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Technische Universität <strong>Berlin</strong><br />
Institut für <strong>Mikroelektronik</strong><br />
Lukas Bauer<br />
Dissertation<br />
Perspektiven des modernen ASIC-Designs<br />
Kapitel 4.4<br />
Seite 63<br />
Signale wurden vom eingesetzten Programm in allen Takten <strong>mit</strong> einem Richtungswechsel der<br />
bidirektionalen Pins völlig unnötig ausmaskiert und so<strong>mit</strong> vom Tester nicht <strong>mit</strong> den Sollwerten<br />
verglichen. Das Ergebnis war, dass bei einem ISDN-Controller-ASIC [A-17] die Ausgangswerte<br />
eines Speichertests komplett ausmaskiert und in der Folge ASICs <strong>mit</strong> defektem RAM nicht aussortiert,<br />
sondern zusammen <strong>mit</strong> den funktionsfähigen ASICs ausgeliefert wurden. Das Auslöten<br />
und Ersetzten der defekten ASICs verursachte enorme Kosten. Dieses Ereignis zeigt eindrucksvoll,<br />
wie wichtig eine gewissenhafte Verifikation wirklich aller Schritte im Entwurfsprozess eines<br />
ASICs ist, auch wenn in diesem Fall das unübersichtliche tabellarische Testvektorformat eine<br />
visuelle Prüfung stark erschwerte.<br />
4.4.2 Die Lücke im Verifikationsablauf als Damoklesschwert<br />
4.4.2.1 Die Notwendigkeit einer lückenlosen Verifikation<br />
„Der ASIC-Designer“, so ein ehemaliger Kommilitone [50] des Verfassers, „fürchtet zwei Dinge<br />
im Leben: dass ihm der Himmel auf den Kopf fällt und dass der Chip nicht funktioniert.“<br />
So trivial die Aussage „der Chip muss funktionieren“ auch sein mag, ist sie doch die wichtigste<br />
Grundeinstellung des ASIC-Designers. Nur wer die Forderung so weit verinnerlicht hat, dass er<br />
den Fehlerfall der Apokalypse gleichsetzt, kann im ASIC-Geschäft die notwendige Sorgfalt<br />
durchhalten, alle Teile des Designs und alle Schritte der Umsetzung bis zur Abgabe des Layouts<br />
hinreichend genau zu kontrollieren und zu verifizieren, so dass die verbleibende Fehlerwahrscheinlichkeit<br />
zu vernachlässigen ist.<br />
Dabei wird im Laufe der Zeit zum einen der Druck immer größer, einen Entwurf „first time<br />
right“ zu bewältigen, da die Kosten für ein Redesign explodieren – und zwar sowohl die NRE-<br />
Kosten moderner Technologien als auch die aus der zeitlichen Verzögerung eines Redesigns<br />
resultierenden Marktverluste der immer höhervolumigen Projekte. Zum anderen erfordern die<br />
exponentiell wachsenden Schaltungskomplexitäten eine immer perfektere Verifikation aller Einzelteile.<br />
Zur Erinnerung: Entwirft ein Designer eine Schaltung <strong>mit</strong> einer Fehlerwahrscheinlichkeit von<br />
10%, so wird er fünf Jahre später ein aus 10 derartigen Teilen zusammengesetztes Design entwerfen<br />
wollen, das noch <strong>mit</strong> p = 0,9 10 , also 35% Wahrscheinlichkeit funktioniert. Nur weitere<br />
fünf Jahre später muss er einen aus 100 derartigen Teilen bestehenden Chip konstruieren, der bei<br />
gleichen Einzelwahrscheinlichkeiten nur noch <strong>mit</strong> p = 0,9 100 funktionieren wird, was der unvorstellbar<br />
geringen Wahrscheinlichkeit von 0,003% entspricht. Mögliche Fehler in den Verbindungen<br />
der Einzelteile sind dabei noch nicht einmal berücksichtigt. Zwar kann die Sicherheit im<br />
Entwurf durch die vorgestellten modernen Methoden deutlich gesteigert werden, dies kompensiert<br />
aber nicht ganz das Wachstum der Komplexität, so dass eine erheblich gesteigerte Sorgfalt<br />
in der Verifikation unerlässlich ist.<br />
Außerdem bedeutet jede Anwendung von Automatismen wie z. B. der Logiksynthese, dass der<br />
Faktor Mensch zwar bei der Ausführung dieser Umsetzungsvorgänge herausfällt, doch es ist zu<br />
bedenken, dass bei der Programmierung der Tools oder bei der Erstellung der Bibliotheken Fehler<br />
unterlaufen sein können, die eine fehlerhafte Umsetzung zur Folge haben können. Eine lükkenlose<br />
Kontrolle der Ergebnisse aller Programmläufe ist daher unverzichtbar.<br />
Automatische Kontrollmechanismen müssen dabei von der HDL-Beschreibung bis zur GDSII-<br />
<strong>Datei</strong> des Layouts den gesamten Design Flow begleiten. Sie sollen sicherstellen, dass auf dem<br />
Wege dieser Umsetzung die Funktionalität unverändert geblieben ist. Dies ist aber nur gewährleistet,<br />
wenn die Kontrollmechanismen sowohl in der Breite die gesamte Schaltung (jedes Gatter)<br />
erfassen als auch in der Tiefe den gesamten Design Flow abdecken. Da ein funktionaler Vergleich