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Download der Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum - Richard ...

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geboten. Am 30. Juni 1939 richtete Eugenie Hoppe im Namen <strong>der</strong> Mindener Ortsgruppe den offiziellen Antrag<br />

an die Stadtverwaltung, die Tonhallenstraße in „<strong>Richard</strong>-Wagner-Straße“ umzubenennen. In ihrem Schreiben<br />

verwies Hoppe auf die lange Tradition <strong>der</strong> Wagnerpflege in Minden, indem sie Robert Sipp als Geigenlehrer<br />

Wagners, die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Festspiele durch Mindener Bürger und das Stadtwappen im Saal von Haus Wahnfried<br />

erwähnte. 240 Über den Oberbürgermeister Althaus, <strong>der</strong> immerhin zu den Mitglie<strong>der</strong>n des Ehrenschutzes<br />

gehörte, konnte die Ortsgruppe mit einem raschen Entgegenkommen rechnen. Am 27. Juli 1939 folgte die<br />

Beigeordneten-Konferenz dem Antrag auch bereitwillig, <strong>zum</strong>al die Tonhallenstraße nach Auffassung <strong>der</strong> Verwaltungskräfte<br />

„keinerlei geschichtliche Bedeutung“ besäße. 241 Nur sechs Jahre sollten Kreishaus, Stadttheater<br />

und Weserklause allerdings an <strong>der</strong> „<strong>Richard</strong>-Wagner-Straße“ liegen. Direkt nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges<br />

folgte die Rückbenennung in Tonhallenstraße, da sämtliche Umbenennungen von Straßen während<br />

<strong>der</strong> NS-Zeit durch die britische Besatzungsmacht für ungültig erklärt wurden. Nach einer entsprechenden Anordnung<br />

<strong>der</strong> Briten konnte die Stadt am 18. Juni 1945 den Vollzug melden. 242 In <strong>der</strong> Folgezeit machte sich vor<br />

allem <strong>der</strong> Stadtchronist Dr. Paul Keber für die Wie<strong>der</strong>einrichtung einer Wagnerstraße stark, doch gelang eine<br />

Umsetzung erst 1959 mit <strong>der</strong> Umbenennung des westlichen Teils <strong>der</strong> Straße „Im Hohen Feld“. 243<br />

Nicht nur über den „Bayreuther Bund“ war die NSDAP zunehmend in die Sphäre des Ortsverbandes Minden<br />

eingedrungen. Am 20. Januar 1939 hielt sie selbst im Rahmen einer „Großkulturveranstaltung“ einen<br />

„<strong>Richard</strong>-Wagner-Festabend“ im Stadttheater ab, <strong>der</strong> unter <strong>der</strong> Ägide des NS-Kreisleiters Dr. Gräßner stand.<br />

Trotz des großspurigen Titels war Wagner lediglich mit dem Vorspiel zu „Lohengrin“ vertreten, das neben <strong>der</strong><br />

„Freischütz“-Ouvertüre von Carl Maria von Weber sogar schon das einzige Musikstück darstellte. Beide Werke<br />

wurden zudem von Militärkapellen, dem Musikzug des Reichsarbeitsdienstes und dem Musikkorps <strong>der</strong> hiesigen<br />

Wehrmacht, präsentiert. Die Partei suchte denn auch mehr eine beeindruckende Kulisse <strong>der</strong> Selbstdarstellung<br />

zu schaffen. Während <strong>der</strong> Ortsverband Minden trotz hoher, künstlerischer Leistungen immer wie<strong>der</strong> über<br />

leere Sitzreihen, gerade im Stadttheater, klagen musste, sorgte die Partei mit Nachdruck für ein „volles Haus“.<br />

So hielt auch Eugenie Hoppe die Mitglie<strong>der</strong> in einer Bekanntmachung über die „Großkulturveranstaltung“ an:<br />

„Es ist Ehrenpflicht für die Mitglie<strong>der</strong> unseres Verbandes <strong>der</strong> Einladung Folge zu leisten!“ 244 Schon die Gästeliste<br />

mit dem Bayreuther Oberbürgermeister Dr. Kempfler an <strong>der</strong> Spitze, <strong>der</strong> über seine Stadt als „Kulturstätte des<br />

deutschen Volkes“ sprach, zeigte, wie wenig <strong>der</strong> Ortsverband Minden im Zweifelsfall den finanziellen Mitteln<br />

<strong>der</strong> Parteiorganisationen entgegensetzen konnte, um allein den Namen <strong>Richard</strong> Wagners zu vertreten. Das<br />

Januar-Konzert schien damit bereits ein Vorbote für die Situation während des Zweiten Weltkrieges zu sein.<br />

240 Kommunalarchiv Minden, RWV, Nr. 41.<br />

241 Kommunalarchiv Minden, Stadt Minden G I A, Nr. 46, S. 726.<br />

242 Kommunalarchiv Minden, Stadt Minden H 60, Nr. 29.<br />

243 Kommunalarchiv Minden, Dienstbibliothek, Zs 82 (Verwaltungsbericht <strong>der</strong> Stadtverwaltung Minden 1959/1960, S. 111).<br />

244 Kommunalarchiv Minden, RWV, Nr. 41 (Einladung vom 14.1.1939).<br />

Auf Antrag <strong>der</strong> Mindener Ortsgruppe erfolgte 1939 die Umbenennung <strong>der</strong><br />

„Tonhallenstraße“ in „<strong>Richard</strong>-Wagner-Straße“.<br />

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