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Bericht des Bundesrates ueber die EU-Osterweiterung und die ...

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4. <strong>EU</strong>-<strong>Osterweiterung</strong> <strong>und</strong> Auswirkungen auf den Schweizer Franken<br />

4.1. Die Auswirkungen auf den Euro-Kurs <strong>des</strong> Frankens<br />

Die Auswirkungen der <strong>EU</strong>-Erweiterung auf den Eurokurs <strong>des</strong> Frankens sind schwer vorauszusagen.<br />

Es ist möglich, dass <strong>die</strong> grössere Heterogenität, <strong>die</strong> mit den neuen Mitgliedern auf <strong>die</strong> <strong>EU</strong><br />

zukommt, von den Finanzmärkten als Belastung für den Euro gesehen wird <strong>und</strong> den Euro tendenziell<br />

schwächt. Es ist aber ebenso möglich, dass <strong>die</strong> Erweiterung der <strong>EU</strong>-Wirtschaft einen<br />

solchen Wachstumsschub verleiht, dass <strong>die</strong>s den Euro tendenziell stärkt.<br />

Aus heutiger Sicht sind es vor allem drei Gründe, <strong>die</strong> dafür sprechen, dass <strong>die</strong> <strong>EU</strong>-Erweiterung<br />

den Euro kaum stark erschüttern wird. Erstens ist <strong>die</strong> Gruppe der Neumitglieder im Vergleich<br />

zum Total der erweiterten <strong>EU</strong> relativ klein. Gemessen am BIP macht der Anteil gerade etwa 5<br />

oder 6% aus. Es ist <strong>die</strong>s das selbe Argument der unterschiedlichen Grössenordnungen, das bereits<br />

dafür spricht, dass <strong>die</strong> Integration in den europäischen Binnenmarkt <strong>die</strong> Volkswirtschaften der<br />

Beitrittsländer sehr viel stärker stimulieren wird als den Wirtschaftsraum der <strong>EU</strong>-15. Zweitens ist<br />

<strong>die</strong> Euro-Einführung in den Beitrittsländern an einen Prozess geknüpft <strong>und</strong> setzt <strong>die</strong> Erfüllung<br />

von Bedingungen voraus, so dass sie, wenn sie in einigen Jahren vollzogen wird, <strong>die</strong> Märkte sicher<br />

nicht überraschen wird. Drittens hat <strong>die</strong> EZB bereits klar gemacht, dass <strong>die</strong> <strong>EU</strong>-Erweiterung<br />

für sie kein Gr<strong>und</strong> ist, ihre Politik zu ändern.<br />

4.2. Voraussetzungen <strong>und</strong> Zeitpunkt eines Beitritts zur Währungsunion<br />

Die neuen <strong>EU</strong>-Mitgliedstaaten sind vertraglich verpflichtet, der europäischen Wirtschafts- <strong>und</strong><br />

Währungsunion (WWU) beizutreten, sofern <strong>und</strong> sobald alle Bedingungen dafür erfüllt sind. Dabei<br />

unterliegen <strong>die</strong>se Länder denselben Bedingungen für den WWU-Beitritt wie <strong>die</strong> bisherigen<br />

Mitglieder: Sie müssen einen hohen Grad an dauerhafter wirtschaftlicher Konvergenz im Verhältnis<br />

zur Euro-Zone aufweisen. Dies wird anhand der sogenannten „Maastrichter Konvergenzkriterien“<br />

beurteilt. Die vier wichtigsten Kriterien sind: Preisstabilität; eine auf <strong>die</strong> Dauer tragbare<br />

Finanzlage der öffentlichen Hand, d.h. ein Budgetdefizit von höchstens 3% <strong>des</strong> BIP <strong>und</strong> eine<br />

Staatsverschuldung von höchstens 60% <strong>des</strong> BIP, jedoch unter Berücksichtigung gewisser Sonderfaktoren;<br />

eine vorgängige, zweijährige Teilnahme am europäischen Wechselkursmechanismus<br />

(WKM II) als Kriterium der Tragbarkeit eines festen Wechselkurses zum Euro; sowie ein angemessenes<br />

Niveau der langfristigen Zinsen.<br />

Aufgr<strong>und</strong> ihrer wachstumsbedingt eher hohen Leistungsbilanzdefizite, einer teils durch <strong>die</strong> Kosten<br />

<strong>des</strong> Transitionsprozesses bedingten schwierigen Lage der öffentlichen Finanzen sowie tendenziell<br />

höherer Inflationsraten dürfte es den Neumitgliedern gr<strong>und</strong>sätzlich schwerer fallen als<br />

den „alten“ <strong>EU</strong>-Volkswirtschaften, <strong>die</strong> Maastricht-Kriterien zu erfüllen. Umgekehrt könnte eine<br />

forcierte Sanierungspolitik zur Erfüllung der haushaltspolitischen Maastricht-Kriterien den wirtschaftlichen<br />

Aufholprozess der Neumitglieder zumin<strong>des</strong>t in einer ersten Phase behindern.<br />

Die Voraussetzungen <strong>und</strong> Interessenlagen der einzelnen Neumitglieder in Bezug auf einen frühen<br />

WWU-Beitritt unterscheiden sich teils beträchtlich. So nehmen einige der kleinen Neumitglieder<br />

faktisch bereits am WKM II teil, indem sie fixe Wechselkurse zum Euro eingeführt haben. Ein<br />

relativ rascher Übergang zum Euro könnte für <strong>die</strong>se Länder auch ökonomisch sinnvoll sein, weil<br />

ihre sehr kleinen Währungsräume für externe Schocks besonders anfällig sind. Für <strong>die</strong> grösseren<br />

Volkswirtschaften wie Polen, Ungarn oder Tschechien dagegen, <strong>die</strong> gegenwärtig ein sauberes<br />

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