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Kap. 4 Astronomie und Navigation

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4 <strong>Astronomie</strong> <strong>und</strong> <strong>Navigation</strong><br />

der Ernte. Interpretiert man die Sichel als Märzsichel <strong>und</strong> den großen Kreis als Oktobervollmond,<br />

so hat man eine Konstellation, wie sie nur auf der geographischen Breite Mitteldeutschlands<br />

vorkommt.<br />

Die symmetrische Anordnung der Sterne auf<br />

der Scheibe<br />

Die korrespondierenden Sterne am Himmel<br />

Abb. 4.13 Die Lage der 25 Sterne <strong>und</strong> ihr möglicher Bezug zum Sternenhimmel<br />

Die übrigen 25 Sterne sind verstreut auf der Himmelsscheibe angebracht. W. Schlosser von<br />

der Ruhr-Universität Bochum interpretiert sie als ein „geordnetes Chaos“, welches den Sternenhimmel<br />

an sich darstellen soll. N. Gasch verweist in einer Untersuchung jedoch darauf,<br />

dass die Anordnung einige Symmetrien aufweist. Legt man die Achse, die durch den am weitesten<br />

links stehenden <strong>und</strong> später versetzten Stern <strong>und</strong> den Mittelpunkt der großen Scheibe<br />

verläuft, als Nord-Süd-Achse fest, so lassen sich die Auf- <strong>und</strong> Untergangsazimuten einiger der<br />

hellsten Sterne interpretieren. Damit hätten sie die Bedeutung von Visierungspunkten. Die<br />

Symmetrie würde sich bei dieser Interpretation aus der Beobachtung von Auf- <strong>und</strong> Untergang<br />

des jeweils gleichen Sterns ergeben.<br />

Des Weiteren könnte mit der Himmelsscheibe von Nebra das bereits erwähnte Problem der<br />

unterschiedlichen Längen des Mondjahres (siderisches Mondjahr) <strong>und</strong> des Sonnenjahres von<br />

den damaligen Menschen gelöst worden sein. Die älteste bekannte Korrekturregel findet sich<br />

in einem babylonischen Keilschrifttext, dem „mul-apin“ (7./6. Jh. v. Chr.). Sie besagt: „Wenn<br />

im Frühlingsmonat, mit dem das Jahr beginnt, eine Neumondsichel bei dem Siebengestirn,<br />

den Plejaden, steht, dann ist dies ein gewöhnliches Jahr. Steht jedoch in diesem Monat erst am<br />

dritten Tag der Mond bei den Plejaden in Form einer dickeren Sichel, dann füge einen Schaltvorgang<br />

ein.“ Mondsichel <strong>und</strong> Plejaden befinden sich auf der Scheibe. Korrespondiert die<br />

Dicke der Sichel auf der Scheibe mit der Mondsichel am Himmel <strong>und</strong> befindet diese sich im<br />

Frühjahrsmonat bei den Plejaden, so muss der Schaltmonat eingefügt werden. Damit hatten<br />

die Schöpfer der Himmelsscheibe diese Erkenntnisse bereits 1000 Jahre früher gekannt <strong>und</strong><br />

auf der Scheibe verschlüsselt.<br />

N. Gasch hat noch weitere Übereinstimmungen festgestellt. Visiert man vom Mittelpunkt<br />

der großen Scheibe die Ränder der beiden Randbögen an, die in ihrer Länge nicht identisch<br />

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