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Download der Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum - Richard ...

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54<br />

Erst 1927 konnte Minden rückständigen Verpflichtungen an<br />

die Stipendienstiftung aus den beiden Vorjahren nachkommen.<br />

Noch 1928 berichtete die Schatzmeisterin Magda<br />

Kaßpohl auf <strong>der</strong> Hauptversammlung des Gesamtverbandes<br />

in Schwerin von einem Defizit <strong>der</strong> Mindener Ortsgruppe,<br />

das abgebaut werde und wehrte sich angesichts dieser Situation<br />

gegen einen allzu idealistischen Vorschlag aus <strong>der</strong><br />

Darmstädter Ortsgruppe, künftig sämtliche Einnahmen an<br />

die Stipendienstiftung abzuführen. 181<br />

Erschwerend wirkten sich weitere finanzielle Belastungen<br />

seitens des Gesamtverbandes aus, nachdem die Magdeburger<br />

Hauptversammlung 1927 beschlossen hatte, dass<br />

die Ortsgruppen künftig 10 % ihrer Mitgliedsbeiträge an<br />

den Hauptvorstand abführen sollten, um dessen Arbeit<br />

und zentrale Werbetätigkeit zu unterstützen. 182 Auch Minden<br />

zahlte damit nun neben den Abgaben an die Stipendienstiftung<br />

jährlich eine sogenannte „Kopfsteuer“ an die<br />

Hauptkasse des Gesamtverbandes. Durch die bedrückende,<br />

finanzielle Situation und das Risiko weiterer Defizite<br />

waren große, öffentliche Veranstaltungen kaum noch zu<br />

organisieren, die in <strong>der</strong> Stadt Minden zudem mit einer<br />

Vergnügungsabgabe in Höhe von 10 % besteuert wurden,<br />

wie Eugenie Hoppe 1925 auf <strong>der</strong> Hauptversammlung in<br />

Hannover beklagte. 183 Haupteinnahmequelle blieben da-<br />

181 Wilberg, Protokollbücher, S. 121.<br />

182 Wilberg, Protokollbücher, S. 107.<br />

183 Wilberg, Protokollbücher, S. 84.<br />

184 Wilberg, Protokollbücher, S. 79.<br />

her die schwankenden Mitglie<strong>der</strong>beiträge, die persönlich<br />

von Tür zu Tür eingesammelt wurden. 184<br />

Im Vergleich zu den großartigen Auftritten in den frühen<br />

1920er Jahren schlug die Vereinstätigkeit nunmehr ruhigere<br />

Bahnen ein, wie das Jahr 1927 beweist, in dem <strong>der</strong><br />

Verein 123 Mitglie<strong>der</strong> zählte. Am 11. Mai 1927 fand im<br />

Haus <strong>der</strong> Vorsitzenden Hoppe ein musikalischer Tee mit<br />

Aenne Görling, Hilde Meyer-Hochbaum (Hannover),<br />

Friedrich Holthöfer (Bariton) und Dr. Brink (Klavier) statt.<br />

Nach <strong>der</strong> Hauptversammlung am 1. November, folgte am<br />

17. November 1927 wie<strong>der</strong>um ein Teenachmittag beim<br />

Vorstandsmitglied Lilly Noll, <strong>der</strong> aber durch den Besuch<br />

von Freifrau Maria von Wenden, einer Enkelin Cosima<br />

Wagners aus <strong>der</strong> Familie Gravina, <strong>zum</strong> Höhepunkt des<br />

Vereinsjahres wurde, bei dem diese einen Vortrag über<br />

Wagners Schaffen und Bayreuth hielt. Die Veranstaltung<br />

wurde durch die Opernsängerin Schmidt-Gronau (Hannover)<br />

und Dr. Brink am Klavier mit den „Consolations“ von<br />

Liszt und drei Lie<strong>der</strong>n von Wagner umrahmt. 185<br />

Als Maria von Wenden nur zwei Jahre später, am 7. April<br />

1929, starb, antwortete ihr hinterbliebener Mann auf ein<br />

Kondolenzschreiben <strong>der</strong> Vorsitzenden Hoppe: „von Herzen<br />

Dank für Ihre lieben Worte zu meinem Unglück. Maria<br />

Zur Kostenersparnis konzentrierte sich die Vereinstätigkeit<br />

nach 1925 auf musikalische Teenachmittage in den Privathäusern<br />

<strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>. 1927 traf man sich z.B. im Haus<br />

Hoppe an <strong>der</strong> Stiftstraße 40.<br />

hat Sie sehr lieb gehabt und sprach gerade von dem Besuch<br />

bei Ihnen als von einem Fest, so lieb hatten Sie alles<br />

arrangiert…“ 186<br />

Bereits 1928 nahm die Aktivität <strong>der</strong> Ortsgruppe deutlich<br />

ab, so dass <strong>der</strong> Jahresbericht festhalten musste: „Da in<br />

Minden eine Ueberfülle an guten öffentlichen Konzerten<br />

besteht, die <strong>zum</strong> Teil nur mäßig besucht sind, mußten wir<br />

in diesem Winter von Veranstaltungen absehen.“ 187 Die<br />

Weltwirtschaftskrise brachte nach Weltkrieg und Inflation<br />

schließlich einen erneuten Einbruch in <strong>der</strong> Mindener<br />

Vereinsarbeit. Von 126 im Jahr 1929 brach die Mitglie<strong>der</strong>zahl<br />

„bedingt durch die Not <strong>der</strong> Zeit“ auf 92 im Jahr 1930<br />

ein. 188 Im gleichen Zeitraum sanken die Abgaben an die<br />

Stipendienstiftung von 200 RM auf 184 RM. Zwar blieb im<br />

Gesamtverband eine Auflösungswelle wie direkt nach dem<br />

Ersten Weltkrieg aus, er verbuchte im Gegenteil sogar zwischen<br />

1929 und 1932 einen Zuwachs von vier Ortsgruppen,<br />

doch spürte man auch in an<strong>der</strong>en Lokalvertretungen<br />

die wirtschaftliche Dauerkrise <strong>der</strong> Weimarer Republik, so<br />

dass die Magdeburger Vorsitzende Marie Charlotte Siedentopf<br />

auf <strong>der</strong> Hauptversammlung in Halle an <strong>der</strong> Saale 1930<br />

eine satzungsmäßige Reduzierung <strong>der</strong> an die Stipendienstiftung<br />

abzuführenden Pflichtbeiträge von Zweidrittel auf<br />

die Hälfte <strong>der</strong> Einnahmen for<strong>der</strong>te.<br />

185 <strong>Richard</strong> Wagner Museum Eisenach, Bibliothek, Zug. Nr. 3324 (Jahresbericht des RWVdF 1927, S. 18).<br />

186 Kommunalarchiv Minden, RWV, Nr. 39.<br />

187 <strong>Richard</strong> Wagner Museum Eisenach, Bibliothek, Zug. Nr. 3325 (Jahresbericht des RWVdF 1928, S. 19).<br />

188 <strong>Richard</strong> Wagner Museum Eisenach, Bibliothek, Zug. Nr. 3327 (Jahresbericht des RWVdF 1930, S. 24).

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