Download der Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum - Richard ...

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Der Musik liebende Pastor Fritz Niemann von der
Kirche St. Simeonis war schon vor dem Ersten Weltkrieg
eines der ersten männlichen Mitglieder in der
Mindener Ortsgruppe des „Frauenverbandes“.
Turbulente Gründungsjahre
im Schatten des Krieges 1913-1918
In kurzer Zeit wuchs die Mitgliederzahl der Mindener Ortsgruppe
von 18 am Ende des ersten Vereinsjahres, 110 über
22 (1913) 111 auf 37 (Anfang 1914). 112 Trotz des Namens
war die Mitgliedschaft im „Richard Wagner Verband deutscher
Frauen“ niemals ausschließlich auf das weibliche Geschlecht
beschränkt. 1913 bildete sich in Posen sogar eine
eigene Jugendgruppe unter Magdalena Fontana, die sich an
weibliche und männliche Mitglieder wandte. Es handelte
sich hierbei im Übrigen um die erste Jugendorganisation
innerhalb des Wagnervereinswesens überhaupt, womit die
Besonderheit des „Richard Wagner Verbandes deutscher
Frauen“ noch einmal deutlich wird. Erst 1925 bildete sich
unter nationalistischen Vorzeichen ein „Bayreuther Bund
der deutschen Jugend“. 113
Auch in Minden traten dem jungen Verein, wenn auch in
verschwindend kleiner Zahl, Männer bei, ohne diese aber
wegen fehlender Mitgliederlisten namhaft machen zu können.
Zum ersten - und zumindest bis zum Ersten Weltkrieg
einzigen - männlichen Mitglied scheint der Musik liebende
Pastor an der Kirche St. Simeonis, Fritz Niemann, gehört zu
haben, der in den Anfangsjahren auch an Veranstaltungen
des Vereins mitwirkte. 114
Der jährliche Mitgliedsbeitrag betrug nach den Vorgaben
der Gesamtverbandes 1 Mark, wobei die Mindener Ortsgruppe
in den ersten Jahren noch keine Abgaben an den
Hauptvorstand oder die Stipendienstiftung abführte, vermutlich
um die junge und kleine Gründung, wie in anderen
Städten auch, nicht übermäßig zu belasten. Erst 1914
wies das Konto „Minden“ bei der Stipendienstiftung eine
Zahlung von 50 Mark auf. 115
Im November 1913 konnte die Mindener Ortsgruppe erstmals
eine Veranstaltung ausrichten, die aber vermutlich nur
den eigenen Mitgliedern und den von ihnen geworbenen
Interessenten offen stand. Der Jahresbericht 1913 des Gesamtverbandes
berichtete über die Organisation und Tätigkeit
des Mindener Ablegers: „Die junge Ortsgruppe wird
von Fräulein Emma Schmiedt geleitet. Als Vorstand stehen
ihr zur Seite: Frau Eugenie Hoppe, Frau Direktor Backhaus
und Frau Dr. Reimann. Die Gruppe besteht aus 37 Mitgliedern.
Im November fand ein Vortrag von Herrn Professor
110 Mindener Zeitung vom 25.5.1935 („Deutscher Frauen Wagnertreue!“).
111 Mindener Tageblatt vom 16.12.1937 („25 Jahre Arbeit für Richard Wagner“).
112 Wilberg, Protokollbücher, S. 382.
113 Schüler, Der Bayreuther Kreis, S. 62. Wilberg, Protokollbücher S. 383.
114 Darauf deutet nicht nur sein persönliches Engagement im Verein, sondern auch die Verkaufsliste für den ersten Wagnerabend im März
1914, wo Pastor Niemann als einer der wenigen männlichen Kartenabnehmer (insgesamt drei) auftaucht. Als Käufer fungierten überwiegend
nur Vereinsmitglieder, die die Karten an außen stehende Privatpersonen weitervermittelten. Kommunalarchiv Minden, RWV, Nr. 24.
115 Richard Wagner Museum Eisenach, Bibliothek, Zug. Nr. 3320 (Jahresbericht des RWVdF 1914).