Download der Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum - Richard ...
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90<br />
In den nächsten Jahren entsandte Minden durchschnittlich<br />
sechs Stipendiaten pro Jahr, überwiegend angehende Musiker<br />
aus Minden o<strong>der</strong> von <strong>der</strong> Detmol<strong>der</strong> Musikakademie.<br />
Vor Ort hatte <strong>der</strong> „<strong>Richard</strong> Wagner Verband“ bereits kurz<br />
nach seiner Wie<strong>der</strong>begründung in Minden das kulturelle<br />
Leben <strong>der</strong> Stadt angeregt. In <strong>der</strong> nach den Bombenangriffen<br />
teilweise erhalten gebliebenen Tonhalle hielt <strong>der</strong> Ortsverband<br />
am 22. März 1950 erstmals wie<strong>der</strong> eine öffentliche<br />
Konzertstunde ab, auf <strong>der</strong> die Interims-Vorsitzende Kaßpohl<br />
auch des 70. Geburtstages ihrer Vorgängerin Eugenie Hoppe<br />
gedachte. Den musikalischen Teil leiteten Inge Bachler<br />
(Sopran) und Eva Engeling (Klavier), letztere eine Schülerin<br />
<strong>der</strong> 1946 verstorbenen Ortsverbandsgrün<strong>der</strong>in Emma<br />
Schmiedt. 271<br />
Für die an<strong>der</strong>en Veranstaltungen musste man aus Kostengründen<br />
<strong>zum</strong>eist auf Privathäuser zurückgreifen, was aber<br />
auch für den familiären Zusammenhalt <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> im<br />
neuerstandenen Ortsverband för<strong>der</strong>lich erschien. An Himmelfahrt<br />
1950 stellte <strong>der</strong> Direktor <strong>der</strong> Rheinruhrbank, Dr.<br />
Engel, sein Haus am Großen Domhof für ein Hauskonzert<br />
zur Verfügung. 75 Personen mussten sich auf mehrere<br />
Räume verteilen, um Waltraut Bakemeier, einer ehemali-<br />
gen Schülerin von Eva Engeling und Barbara Bluth, zu lauschen.<br />
272 Im Haus des Bankdirektors Engel schloss sich am<br />
28. Oktober 1950 auch ein Vortrag von Gustav Dejmek aus<br />
Essen über „<strong>Richard</strong> Wagner und sein Tannhäuser“ an, <strong>der</strong><br />
als Vorbereitung für die erste Nachkriegstheaterfahrt des<br />
Ortsverbandes zu einer „Tannhäuser“-Aufführung in Bielefeld<br />
diente. 273<br />
Nach dem Vorbild <strong>der</strong> 1930er Jahre konnte am 2. Dezember<br />
1950 im Haus <strong>der</strong> Ehrenvorsitzenden Hoppe an <strong>der</strong><br />
Stiftstraße 40 auch wie<strong>der</strong> ein „Musikalischer Nachmittag<br />
im Zeichen des Advents“ abgehalten werden, bei dem die<br />
Künstler David Kühne (Geige), Franz Bernhardt (Klavier),<br />
Barbara Bluth (Gesang) und Charlotte Hilker (Rezitation)<br />
auftraten. In seinem Vermerk für die Stadtchronik schien<br />
dem anwesenden Paul Keber vor allem <strong>der</strong> Hinweis auf<br />
die Disziplin <strong>der</strong> Teilnehmer erwähnenswert: „In den vornehmen<br />
Räumen hatten sich wohl 50 Menschen, fast alles<br />
Frauen, eingefunden…Die Zuhörer(-innen), die großenteils<br />
den besser gestellten Bürgerkreisen entstammten, bewahrten<br />
bei den musikalischen Vorträgen eine vorbildliche<br />
Ruhe.“ Die ganz praktischen Probleme <strong>der</strong> Nachkriegszeit<br />
mit seinem allgemeinen Mangel illustrierte das anschlie-<br />
271 Kommunalarchiv Minden, Stadt Minden OChr 1, Chronik <strong>der</strong> Stadt Minden 1950, S. 394 (vgl. auch Beleg V 2083a).<br />
272 Kommunalarchiv Minden, Stadt Minden OChr 1, Chronik <strong>der</strong> Stadt Minden 1950, S. 415 (vgl. auch Beleg V 2169).<br />
273 Kommunalarchiv Minden, Stadt Minden OChr 1, Chronik <strong>der</strong> Stadt Minden 1950, S. 481 (vgl. auch Belege V 250 a, b , c).<br />
274 Kommunalarchiv Minden, Stadt Minden OChr 1, Chronik <strong>der</strong> Stadt Minden 1950, S. 497 (vgl. auch Beleg V 2583).<br />
275 Kommunalarchiv Minden, Stadt Minden OChr 1, Chronik <strong>der</strong> Stadt Minden 1951, S. 533 (vgl. auch Belege V 2760a, V 2759 b, c).<br />
276 Kommunalarchiv Minden, Stadt Minden OChr 1, Chronik <strong>der</strong> Stadt Minden 1951, S. 545 (vgl. auch Belege V 2809, V 2807 b).<br />
277 Kommunalarchiv Minden, Stadt Minden OChr 1, Chronik <strong>der</strong> Stadt Minden 1952, S. 768 (vgl. auch Belege V 4426 a,b,c).<br />
ßende „zwanglose Teetrinken“, für welches eigens Stühle<br />
ausgeliehen werden mussten und einige Mitglie<strong>der</strong> sogar<br />
ihr privates Geschirr mitbrachten. Auch ein Unkostenbeitrag<br />
von 2 DM für Mitglie<strong>der</strong> und 3 DM für „eingeführte<br />
Gäste“ konnte diese Probleme wohl nicht gänzlich lösen. 274<br />
Im Auftrag des Wagnerverbandes rückte Studienrat Dr. Hans<br />
Gressel am 7. April 1951 im Theaterfoyer noch einmal den<br />
alten Wagnerverehrer Max Bruns in den Mittelpunkt, <strong>der</strong> im<br />
Sommer 1945 während <strong>der</strong> Nachkriegswirren einem Überfall<br />
<strong>zum</strong> Opfer gefallen war. 275<br />
In <strong>der</strong> frühen Nachkriegszeit gewann man vor allem den<br />
Oberkreisdirektor Gerhard Bothur als För<strong>der</strong>er des jungen<br />
Ortsverbandes, womit die traditionelle Verbindung mit den<br />
örtlichen Verwaltungsleitern wie<strong>der</strong> aufgegriffen wurde. So<br />
stellte Bothur seinen Amtssitz, das Kreishaus an <strong>der</strong> Tonhallenstraße,<br />
am 5. Mai 1951 für eine literarisch-musikalische<br />
Stunde zur Verfügung, bei <strong>der</strong> Dr. Wilhelm Deimann aus<br />
Münster über Hermann Löns berichtete und Lili Erlenwein<br />
vertonte Gedichte vorsang. 276 Auch im folgenden Jahr war<br />
<strong>der</strong> Ortsverband am 27. September 1952 mit <strong>der</strong> Winterreise<br />
von Schubert zu Gast bei OKD Bothur. 277