Download der Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum - Richard ...
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Vom Hauptvorstand zur Stellungnahme aufgefor<strong>der</strong>t, schlug<br />
<strong>der</strong> Festspielleiter Wolfgang Wagner eine Neuregelung für<br />
1974 vor: „Auf Grund <strong>der</strong> in diesem Jahre vorgenommenen<br />
Umstellung in <strong>der</strong> Abwicklung des Kartenverkaufes wäre<br />
ich Ihnen dankbar, wenn Sie veranlassen könnten, daß diejenigen<br />
Mitglie<strong>der</strong> Ihres Ortsverbandes, die echtes Interesse<br />
an einem Besuch <strong>der</strong> Festspiele haben, uns möglichst umgehend,<br />
aber spätestens bis 15. September auf einer Postkarte<br />
ihre genaue Adresse zukommen lassen würden. Um<br />
eine entsprechende allseitige Überprüfung vornehmen zu<br />
können, gilt dies auch für diejenigen Mitglie<strong>der</strong>, die 1973<br />
Verbindung mit unserem Kartenbüro hatten. Durch diese<br />
Registrierung wird den Ortsvorsitzenden die Weitergabe<br />
<strong>der</strong> Prospekte erspart bleiben. Gleichzeitig wäre ich Ihnen<br />
sehr verbunden, da uns immer wie<strong>der</strong> Anfragen erreichen,<br />
die auf die Mitgliedschaft beim <strong>Richard</strong> Wagner-Verband<br />
hinweisen, wenn Sie uns eine Mitglie<strong>der</strong>liste Ihres Ortsverbandes<br />
nach dem neuesten Stand zur Möglichkeit des<br />
Nachsehens zukommen lassen könnten.“ 326<br />
Zudem bemühte sich Wolfgang Wagner, Kartenkontingente<br />
für einzelne Aufführungen zugunsten des Verbandes zurückzubehalten.<br />
Dennoch bestimmten die Rundschreiben<br />
des Hauptvorstandes in den kommenden Jahren stets die<br />
knappe Kartenlage und die Auffor<strong>der</strong>ung an die Mitglie<strong>der</strong>,<br />
möglichst rasch Bestellungen aufzugeben und Absagen<br />
326 Kommunalarchiv Minden, RWV, Nr. 33 (Nachrichtenblatt Nr. 2 vom 20.6.1973).<br />
327 Kommunalarchiv Minden, RWV, Nr. 33 (Protokoll Hauptvorstand vom 31.5.1973).<br />
328 Kommunalarchiv Minden, RWV, Nr. 33 (Nachrichtenblatt Nr. 1/77 vom 10.2.1977).<br />
329 Kommunalarchiv Minden, RWV, Nr. 33 (Nachrichtenblatt Nr. 3/77 vom 8.11.1977).<br />
eventuell in Kauf zu nehmen. Einem Vorschlag des Bielefel<strong>der</strong><br />
Vorsitzenden Werner Vollmer auf Einbringung einer<br />
Kartengarantie in <strong>der</strong> Verbandssatzung konnte verständlicherweise<br />
nicht gefolgt werden. 327<br />
Mitte <strong>der</strong> 1970er Jahren bereiteten die Bayreuther Festspiele<br />
vielen Mitglie<strong>der</strong>n auch künstlerisch reichlich Stoff<br />
zur Aufregung. Wolfgang Wagner führte die Neuerungen<br />
seines Bru<strong>der</strong>s Wieland nicht immer zur Freude <strong>der</strong> traditionsbewussten<br />
Besucher fort. So erregten die Bayreuther<br />
Festspiele im <strong>100</strong>. Jahr ihres Bestehens 1976 mit <strong>der</strong> legendären<br />
Ring-Inszenierung von Patrice Chéreau internationales<br />
Aufsehen. Die lebhaften Diskussionen ließen auch den<br />
Gesamtverband nicht unberührt. Von vielen Mitglie<strong>der</strong>n<br />
immer häufiger zu einer Stellungnahme gedrängt, sah sich<br />
die Bundesvorsitzende Mercedes Bahlsen schließlich veranlasst,<br />
in einem Rundschreiben noch einmal auf das eigentliche<br />
Hauptziel des Verbandes, die Unterstützung <strong>der</strong><br />
Stipendienstiftung, hinzuweisen: „Selbstverständlich kann<br />
je<strong>der</strong> von uns seine persönliche Meinung haben; aber als<br />
geschlossener Verband sollten wir keine Stellung beziehen,<br />
weil es nicht unsere Aufgabe ist, sich um die Durchführung<br />
<strong>der</strong> Festspiele zu kümmern. Es ist natürlich wünschenswert<br />
und sicher auch interessant, wenn in den Ortsverbänden<br />
Diskussionsabende stattfinden mit Pro und Contra, aber<br />
– und das möchte ich eindringlich sagen – <strong>der</strong> <strong>Richard</strong><br />
Wagner-Verband hat satzungsgemäß keinerlei Einfluß auf<br />
eben dieses Pro und Contra und kann auch keinen darauf<br />
ausüben.“ 328<br />
Auch wenn die Bundesvorsitzende Bahlsen die künstlerische<br />
Neutralität des Vereins erklärte, übte die Empörung<br />
über den Chéreau-Ring direkten Einfluss auf die Stellung<br />
des „<strong>Richard</strong> Wagner Verbandes“ aus. Eine Gruppe von Traditionalisten<br />
sammelte sich in einem „Aktionskreis für das<br />
Werk <strong>Richard</strong> Wagners e.V.“, um die ihnen vorschwebende<br />
„Werktreue“ zu bewahren. Als Publikumsinitiative gegen<br />
die <strong>Jubiläum</strong>sinszenierung des „Rings“ im Jahr 1977 gegründet,<br />
setzte sie sich <strong>zum</strong> Ziel, die Bayreuther Festspiele<br />
„nicht bedenkenlos und unbegrenzt <strong>zum</strong> Objekt zweifelhafter<br />
Experimente und kulturrevolutionärer Bestrebungen“<br />
zu machen. Der Hauptvorstand nahm die neue Organisation,<br />
die sogleich mit Werbeschriften an die Mitglie<strong>der</strong> des<br />
„<strong>Richard</strong> Wagner Verbandes“ herangetreten war, zwar zur<br />
Kenntnis, erblickte in ihr aber noch nicht einen ernst zunehmenden<br />
Konkurrenten. Stattdessen schärfte <strong>der</strong> Hauptvorstand<br />
1977 den Vereinsangehörigen noch einmal ein, „daß<br />
wir als <strong>Richard</strong> Wagner-Verband an<strong>der</strong>e Aufgaben haben<br />
und uns als Vorsitzende restlos neutral zu verhalten und<br />
Werbungen für an<strong>der</strong>e Ziele nicht durchführen sollten.“ 329<br />
Der Aktionskreis gründete zur besseren Finanzierung im Juli<br />
1985 eine eigene Stiftung und formierte sich 1991, als sich