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Kap. 4 Astronomie und Navigation

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Abb. 4.25 Bestimmung der Höhe einer Pyramide<br />

4 <strong>Astronomie</strong> <strong>und</strong> <strong>Navigation</strong><br />

Bei dem Jakobsstab (baculas jacobi),<br />

den die Engländer Cross Staff, die<br />

Franzosen Arbalete <strong>und</strong> die Portugiesen<br />

Balestilha nennen, <strong>und</strong> der auch unter<br />

der Bezeichnung Gradstock bekannt ist,<br />

handelt es sich um ein einfaches trigonometrisches<br />

Gerät zur Winkelmessung<br />

zwischen zwei Gestirnen oder auch<br />

dem Horizont <strong>und</strong> einem Gestirn <strong>und</strong><br />

wurde erstmals von dem jüdischen Gelehrten<br />

Levi ben Gerson (1288-1344)<br />

im Jahre 1342 in seinem Werk „Traité<br />

de trigonométrie“ beschrieben.<br />

Der Jakobsstab besteht aus einem 70 – 130 cm langen hölzernen Vierkantstab <strong>und</strong> bis zu<br />

vier Schiebern verschiedener Länge. Auf dem Stab werden ein bis zwei Schieber, deren<br />

Auswahl sich nach dem zu messenden Winkel richtet, angebracht. Zu jedem dieser einzelnen<br />

Schieber gehört eine Graduierung auf einer der vier Seiten des Stabes.<br />

Abb. 4.26 Jakobsstab (rechts zerlegt)<br />

Das Gerät diente in der Seefahrt hauptsächlich der Bestimmung der geographischen Breite.<br />

Dazu wurde der Höhenwinkel der Sonne oder eines Fixsternes (meist des Polarsterns) über<br />

dem nautischen Horizont gemessen. Bei der küstennahen <strong>Navigation</strong> wurden mit ihm auch<br />

Winkel zwischen terrestrischen Zielen gemessen <strong>und</strong> damit in der Karte die Position bestimmt.<br />

Um den Betrachtungswinkel eines Gestirns zu messen, musste der Steuermann den<br />

Gradstock in Augenhöhe halten. Nun wurde ein Querstück so lange verschoben, bis der Horizont<br />

<strong>und</strong> das Gestirn mit den Enden des Querstücks in Deckung waren. Auf einer Skala des<br />

Hauptstabes konnte man nun den Stand des Querstückes ablesen. Die halbe Länge des Stabes<br />

dividiert durch den abgelesenen Wert ergab den Tangens des halben gesuchten Beobachtungswinkels.<br />

Die Skalierung des Querstabes war häufig so ausgeführt, dass für eine bestimmte<br />

Querstablänge der Winkel direkt abgelesen werden konnte.<br />

Die Querhölzer verleihen ihm ein armbrustähnliches Aussehen, weswegen bis heute in der<br />

Seefahrt die Formulierung „eine Höhe schießen“ gebräuchlich ist, falls man die Höhe eines<br />

Sterns über den Horizont misst. Ein Problem war sicher die Tatsache, dass man mit ungeschütztem<br />

Auge in die Sonne blicken <strong>und</strong> gleichzeitig den Horizont anpeilen musste. Dies<br />

führte zu Ungenauigkeiten der Messung <strong>und</strong> zu Augenschäden.<br />

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