14.07.2013 Aufrufe

Kap. 4 Astronomie und Navigation

Kap. 4 Astronomie und Navigation

Kap. 4 Astronomie und Navigation

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

4 <strong>Astronomie</strong> <strong>und</strong> <strong>Navigation</strong><br />

Abb. 4.8 Das Observatorium<br />

Chichén Itzá besitzt auch ein eigenes Observatorium. Spiralförmig windet sich ein Gang in<br />

das Innere des R<strong>und</strong>baus, der auf einer zweistufigen Plattform errichtet ist. Durch schmale<br />

Fensterschlitze dringen nur zweimal im Jahr die Sonnenstrahlen für Sek<strong>und</strong>en bis in das Zentrum<br />

des Baus. Auf diese Weise bestimmten die Priester der Maya die Zeit.<br />

4.1.6 Coricancha<br />

Die Umgebung von Cuzco in Peru war eines der Hauptzentren der Inkas. Wo heute der Santo-<br />

Domingo-Konvent steht, befand sich früher das sagenhafte Coricancha („Goldener Hof“),<br />

einer der berühmtesten Tempel Lateinamerikas. Nur drei Spanier sahen das Coricancha jemals<br />

in seiner ganzen Pracht: Die Männer waren von Pizarro von Cjamarca aus unter dem Schutze<br />

Atahuallpas dorthin geschickt worden, um die Eintreibung des Lösegeldes für Atahuallpa zu<br />

beschleunigen. Sie gehörten zu den rauesten aus Pizarros ungebildeter Mannschaft, <strong>und</strong> ihre<br />

Ehrfurcht vor diesem Weltw<strong>und</strong>er beschränkte sich auf das Bestaunen des schier unermesslichen<br />

Goldschatzes. Mit ihren eigenen Händen rissen sie 700 goldene Tafeln von je 4,5 Pf<strong>und</strong><br />

von den Wänden (die zu Tode erschrockenen Indianer weigerten sich, ihnen zu helfen).<br />

Sie berichteten über einen goldenen 190-Pf<strong>und</strong>-Altar <strong>und</strong> ein Becken, ausgeschlagen mit<br />

120 Pf<strong>und</strong> Gold; sonst hinterließen sie keinen weiteren Bericht über das Coricancha. Diese<br />

ersten Plünderer nahmen nur die größeren, leicht zu entfernenden Stücke mit. Mitglieder von<br />

Pizarros Hauptabteilung berichteten später von einer Unmenge von Schätzen: ein Maisfeld<br />

mit silbernen Stielen <strong>und</strong> Blättern mit Kolben aus Gold, goldene Lamas <strong>und</strong> andere Figuren,<br />

Krüge <strong>und</strong> Kelche. Alle diese w<strong>und</strong>erbaren Schätze endeten in den Schmelztiegeln, es blieb<br />

nichts zurück. Die ersten drei Konquistadoren berichteten zwar von der goldenen Sonnenscheibe,<br />

dem heiligsten religiösen Symbol der Inkas, nahmen sie jedoch nicht mit. Später war<br />

sie verschw<strong>und</strong>en; sie muss entfernt worden sein, bevor die Hauptabteilung der Spanier eintraf.<br />

1553 schrieb Cristobal de Molina: „Die Indianer haben diese Sonne so sorgfältig versteckt,<br />

dass sie bis zum heutigen Tag nicht gef<strong>und</strong>en wurde.“<br />

Nach Prescott war die Scheibe so angebracht, dass sie die Strahlen der Morgensonne auffing,<br />

sie in den golden ausgekleideten Tempel zurückwarf <strong>und</strong> diesen in gleißendes Licht hüllte.<br />

Es gab, entsprechend der parallelen Verehrung von Sonne <strong>und</strong> Mond, auch eine silberne<br />

Mondscheibe, von der man annehmen darf, dass sie so angebracht war, dass sie ebenfalls das<br />

Mondlicht in einen silbernen Tempel, den Tempel des Mondes, warf.<br />

Es ist heute fast in Vergessenheit geraten, dass der Tempel den Inkas auch als wichtigste<br />

astronomische Beobachtungsstation diente. In der Kaste der Amautas (der weisen Priester)<br />

gab es eine Unterabteilung der Tarpuntaes, der königlichen Astronomen. Ihre Aufgabe war es,<br />

die Himmelskörper zu beobachten, die Phasen der Sonne zu bestimmen, Sonnenwende <strong>und</strong><br />

Tag- <strong>und</strong> Nachtgleiche zu berechnen, Sonnenfinsternisse vorherzusagen usw. Sie hatten damit<br />

eine lebenswichtige Funktion für viele Bereiche, von religiösen Zeremonien bis zum Bestellen<br />

der Getreidefelder. In frühen Chroniken finden sich Berichte über Monolithe, die auf Anhöhen<br />

am Horizont r<strong>und</strong> um das Cuzco-Tal standen, <strong>und</strong>, vom Coricancha aus gesehen, den Winkel<br />

der Sonne zum Zeitpunkt der Sommer- <strong>und</strong> Wintersonnenwende markierten.<br />

69

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!