringer<br />

der Maya-Kulturen <strong>und</strong> der Azteken. Quetzalkoatl kam nach den Überlieferungen der<br />

Inka vom Himmel, gründete das Inkareich <strong>und</strong> fuhr auf einem großen Schiff aus Schlangen<br />

über das Meer davon. Er kündigte an, eines Tages zurückzukehren, was den Spaniern die Eroberung<br />

Südamerikas ermöglichte, da die Maya sie zunächst für die zurückkehrenden Götter<br />

hielten.<br />

Hinter dem 25 m hohen Bauwerk, das in seinen Ursprüngen bereits um das Jahr 800 im<br />

reinen Maya-Stil entstand, verbirgt sich eine tiefe kosmische Symbolik.<br />

Abb. 4.7 Die Pyramide des Kulkulkán<br />

So lassen sich die neun Plattformen als<br />

die Verkörperung der neun Unterwelten<br />

interpretieren, die durch die Treppen bedingte<br />

Aufteilung in 18 Teilabschnitte je<br />

Seite hingegen als die 18 Monate des<br />

Maya-Kalenders. Die Addition der 91 Stufen<br />

an allen vier Seiten ergibt zusammen<br />

mit der Plattform 365, die Anzahl der Tage<br />

eines Jahres also, <strong>und</strong> die 52 reliefartig<br />

hervorspringenden Verkleidungsplatten<br />

jeder Flanke versinnbildlichen wiederum<br />

den wichtigen 52jährigen Kalenderzyklus<br />

in der Zeitrechnung der Maya..<br />

Am Fuße der Treppen wachen Schlangenköpfe, Symbole des Kukulkän, der „gefiederten<br />

Schlange“, die in Chichén Itzá eine zentrale Rolle spielt. Besonders beeindruckend ist der<br />

Besuch während des Äquinoktiums, der Tag- <strong>und</strong> Nachtgleiche am 21./22. März <strong>und</strong><br />

22./23. September. Zwischen 12 <strong>und</strong> 17 Uhr verwandelt sich dann die Einfassungsmauer<br />

der nördlichen Treppe, deren Abschluss die Schlangenköpfe bilden, im Spiel von Licht <strong>und</strong><br />

Schatten in einen gew<strong>und</strong>enen Schlangenkörper, der sich die Pyramide hinabzuwinden<br />

scheint. Erst vor etwa 20 Jahren wurde dieses Phänomen, das in sich abschwächender Form<br />

jeweils etwa eine Woche sichtbar ist, entdeckt <strong>und</strong> stellt einmal mehr den hohen Stand der<br />

präkolumbianischen <strong>Astronomie</strong> unter Beweis.<br />

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