Magazin im Volltext - Wirtschaftsprüferkammer
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44 Analysen und Meinungen WPK <strong>Magazin</strong> 2/2013<br />
schen Werte aufrecht zu halten, die<br />
der Berufsstand zu befolgen hat.<br />
Ich bin davon überzeugt, dass die<br />
große Mehrheit der Wirtschaftsprüfer<br />
diesen Idealen gerecht wird. Es<br />
ist aber auch eine Tatsache, dass<br />
in sehr seltenen Fällen Prüfer dem<br />
Druck erliegen. In diesen einzelnen<br />
Fällen sollte die Berufs- und Kontrollaufsicht<br />
der jeweiligen Jurisdiktion<br />
nach meinem Dafürhalten<br />
tätig werden, um zu verhindern,<br />
dass der Berufsstand als Ganzes in<br />
Misskredit gebracht wird.<br />
Inwieweit besteht das Risiko,<br />
dass Wettbewerb zwischen Abschlussprüfern<br />
unethisches Verhalten<br />
fördert und was kann dagegen<br />
unternommen werden?<br />
Es gehört zu den Charakteristika offener<br />
Märkte, dass Wettbewerb die<br />
Wirtschaftlichkeit st<strong>im</strong>uliert, wovon<br />
die breite Öffentlichkeit wiederum<br />
in Form von geringeren Preisen<br />
für Waren und Dienstleistungen<br />
profitiert. Auf dem Prüfungsmarkt<br />
sieht es nicht anders aus. Der Code<br />
stellt klar heraus, dass es an sich<br />
nicht unethisch ist, wenn ein Prüfer<br />
ein geringeres Prüfungshonorar<br />
veranschlagt. Jedoch wird berücksichtigt,<br />
dass sich durch die Höhe<br />
des veranschlagten Prüfungshonorars<br />
eine Bedrohung der Einhaltung<br />
der grundsätzlichen Regelungen<br />
ergeben kann. Beispielsweise<br />
droht der fachlichen Kompetenz<br />
und Sorgfaltspflicht eine Gefährdung,<br />
wenn das veranschlagte Prüfungshonorar<br />
so gering ist, dass die<br />
Durchführung der Prüfung in Übereinst<strong>im</strong>mung<br />
mit den anwendbaren<br />
technischen und berufsständischen<br />
Standards zu diesem Preis<br />
nur schwerlich möglich wäre.<br />
Während die Verringerung der<br />
Prüfungshonorare als Reaktion auf<br />
Wettbewerbsdruck nicht notwendigerweise<br />
als unethisches Verhalten<br />
einzustufen ist, kann die Verkürzung<br />
des Prüfungsablaufs und<br />
der Ressourcen zur Kostensen-<br />
kung durchaus zu einer schlechten<br />
Qualität der Prüfungsleistung<br />
führen. Jedoch bin ich der festen<br />
Überzeugung, dass die Abschlussprüferaufsichtsorgane<br />
durch ihre<br />
Inspektionen und Berufsaufsichtsmechanismen<br />
hier eine bedeutende<br />
Kontrollfunktion wahrnehmen.<br />
In einem stabilen Aufsichtssystem<br />
dürfte es einem Mandanten, der<br />
hauptsächlich aus Preisgründen<br />
häufig den Prüfer wechselt, zunehmend<br />
Schwierigkeiten bereiten,<br />
einen Abschlussprüfer zu finden.<br />
Entscheidend hierbei ist, dass einzelne<br />
Abschlussprüfer oder Prüfungsgesellschaften<br />
dadurch die<br />
Prüfungsqualität fördern können,<br />
dass sie die Unterbietung des Wettbewerbers<br />
ablehnen, wenn sie wissen,<br />
dass sie zu diesem Prüfungshonorar<br />
keine qualitative Prüfung<br />
durchführen können.<br />
Glauben Sie, dass Ethik nicht erlernbar,<br />
sondern vielmehr in jedem<br />
Menschen angelegt ist?<br />
Ich denke, dass die meisten Menschen<br />
einen persönlichen Verhaltenskodex<br />
haben, den sie befolgen.<br />
Dieser ist normalerweise<br />
dadurch geprägt, wie sie erzogen<br />
wurden, also durch die moralischen<br />
Grundsätze und Überzeugungen,<br />
die ihnen von frühester<br />
Kindheit an mitgegeben werden.<br />
Ethisches Verhalten ist Teil der<br />
moralischen Erziehung und insofern,<br />
ja, ein Teil davon ist in der<br />
Persönlichkeit angelegt.<br />
Aber Kodizes und Regeln <strong>im</strong><br />
Allgemeinen helfen dem Einzelnen<br />
dabei, ethische Prinzipien zu<br />
befolgen, indem man ethisches<br />
Verhalten unterstützt und anhand<br />
konkreter Beispiele allgemeingültige<br />
ethische Prinzipien aufzeigt.<br />
Der Code stellt grundlegende Prinzipien,<br />
ein konzeptionelles Rahmenwerk<br />
und spezifische Verbote<br />
auf. Alle Wirtschaftsprüfer müssen<br />
sich der Teile des Codes oder des<br />
Regelwerks ihrer Mitgliedsorgane<br />
bewusst sein, die für ihre Arbeit<br />
von Bedeutung sind, da diese hilfreich<br />
sein können, wenn Themen<br />
ethischer Natur zu beurteilen sind.<br />
Können Sie uns abschließend einen<br />
kurzen Überblick geben, mit<br />
welchen Themen sich das IESBA<br />
derzeit befasst?<br />
Zuletzt haben wir innerhalb des<br />
Codes neue Vorschriften erlassen,<br />
die sich mit den Themen Interessenkonflikt,<br />
Übertretungen von<br />
Anforderungen des Codes und<br />
der Definition des Begriffs „Engagement<br />
Team“ befassen. Diese<br />
Änderungen werden <strong>im</strong> Jahr 2014<br />
gültig. Die Projekte wurden durch<br />
eine Vielzahl von Interessengruppen<br />
aus dem regulatorischen Umfeld<br />
verfolgt, und ich war erfreut,<br />
dass es uns gelang, uns mit diesen<br />
Gruppen zu einigen.<br />
Ebenfalls war ich über die erfolgreiche<br />
Koordination mit dem<br />
International Auditing and Assurance<br />
Standards Board [IAASB]<br />
bezüglich der Definition des Engagement<br />
Teams erfreut, da dieses<br />
eng mit dem Projekt des IAASB<br />
zur Überarbeitung des ISA 610<br />
„Using the Work of Internal Auditors“<br />
verbunden war.<br />
Zu unserer derzeitigen Agenda<br />
hatten wir <strong>im</strong> Februar 2013 unsere<br />
erste Beratung betreffend der<br />
wesentlichen Kommentierungen<br />
zum Exposure Draft „Responding<br />
to a suspected illegal act“, unserem<br />
derzeit wichtigsten Projekt.<br />
Gewiss gibt es weitere herausfordernde<br />
Themen, die die Befragten<br />
aufgeworfen haben. Wir werden<br />
die Rückmeldungen sorgfältig,<br />
systematisch und vollständig abarbeiten<br />
und dann entscheiden,<br />
welche Schritte als nächstes unternommen<br />
werden sollen.<br />
Herr Holmquist, haben Sie vielen<br />
Dank für das interessante Interview.