Kap. 4 Astronomie und Navigation
Kap. 4 Astronomie und Navigation
Kap. 4 Astronomie und Navigation
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4 <strong>Astronomie</strong> <strong>und</strong> <strong>Navigation</strong><br />
sie starke Flotten. Ihre Schiffe sind insofern anders gebaut, als sie vorn <strong>und</strong> hinten<br />
einen Bug haben <strong>und</strong> so jederzeit landen können. Auch verwenden die Suionen keine<br />
Segel <strong>und</strong> machen die Ruder nicht reihenweise an den Schiffswänden fest; sie handhaben<br />
sie vielmehr völlig lose, wie man das manchmal auf den Flüssen beobachten kann,<br />
<strong>und</strong> setzen sie, je nach Bedarf, bald auf der einen, bald auf der anderen Seite ein. ”<br />
Derartige Boote sind auch in Felsritzungen dargestellt, die noch heute besonders<br />
zahlreich in der schwedischen Landschaft Bohuslän <strong>und</strong> dem benachbarten norwegischen<br />
Gebiet am Oslofjord zu sehen sind.<br />
Bereits um 620 kommen einige Norweger auf die Hebriden. Fast 200 Jahre später siedeln<br />
sie auf den Faröern (800), den Orkney- <strong>und</strong> Shetland-Inseln (802). In Irland gründen sie im<br />
Jahr 820 einen Staat, der bis 1170 im Gebiet des heutigen Dublin besteht. K<strong>und</strong>e von Island<br />
gelangt zu den Wikingern durch den Schweden Gardar Svafrson, der im Jahr 861 von den<br />
Hebriden das Erbteil seiner Frau holen will. Dabei gerät sein Schiff in einen Sturm, der ihn<br />
<strong>und</strong> seine Mannschaft bis an die Nordküste Islands treibt, wo sie überwintern. Bis 930 kommen<br />
nach Island schätzungsweise 20.000 bis 30.000 Norweger.<br />
Nach der Erik-Raude-Saga, die um 1200 Hauk Erlendson in Island aufschreibt, wird Erik<br />
Raude (der Rote) im Jahr 983 wegen Totschlags für drei Jahre in Island als friedlos erklärt. Er<br />
fährt, um Land zu suchen, nach Westen. Er gelangt nach Grönland <strong>und</strong> siedelt dort mit einer<br />
Gruppe von Isländern. Die Siedlung nennt er Brattalid. Dort lebt auch Bard Herjulvason. Dessen<br />
Sohn Bjarne reist im Jahr 986 von Island ab, mit dem Ziel, Grönland zu erreichen.<br />
Er verfehlt jedoch zunächst Grönland <strong>und</strong> sichtet dreimal unbekanntes Land, bis er umkehrt<br />
<strong>und</strong> seinen Vater auf einer Landzunge siedelnd findet. In Norwegen erzählt Bjarne am<br />
Hof des Königs Erik von seinen Irrfahrten. Dort hört Leif Erikson, der Sohn von Erik Raude,<br />
diese Erzählung, kauft von Bjarne das Schiff <strong>und</strong> fährt mit ihm <strong>und</strong> 35 Mann Besatzung nach<br />
Brattalid. Nach sorgfältiger Vorbereitung wiederholen sie zuerst Bjarnes Reise nach Labrador.<br />
Dort wenden sie sich südwärts entlang der Küste. Der Grönlandsaga nach, die erst 1387 von<br />
Jon Todarson im Flatöybuch aufgeschrieben wird, kommen sie nach Winland, wo Wein wild<br />
wächst, Lachs noch vorkommt <strong>und</strong> Korn (Mais) sich selbst sät.<br />
Die Südgrenze für Lachs ist ungefähr der 41. Breitengrad <strong>und</strong> die Nordgrenze für wild<br />
wachsenden Wein liegt beim 42. Breitengrad. Demnach erreichen Leif <strong>und</strong> seine Mannschaft<br />
im Jahr 1000 die Gebiete des heutigen Boston. Torvald, Leifs Bruder, fährt nach dessen<br />
Schilderung mit dem gleichen Schiff <strong>und</strong> 30 Mann Besatzung. Sie siedeln zwei Jahre in<br />
Winland. Bei einem Scharmützel mit den Einwohnern wird Torvald tödlich verw<strong>und</strong>et. Seine<br />
Gruppe gibt daraufhin die Siedlung in Winland auf. Dorthin will Torstein, Leifs zweiter Bruder,<br />
mit dem gleichen Schiff reisen. Er kann Winland jedoch nicht finden.<br />
Der Norweger Helge Ingstad erk<strong>und</strong>ete 1980 zusammen mit seiner Frau, einer Archäologin,<br />
die nördlichste Spitze Neuf<strong>und</strong>lands. Auf der Halbinsel L`Ans-aux-Meadow entdeckte er die<br />
Überreste einer Wikingersiedlung. Sie bestand aus Häusern, die aus Grassoden erbaut waren<br />
<strong>und</strong> denen auf Island <strong>und</strong> Grönland vollständig glichen. Seit dieser Entdeckung gilt die Überlieferung<br />
der Grönlandsaga als gesichert.<br />
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