Download der Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum - Richard ...

das in dem Vortrag Gehörte durch eine Bühnenaufführung
nacherleben zu können. Denn es ist schon so, daß Aufführungen
des ganzen Ring-Zyklus für eine mittlere Bühne
kostspielige Angelegenheiten sind, wenn sie die ganze
Größe und Erhabenheit dieser herrlichen Tonschöpfungen
bis zur letzten künstlerischen Reife ausströmen sollen. Die
Anforderungen an Bühne, Sänger und Orchester sind so
gewaltig, daß sich nur wenige große Theater solche Aufführungen
leisten können.“ 228
Auch im Jahr 1936 griff man auf den begnadeten Vortragskünstler
Otto Daube zurück, der Ende April in der
Aula der Bessel-Oberrealschule über Wagners „Parsifal“
berichtete und die Zuhörer „in Gedanken- und Wesenswelt
des Grals“ einführte. 229 So eingestimmt besuchte ein
großer Teil der Mitglieder am Karfreitag eine Aufführung
des „Parsifals“ in Hannover – eine der ersten belegbaren
Theaterfahrten der Mindener Ortsgruppe überhaupt. Diese
waren nicht zuletzt durch die verbesserte Mobilität über
Eisenbahn, Bus und PKW möglich geworden, so dass die
Mindener angesichts der Wagner-Armut auf ihrer eigenen
Theaterbühne nun immerhin Inszenierungen der näheren
Umgebung erleben durften. Schon 1937 setzte sich das
Reisefieber der Mitglieder mit einem Besuch von „Tristan
und Isolde“ auf der Detmolder Wagnerwoche fort.
Für die Festspiele im Olympiajahr 1936, die mit einer aufwändigen
Lohengrin-Neuinszenierung begangen wurden,
konnte die Mindener Ortsgruppe drei Stipendien bei einem
Kartenpreis von 30 Mark vermitteln, die zudem noch
228 Kommunalarchiv Minden, RWV, Nr. 40. Mindener Zeitung vom 14.11.1935
(„ ‚Rheingold’ und ‚Walküre’ erläutert“).
229 Kommunalarchiv Minden, RWV, Nr. 41 (Bericht E. Hoppe auf der Jahresversammlung 1937).
230 ebd.
231 Kommunalarchiv Minden, RWV, Nr. 40.
mit Barzuschüssen ausgestattet wurden. Eugenie Hoppe
erklärte voll Stolz: „Alle die durch unsren Verband dieses
wahre, einmalige, tiefe Erlebnis einer Bayreuther Aufführung
hatten, kehrten begeistert und dankbar zurück. Sie
geben das dort Gehörte und Geschaute unsrer Jugend weiter
und wirken so im Sinne unsres Verbandes.“ 230
Das übrige Vereinsjahr 1936 stand ganz im Zeichen des
125. Geburts- sowie 50. Todestages von Franz Liszt, für
den am 28.Oktober im Stadttheater eine „Gedenkfeier“
abgehalten wurde. Neben den einführenden
Worten durch Dr. Rudolf
Graefenhain aus Hannover spielte
das Niedersächsische Landesorchester
unter der Leitung von Fritz
Lehmann und der Münchener Pianist
Prof. Josef Pembaur eine Reihe
von „Klassikern“ des Schwiegervaters
Richard Wagners, darunter
die Sinfonischen Dichtungen „Les
Préludes“, „Tasso. Lamento e Trionfo“
sowie das Klavierkonzert Adur.
Neben diesem Großereignis
versammelte man sich wie im Vorjahr
anlässlich der „Weinwoche“ in
der Weserklause unter dem Motto
„Glücklicher Abend“, während das
traditionelle „Hauskonzert mit Teestunde“
am 15. Oktober im Haus
der Vorsitzenden an der Stiftsstraße
40 stattfand. Eine weitere Neuheit brachte der 8. Dezember
1936, als erstmals ein „vorweihnachtlicher Abend“ abgehalten
wurde, bei dem die Söhne des in Minden so lange
geschätzten Herforder Musikdirektors Friedrich Quest
mitwirkten. 231
Fortan gehörte die mit Musik umrahmte „Weihnachtsfeier“
zu einem festen Bestandteil im Programm des Mindener
Wagnerverbandes.
Am 8. Dezember 1936 wurde erstmals ein „Vorweihnachtlicher Abend“
abgehalten, der seitdem zum festen Programm des Wagnerverbandes gehört.
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