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Bericht des Bundesrates ueber die EU-Osterweiterung und die ...

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Unter Einbezug von Rumänien <strong>und</strong> Bulgarien (MOEL-10) beträgt <strong>die</strong> Spannweite der Schätzungen<br />

200'000 – 790'000. 3 Mit <strong>die</strong>ser Grössenordnung liegen <strong>die</strong> Schätzungen der Zuwanderung<br />

über den Werten, welche man bei der Erweiterung der Europäischen Gemeinschaft nach Süden<br />

beobachtete. Die grosse Spannbreite von Ergebnissen zeigt aber auch, wie schwierig eine Abschätzung<br />

ist. Gewisse Autoren erachten derartige Schätzungen wegen der notwendigen Annahmen<br />

<strong>und</strong> Analogieschlüsse gar als „unseriös <strong>und</strong> gefährlich“ (vgl. Dustmann, 2001).<br />

Als erklärende Faktoren bei der Prognose der Zuwanderung aus Osteuropa in <strong>die</strong> <strong>EU</strong>-15 spielen<br />

folgende Elemente eine Rolle:<br />

• Die Länder weisen einen bedeutenden Bevölkerungsbestand auf (MOEL-10 > 100 Mio.)<br />

• Das Gefälle in den pro Kopf Einkommen ist erheblich, was Anreize zur Migration schafft.<br />

Die Konvergenz der Einkommen ist zudem zu langsam, als dass sich <strong>die</strong> Differenz rasch verringern<br />

würde. Das BIP pro Kopf der 10 neuen <strong>EU</strong>-Mitgliedstaaten betrug 2002 (zu Kaufkraftparitäten)<br />

r<strong>und</strong> 46% <strong>des</strong> Niveaus der <strong>EU</strong>-15. 4<br />

Weitere erklärende Faktoren der Migration <strong>und</strong> deren geografischer Verteilung auf <strong>die</strong> <strong>EU</strong>-15<br />

sind<br />

• <strong>die</strong> Arbeitsmarktsituation in den Herkunfts- <strong>und</strong> vor allem den Aufnahmeländern<br />

• der Bestand der bereits in der <strong>EU</strong>-15 ansässigen Bevölkerung aus den Beitrittsländern bzw.<br />

existierende soziale Netzwerke (sog. Ketten-Migration)<br />

• <strong>die</strong> geografische, kulturelle <strong>und</strong> sprachliche Nähe der Herkunftsländer zu den Zielländern.<br />

Eine von der <strong>EU</strong>-Kommission in Auftrag gegebenen Stu<strong>die</strong> liefert Prognosen zur Zuwanderung<br />

in einzelne Länder der <strong>EU</strong>-15, welche sich unter gewissen vereinfachenden Annahmen auch auf<br />

<strong>die</strong> Schweiz übertragen lassen. Natürlich gelten auch hier alle methodischen Vorbehalte, welche<br />

man gegenüber solchen Untersuchungen generell machen muss.<br />

Gemäss den Schätzungen der Europäischen Kommission (2000), beträgt <strong>die</strong> erwartete Zuwanderung<br />

in <strong>die</strong> <strong>EU</strong>-15 bei unverzüglicher Einführung der Personenfreizügigkeit für <strong>die</strong> MOEL-10<br />

pro Jahr 335'000 Personen, bzw. 120'000 Arbeitskräfte (200'000 resp. 70'000 davon MOEL-8).<br />

Auf 30 Jahre hinaus wird das Migrationspotential der MOEL-10 auf 3.9 Millionen Personen geschätzt,<br />

was r<strong>und</strong> 4% der Bevölkerung der Herkunftsländer bzw. 1% der Bevölkerung der <strong>EU</strong>-15<br />

entspricht. 5<br />

Zur Abschätzung der Verteilung auf <strong>die</strong> verschiedenen <strong>EU</strong>-Länder geht <strong>die</strong> Europäische Kommission<br />

(2000) in ihren Simulationen davon aus, dass sich <strong>die</strong> Zuwanderung proportional zu den<br />

bereits im entsprechenden <strong>EU</strong>-Land wohnhaften Bürgern der MOEL-10 verhält. Gemäss seinen<br />

Schätzungen lebten 1998 gut 850'000 Personen aus den MOEL-10 in der <strong>EU</strong>-15, wovon 65% auf<br />

Deutschland <strong>und</strong> 12% auf Österreich entfielen. Entsprechend hätten Deutschland <strong>und</strong> Österreich<br />

unter <strong>die</strong>ser Annahme mit 65 bzw. 12% der Zuwanderung zu rechnen. Bezieht man <strong>die</strong> Schweiz<br />

in <strong>die</strong>se Berechnungen mit ein – 1998 lebten r<strong>und</strong> 20'000 Personen aus den MOEL-10 bei uns –<br />

3 vgl. Europäische Kommission (2001b), sowie <strong>die</strong> darin zitierte Literatur.<br />

4 Zur Illustration: Bei einem um systematisch 2%-Punkte höheren Wirtschaftswachstum wären 22 Jahre nötig, um<br />

auf 71% <strong>des</strong> pro Kopf Einkommens der <strong>EU</strong>-15 zu gelangen (heutige relative Position Griechenlands <strong>und</strong> Portugals).<br />

5 Sensitivitätsanalysen ergeben Schätzungen der Zuwanderung zwischen 2.9 <strong>und</strong> 4.5 Millionen Personen.<br />

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