Bericht des Bundesrates ueber die EU-Osterweiterung und die ...
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3. Auswirkungen auf den Schweizer Arbeitsmarkt <strong>und</strong> <strong>die</strong> Sozialversicherungen<br />
3.1. Ausgangslage<br />
Acht Mittel- <strong>und</strong> Osteuropäische Länder sind am 1. Mai 2004 der <strong>EU</strong> beigetreten. 1 Es handelt<br />
sich dabei um <strong>die</strong> drei baltischen Staaten - Estland, Lettland <strong>und</strong> Litauen-, Polen, <strong>die</strong> Republiken<br />
Tschechien <strong>und</strong> Slowakei, Ungarn <strong>und</strong> Slowenien, welche oft unter der Bezeichnung "MOEL-8"<br />
zusammengefasst werden. In <strong>die</strong>sen Ländern leben 74 Mio. Menschen, was ca. 20% der <strong>EU</strong>-<br />
Bevölkerung vor ihrer Erweiterung entspricht. Bulgarien <strong>und</strong> Rumänien, mit weiteren 30 Mio.<br />
Einwohnern, hoffen bis 2007 betreten zu können (zusammen: MOEL-10). Mittlerweile ist auch<br />
Kroatien Beitrittskandidat <strong>und</strong> strebt gleichfalls für 2007 eine Mitgliedschaft an, ohne dass <strong>die</strong>s<br />
in den nachfolgenden Ausführungen berücksichtigt werden konnte. Zusammen kennen <strong>die</strong> 3<br />
Kandidatenländer eine Bevölkerungszahl von 34.2 Mio. oder 10% der <strong>EU</strong>-15.<br />
Die <strong>EU</strong>-15 hat mit den neuen Mitgliedern flexible Übergangsvereinbarungen getroffen, <strong>die</strong> es<br />
den alten Mitgliedstaaten gestatten, <strong>die</strong> Zuwanderung von Arbeitskräften aus den neuen Mitgliedstaaten<br />
bis spätestens 30. April 2011 zu begrenzen.<br />
Gemäss bilateralen Abkommen der Schweiz mit der <strong>EU</strong>-15 findet <strong>die</strong> Personenfreizügigkeit nicht<br />
automatisch Anwendung auf neu beitretende Staaten der <strong>EU</strong>. Eine Verweigerung <strong>die</strong>ser Gr<strong>und</strong>freiheit<br />
würde aber das Personenfreizügigkeitsabkommen mit der <strong>EU</strong>-15 <strong>und</strong> damit <strong>die</strong> übrigen<br />
bilateralen Abkommen der Schweiz gefährden. Ziel der Schweiz war es daher, vergleichbare Bedingungen<br />
wie <strong>die</strong> fünfzehn bisherigen <strong>EU</strong>-Staaten bzgl. Übergangsfristen zugesprochen zu erhalten.<br />
Diese konnten mit der <strong>EU</strong> mittlerweile ausgehandelt werden.<br />
Im Zusammenhang mit der <strong>EU</strong>-<strong>Osterweiterung</strong> stellt sich u.a. <strong>die</strong> Frage, welche Zuwanderung<br />
durch <strong>die</strong> Personenfreizügigkeit ausgelöst würde <strong>und</strong> welches <strong>die</strong> kurz- <strong>und</strong> langfristigen Effekte<br />
einer allfälligen Zuwanderung auf den Arbeitsmarkt, d.h. auf <strong>die</strong> Beschäftigung, <strong>die</strong> Arbeitslosigkeit<br />
oder <strong>die</strong> Lohnentwicklung, wären. Abgeleitet aus den Arbeitsmarkteffekten stellt sich<br />
zudem <strong>die</strong> Frage nach der Wirkung auf <strong>die</strong> Schweizer Sozialversicherungen.<br />
3.2. Prognose der Zuwanderung<br />
Die Frage <strong>des</strong> Migrationspotentials aus Mittel- <strong>und</strong> Osteuropäischen Ländern wurde für <strong>die</strong><br />
Schweiz bislang nicht im Detail untersucht. Zwei Stu<strong>die</strong>n, welche anlässlich <strong>des</strong> Integrationsberichts<br />
<strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>rates 1999 erstellt wurden, beschäftigten sich mit den Auswirkungen einer<br />
Personenfreizügigkeit der Schweiz mit der <strong>EU</strong>-15 auf den Arbeitsmarkt. Die Frage einer <strong>EU</strong>-<br />
Erweiterung wurde dabei nur am Rande behandelt. 2<br />
Darüber hinaus gibt es heute jedoch verschiedene Stu<strong>die</strong>n zu den erwarteten Auswirkungen einer<br />
<strong>EU</strong>-<strong>Osterweiterung</strong> auf <strong>die</strong> Staaten der <strong>EU</strong>-15. Je nach angewandter Methodik wird <strong>die</strong> Zuwanderung<br />
in <strong>die</strong> <strong>EU</strong>-15 aus den MOEL-8 auf 140'000 – 240'000 Personen pro Jahr geschätzt.<br />
1 Zypern <strong>und</strong> Malta zählen zusammen r<strong>und</strong> 1 Mio. Einwohner <strong>und</strong> sind der <strong>EU</strong> ebenfalls am 1. Mai 2004 beigetreten.<br />
Sie werden in der Folge ausgeklammert, da sie nicht zur <strong>EU</strong>-<strong>Osterweiterung</strong> gezählt werden <strong>und</strong> daher in den meisten<br />
Analysen fehlen. Ihre Bedeutung ist auch bzgl. der vorliegenden Fragestellung vernachlässigbar.<br />
2 vgl. Straubhaar (1999) <strong>und</strong> Weber (1999).<br />
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