Kap. 4 Astronomie und Navigation
Kap. 4 Astronomie und Navigation
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cherverbrennung durch Diego de Landa entgangen war.<br />
4 <strong>Astronomie</strong> <strong>und</strong> <strong>Navigation</strong><br />
Die Glaubenswelt der präkolumbianischen Völker war eng mit den Gestirnen <strong>und</strong> ihren<br />
Bahnen verknüpft, allen voran mit der Sonne als Spender von Licht <strong>und</strong> Leben. Zwar haben<br />
die Maya die Zeitmessung in der Neuen Welt revolutioniert <strong>und</strong> auf einen Stand erhoben, der<br />
dem europäischen weit überlegen war, Erfinder des Kalenders aber waren sie nicht. Bereits<br />
die Olmeken hatten aus ihren Beobachtungen Methoden zur Quantifizierung des Zeitablaufs<br />
abgeleitet.<br />
Die Zeitrechnung wurde bei den Mayas durch ein hochentwickeltes Kalendersystem bestimmt.<br />
Das Jahr begann, wenn die Sonne am 16. Juni den Zenit überschritt. Obwohl der Kalender<br />
der Mayas äußerst komplex war, war er bis zur Einführung des gregorianischen Kalenders<br />
der damals genaueste Kalender der Welt. Mittelpunkt der Mayakultur war die Verehrung<br />
der Naturgottheiten. Ein sehr wichtiger war z.B. der Himmelsgott. Ein Kennzeichen ihres<br />
Glaubens war das völlige Vertrauen, dass die Götter verschiedene Zeiteinheiten kontrollierten<br />
<strong>und</strong> während dieser Perioden sämtliche Handlungen der Menschen steuerten. Ihre Städte bestanden<br />
nicht nur aus Häusern, sondern auch aus Zeremonialstätten, wie Pyramiden, Palästen<br />
<strong>und</strong> Wohnanlagen für hohe Priester. Diese Priester waren aber zugleich auch Astronomen,<br />
denn sie stellten eine bemerkenswerte Liste der Sonnenfinsternisse sowie der Bahnperioden<br />
von Sonne, Mond <strong>und</strong> Venus auf.<br />
Als Basis der Zeitrechnung diente ein in Tage aufgeteilter Zeitstrahl, dessen Beginn die<br />
Maya auf den 13. August 3114 v. Chr. (nach unserer Zeitrechnung) festgesetzt hatten <strong>und</strong> der<br />
kontinuierlich fortschreitet wie ein unerbittliches Zählwerk. In diese Gerade, die als „lange<br />
Zahlung“ bezeichnet wird <strong>und</strong> die man sich als eine ins unendliche führende Zahnstange vorstellen<br />
kann, greift gewissermaßen als riesiges Zahnrad der zyklische Kalender des Sonnenjahres<br />
mit 365 Tagen, der ha’ab genannt wird. Er ist in 18 Monate mit jeweils 20 Tagen<br />
unterteilt <strong>und</strong> einen kurzen Monat mit nur 5 Tagen, die als unglückbringend gelten. Das<br />
Sonnenkalenderrad „bewegt“ den 260 Tage zählenden, in 20 gleich lange Abschnitte von<br />
jeweils 13 Tagen untergliederten Ritualkalender tzolk’in. Nicht genug damit, dreht sich mit<br />
diesem ein kleines Rad mit 13 Tageskoeffizienten. Durch diese eigenartige, wie ein Getriebe<br />
angelegte Kombination unterschiedlich langer zyklischer Kalender ergibt sich die gleiche<br />
Tageskombination nur alle 18980 Tage oder 52 Jahre. Dann beginnt wieder eine neue Kalenderr<strong>und</strong>e,<br />
die oftmals mit dem Bau eines Heiligtums oder der Überbauung einer bereits<br />
bestehenden Pyramide eingeleitet wurde. Um nun auch diese Zyklen von 52 Jahren eindeutig<br />
voneinander abgrenzen zu können, hatten die Maya den Zeitstrahl der „langen Zählung“ nicht<br />
nur in Tage untergliedert, sondern überdies in größere Zeitabschnitte: Zwanzig Tage (k’in)<br />
bildeten einen Monat (winal), 18 Monate ein Jahr zu 360 Tagen (tun), zwanzig Jahre ein<br />
k’atun, zwanzig k’atun ein bak’tun, also 400 Jahre zu 360 Tagen. Aus der mathematischen<br />
Aufteilung wird bereits ersichtlich, dass die Maya sich im Gegensatz zum Dezimalsystem<br />
der abendländischen Kultur des Zwanziger-Systems bedienten, wodurch die Schreibweise<br />
für uns verwirrend erscheint. So ist der 1. Januar 1994 nach der langen Zählung der Tag 1<br />
865 071 nach dem Beginn der Zeitrechnung der Maya oder 12 bak’tun (= 1 728 000 Tage) +<br />
19 k’atun (= 136 800 Tage) + 0 tun + 13 winal (260 Tage) + 11 k’in. In abgekürzter Form<br />
lautet die entsprechende Transkription 12.19.0.13.11.<br />
4.1.2 Kreisgrabenanlage von Goseck<br />
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