Leitfaden für Ärzte und Institutionen in MV - Techniker Krankenkasse
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Sexuelle Gewalt<br />
ist meist nicht<br />
spontan<br />
Das K<strong>in</strong>d steht<br />
zwischen Gewalt<br />
<strong>und</strong> Zuwendung<br />
Scham- <strong>und</strong> Angst-<br />
gefühle verh<strong>in</strong>dern<br />
e<strong>in</strong> Sich- Anver-<br />
trauen<br />
<strong>Leitfaden</strong> Gewalt gegen K<strong>in</strong>der Mecklenburg-Vorpommern<br />
zu denen e<strong>in</strong>e flüchtige Vorbeziehung der Opfer bestand, beträgt 7%<br />
<strong>und</strong> zu denen ke<strong>in</strong>e Vorbeziehung bestand, 37%.<br />
Bei den Jungen sieht es ähnlich aus: Der Anteil von missbrauchenden<br />
Verwandten <strong>und</strong> Bekannten beträgt zusammen 53%. Mädchen werden<br />
dabei um 4% häufiger durch Verwandte missbraucht als Jungen, Jun-<br />
gen zu 7% häufiger durch Bekannte als Mädchen. Bei den Jungen be-<br />
trägt der Anteil der Täter, zu denen e<strong>in</strong>e flüchtige Vorbeziehung be-<br />
stand, 8% <strong>und</strong> zu denen ke<strong>in</strong>e Vorbeziehung bestand, 30%.<br />
Opfer-Tatverdächtigen-<br />
Beziehung<br />
22<br />
Opfer-Tatverdächtigen-Beziehung<br />
<strong>in</strong>sgesamt<br />
Opfer<br />
männlich weiblich<br />
Verwandtschaft 2924 603 2321<br />
Bekanntschaft 4982 1423 3559<br />
flüchtige Beziehung 1166 304 862<br />
ke<strong>in</strong>e Vorbeziehung 5696 1149 4547<br />
ungeklärt 1212 322 890<br />
Summe 15980 3801 12179<br />
(Polizeiliche Krim<strong>in</strong>alstatistik 2006; Bereich: B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland)<br />
E<strong>in</strong> wesentlicher Unterschied zwischen sexuellem Missbrauch <strong>und</strong> kör-<br />
perlicher Misshandlung ist, dass der Täter häufiger <strong>in</strong> überlegter Absicht<br />
handelt. Sexuelle Übergriffe s<strong>in</strong>d eher geplant als körperliche Gewaltta-<br />
ten.<br />
E<strong>in</strong>ige spezifische Merkmale s<strong>in</strong>d charakteristisch <strong>für</strong> den sexuellen<br />
Missbrauch, wenn er <strong>in</strong> der Familie stattf<strong>in</strong>det. Der Täter nutzt <strong>in</strong> beson-<br />
derem Maße das Macht- <strong>und</strong> Abhängigkeitsverhältnis aus, das zwischen<br />
ihm <strong>und</strong> dem betroffenen K<strong>in</strong>d besteht. Dieses Machtgefälle <strong>und</strong> das<br />
Vertrauen des K<strong>in</strong>des ermöglichen ihm, das K<strong>in</strong>d zu sexuellen Handlun-<br />
gen zu zw<strong>in</strong>gen. Dabei wendet er meist ke<strong>in</strong>e körperliche Gewalt an.<br />
Das K<strong>in</strong>d wird mit Drohungen zur Geheimhaltung verpflichtet. Übergriffe<br />
können auch mit Zuwendungen verb<strong>und</strong>en se<strong>in</strong>. Auf diese Weise wird<br />
das K<strong>in</strong>d zunächst sche<strong>in</strong>bar aufgewertet. Die Widersprüche im Verhal-<br />
ten des Täters s<strong>in</strong>d <strong>für</strong> das K<strong>in</strong>d nicht zu durchschauen. Das K<strong>in</strong>d sucht<br />
daher die Schuld <strong>für</strong> die sexuellen Übergriffe bei sich <strong>und</strong> schämt sich<br />
da<strong>für</strong>.<br />
Die Scham, von e<strong>in</strong>er meist geliebten <strong>und</strong> geachteten Person sexuell<br />
missbraucht zu werden, macht es dem K<strong>in</strong>d nahezu unmöglich, sich<br />
e<strong>in</strong>er dritten Person anzuvertrauen. Jungen können häufig noch mehr<br />
Schwierigkeiten haben, sich mitzuteilen. Bei e<strong>in</strong>igen Jungen kann der<br />
Missbrauch zusätzlich mit e<strong>in</strong>er Angst e<strong>in</strong>hergehen, <strong>für</strong> homosexuell