Dem Ziel näher gekommen - eu-DAAD
Dem Ziel näher gekommen - eu-DAAD
Dem Ziel näher gekommen - eu-DAAD
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Katja Irle · ERASMUS-Stipendiatin in Florenz 1995 – 1996<br />
älteren Dame unter und telefonierte mir, das Magazin La Pulce in der Hand, die Finger<br />
wund. Mit noch relativ dürftigen Italienischkenntnissen war das schon eine Herausforderung.<br />
Nach drei Tagen hatte ich endlich ein Zimmer.“<br />
An der Universität musste sie sich umstellen. Das Studiensystem war wesentlicher<br />
verschulter und es gab mehr Frontalunterricht. „Meine italienischen Kommilitonen<br />
waren etwas jünger und irgendwie angepasster. Die Professoren redeten, wir hörten<br />
zu. Es gab kaum Seminare mit Diskussionen und dem Austausch von Thesen und Meinungen.<br />
Das war in Frankfurt komplett anders. Ich erinnere mich an ein Politikseminar<br />
in Florenz, in dem es um ein Buch des Politikwissenschaftlers Angelo Panebianco<br />
ging. Es war ein Kurs mit vier, fünf Studierenden, in dem nur der Professor redete und<br />
referierte. Langweiliger konnte man ein Seminar kaum gestalten. Allerdings saßen wir<br />
dafür teils in wunderschönen Räumen mit Stuckverzierungen an der Decke. Ausgleich<br />
bot auch Professor Giovanni Cipriani, der seine Vorlesungen in die Stadt verlegte und<br />
uns an verschiedensten Orten in Florenz Geschichte anschaulich vor Augen führte.<br />
Das Wissen fokussierende Studium hatte natürlich auch seine Vorteile, und in den<br />
Studienarbeiten wurde ein sehr hohes Niveau verlangt.“<br />
Ein sehr einschneidendes und nachhaltig wirkendes Erlebnis während ihres ERASMUS-<br />
Aufenthaltes war ihr erstes Referat auf Italienisch. „In dieser für mich noch so fremden<br />
Sprache vor Publikum zu referieren, das hat mich im Vorfeld ziemlich mitgenommen.<br />
Doch als das alles klappte und die Angst verfl ogen war, machte es Klick. Zurück an<br />
der Uni in Frankfurt hatte ich keine Hemmungen mehr, vor Publikum zu reden. Habe<br />
ich h<strong>eu</strong>te vor Moderationen ein wenig<br />
Lampenfi eber, denke ich an dieses Referat<br />
und alles ist gut. Nicht nur in diesem<br />
Punkt hat sich der ERASMUS-Aufenthalt<br />
positiv ausgewirkt. Als ich nach Frankfurt<br />
zurückkam, war ich im Kopf vollkommen<br />
klar. Ich wusste plötzlich genau, was<br />
ich wollte und erlebte die beste und in-<br />
Katja Irle, Frankfurt<br />
tensivste Zeit meines Studiums. Dieses<br />
Gefühl, mich in Florenz durchgesetzt<br />
zu haben und gut zurecht<strong>gekommen</strong><br />
43