Leitfaden für Ärzte und Institutionen in MV - Techniker Krankenkasse
Leitfaden für Ärzte und Institutionen in MV - Techniker Krankenkasse
Leitfaden für Ärzte und Institutionen in MV - Techniker Krankenkasse
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
E<strong>in</strong>fühlsamer<br />
Umgang mit dem<br />
K<strong>in</strong>d<br />
Bei e<strong>in</strong>em Ver-<br />
dacht zuerst Ver-<br />
trauen schaffen<br />
<strong>Leitfaden</strong> Gewalt gegen K<strong>in</strong>der Mecklenburg-Vorpommern<br />
Spermaspuren). E<strong>in</strong> negativer Bef<strong>und</strong> kann dem K<strong>in</strong>d die Erleichterung<br />
geben, dass es unversehrt geblieben ist. Häufig haben K<strong>in</strong>der konkrete<br />
Ängste, schwanger oder krank zu se<strong>in</strong>. Diese Ängste werden jedoch<br />
nicht geäußert. E<strong>in</strong>e Untersuchung kann dazu beitragen, diese Be<strong>für</strong>ch-<br />
tungen abzubauen. Dennoch sollten Sie beachten, dass das betroffene<br />
K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e körperliche Untersuchung als e<strong>in</strong>en weiteren Übergriff erleben<br />
kann. Daher sollte die Untersuchung äußerst behutsam durchgeführt<br />
werden.<br />
Erklären Sie dem K<strong>in</strong>d die Untersuchungsschritte. Sie sollten offen über<br />
das Thema sprechen können <strong>und</strong> sich nicht überängstlich verhalten.<br />
Weigert sich e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d, so sollte es möglichst nicht zur Untersuchung<br />
gezwungen werden, sondern Zeit bekommen, mit der Situation vertrau-<br />
ter zu werden.<br />
4.7 Bewertung <strong>und</strong> Gewichtung der Bef<strong>und</strong>e<br />
Alle erhobenen Bef<strong>und</strong>e müssen zusammenfassend bewertet werden.<br />
Die Diagnose soll den körperlichen <strong>und</strong> psychischen Bef<strong>und</strong> des K<strong>in</strong>des,<br />
die familiäre Interaktion <strong>und</strong> die Familiensituation beschreiben. Es wird<br />
festgestellt, ob e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d normal entwickelt ist, ob Auffälligkeiten <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />
Entwicklung bestehen <strong>und</strong> ob diese Auffälligkeiten das Ausmaß von<br />
Behandlungsbedürftigkeit erreichen.<br />
Die Ergebnisse der Interaktionsbeobachtung <strong>und</strong> die Erhebung der Be-<br />
lastungsfaktoren führen zu e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>schätzung von Belastungen <strong>und</strong><br />
Stärken der Familie <strong>und</strong> von fördernden <strong>und</strong> hemmenden E<strong>in</strong>flüssen auf<br />
die Entwicklung des K<strong>in</strong>des. Misshandlung, Vernachlässigung <strong>und</strong> se-<br />
xueller Missbrauch werden unter den Belastungen erfasst. Aus der Ver-<br />
teilung von Belastungen <strong>und</strong> Stärken sollte sich ergeben, welche Hilfen<br />
erforderlich s<strong>in</strong>d.<br />
4.8 Verifizieren der Verdachtsdiagnose<br />
Wenn der Verdacht noch nicht ganz abgesichert ist, sollten Sie zu-<br />
nächst vermeiden, mit der Familie bzw. den Eltern darüber zu sprechen.<br />
Wichtiger ist zuerst, das Vertrauen der Familie zu gew<strong>in</strong>nen. Das K<strong>in</strong>d<br />
sollte häufiger wiedere<strong>in</strong>bestellt werden, damit Sie sowohl zum K<strong>in</strong>d als<br />
auch zu den Eltern e<strong>in</strong>e positive Beziehung aufbauen können. So ste-<br />
hen Sie weiterh<strong>in</strong> dem K<strong>in</strong>d <strong>und</strong> der Familie beratend zur Seite <strong>und</strong><br />
können den Ges<strong>und</strong>heitszustand des K<strong>in</strong>des beobachten. Es gibt ke<strong>in</strong>e<br />
allgeme<strong>in</strong>gültige Grenze, bei der unbed<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>geschritten werden muss.<br />
Diese Entscheidung können Sie nur im E<strong>in</strong>zelfall nach Abwägung der<br />
Risiken treffen.<br />
56