Bericht des Bundesrates ueber die EU-Osterweiterung und die ...
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oder administriertes Floating ihrer Währungen pflegen, kann sich <strong>die</strong> Lage sowohl in bezug auf<br />
<strong>die</strong> Möglichkeiten als auch hinsichtlich der ökonomischen Rationalität eines raschen WWU-<br />
Beitritts durchaus anders präsentieren.<br />
4.3. Auswirkungen auf <strong>die</strong> Wechselkurse der Neumitglieder<br />
Etwas einfacher als <strong>die</strong> Folgen der <strong>EU</strong>-Erweiterung für den Euro sind <strong>die</strong> Wirkungen auf <strong>die</strong><br />
Wechselkurse der Neumitglieder zu beurteilen.<br />
Die heutige Situation stellt sich so dar, dass das Pro-Kopf-Einkommen der neuen <strong>EU</strong>-<br />
Mitgliedsländer deutlich unter dem Durchschnitt der <strong>EU</strong>-15 liegt, gleichzeitig aber auch <strong>die</strong> Aussicht<br />
besteht, dass es den neuen Mitgliedern gelingen wird, <strong>die</strong>se Lücke schrittweise zu reduzieren.<br />
Damit dürften auch <strong>die</strong> realen Wechselkurse <strong>die</strong>ser Länder allmählich steigen. Wo der nominelle<br />
Wechselkurs gegenüber dem Euro noch mehr oder weniger flexibel ist, kann <strong>die</strong>s über eine<br />
Veränderung <strong>des</strong> nominellen Wechselkurses gehen. So standen <strong>die</strong> Wechselkurse der Neumitglieder<br />
bereits in der jüngeren Vergangenheit häufig unter Aufwertungsdruck. Wo der nominelle<br />
Wechselkurs fest ist (d.h. insbesondere auch nach der Einführung <strong>des</strong> Euro), wird <strong>die</strong> reale Aufwertung<br />
gegenüber den anderen <strong>EU</strong>-Ländern aus einer über dem <strong>EU</strong>-Durchschnitt liegenden Inflation<br />
resultieren. Die Begründung für <strong>die</strong> reale Aufwertung liefert der sog. Balassa-Samuelson-<br />
Effekt. 11<br />
Auf den Wechselkurs <strong>des</strong> Euro gegenüber Drittwährungen wie dem Franken dürfte der Balassa-<br />
Samuelson-Effekt hingegen keinen wesentlichen Effekt haben. Im Unterschied zu den Neumitgliedern<br />
wird das Pro-Kopf-Einkommen der <strong>EU</strong>-25 mit der Erweiterung zunächst fallen, bevor es<br />
sich wieder schrittweise verbessert (immer im Vergleich zu einer hypothetischen Situation ohne<br />
<strong>EU</strong>-Erweiterung). Der Euro könnte somit zunächst schwächer werden, bevor er wieder stärker<br />
wird. Aufgr<strong>und</strong> der eingangs erwähnten Gründe (relativ geringer Anteil der Neumitglieder am<br />
BIP der <strong>EU</strong>; <strong>EU</strong>-Erweiterung war lange beschlossen <strong>und</strong> <strong>des</strong>halb auch von den Märkten antizipiert),<br />
ist jedoch zu erwarten, dass sich <strong>die</strong>s im Wechselkurs kaum klar <strong>und</strong> eindeutig erkennbar<br />
niederschlagen wird.<br />
11 Dieser lässt sich wie folgt erklären. Der Beitritt von Ländern mit relativ tiefem Pro-Kopf-Einkommen zum integrierten<br />
Markt der <strong>EU</strong> bewirkt in den betreffenden Ländern Produktivitätsgewinne, <strong>die</strong> sich vor allem im Exportsektor<br />
manifestieren. Damit werden <strong>die</strong> Löhne nicht nur im Exportsektor, sondern auch im Binnensektor steigen. Der<br />
Lohnanstieg im Binnensektor ist darauf zurückzuführen, dass <strong>die</strong> beiden Sektoren auf dem Arbeitsmarkt Konkurrenten<br />
sind, so dass <strong>die</strong> Löhne im Binnensektor mit jenen im Exportsektor Schritt halten müssen. Da der Binnensektor<br />
nicht <strong>die</strong> Produktivitätsgewinne <strong>des</strong> Exportsektors aufweist, muss er, um profitabel zu bleiben, seine Preise relativ zu<br />
jenen <strong>des</strong> Exportsektors erhöhen. Nun kann das Verhältnis zwischen den Preisen <strong>des</strong> Binnen- <strong>und</strong> <strong>des</strong> Exportsektors<br />
(genauer: das Verhältnis der Preise der international nicht-gehandelten Güter zu den Preisen der international gehandelten<br />
Güter) als Mass <strong>des</strong> realen Wechselkurses betrachtet werden. Es ergibt sich damit das Ergebnis, dass <strong>die</strong> im<br />
Exportsektor der Beitrittsländer zu erwartenden deutlichen Produktivitätsgewinne in <strong>die</strong>sen Ländern zu einer realen<br />
Aufwertung der Währung führen.<br />
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