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Download der Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum - Richard ...

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82<br />

Nachkriegszeit und Wie<strong>der</strong>gründung 1945-1951<br />

Mit <strong>der</strong> Kapitulation Deutschlands und dem Übergang <strong>der</strong><br />

Regierungsgewalt an die alliierten Besatzungsmächte im<br />

Mai 1945 folgte auch die zwangsweise Auflösung aller Vereine<br />

und Verbände. Sie mussten, wie im Fall des „<strong>Richard</strong><br />

Wagner Verbandes“ in Minden, um ihre Wie<strong>der</strong>zulassung<br />

bei den britischen Dienststellen und den deutschen Lokalbehörden<br />

nachsuchen. Für den „RWVdF“ war an eine Neubelebung<br />

zunächst nicht zu denken und stieß bei den Alliierten<br />

auch auf Ablehnung. Zu sehr war <strong>Richard</strong> Wagner<br />

von den NS-Machthabern vereinnahmt worden, als dass<br />

eine reine Fortsetzung des Vereins im alten Stil möglich gewesen<br />

wäre. Auch Person und Werk <strong>Richard</strong> Wagners lagen<br />

unter dem dunklen Schatten <strong>der</strong> nationalsozialistischen<br />

Epoche und <strong>der</strong> weiter zurückreichenden Verbindung mit<br />

rechtskonservativen Kreisen. Schon die Rückbenennung<br />

<strong>der</strong> Mindener <strong>Richard</strong>-Wagner-Straße in Tonhallenstraße im<br />

Mai 1945 zeigte die kritische Einstellung <strong>der</strong> Besatzungsmächte<br />

gegenüber dem Komponisten. Auch die Musik<br />

Wagners verschwand in den ersten Nachkriegsjahren aus<br />

den Konzertsälen und Opernhäusern im In- und Ausland.<br />

Erst am 5. November 1948 fand in Minden wie<strong>der</strong> ein Wagner-Konzert<br />

des Musikvereins unter dem früheren Vereinsmitglied<br />

Franz Bernhardt statt. Wie sehr die Musikliebhaber<br />

diesem Tag entgegen gefiebert hatten, bewies Paul Keber,<br />

<strong>der</strong> in seiner Stadtchronik unter dem Wagner-Zitat „Ehrt<br />

eure deutschen Meister“ berichtete: „Es war richtig, ja notwendig,<br />

diesen im 3. Reich als Kün<strong>der</strong> des Germanentums<br />

(„Der Ring“) überbetonten, dann aber seit 1945 vernachlässigten<br />

Komponisten wie<strong>der</strong> herauszustellen. Denn Wagner<br />

ist kein parteigebundener, son<strong>der</strong>n ein deutscher Musiker<br />

schlechthin, <strong>der</strong> auch dem Auslande viel zu geben hat.“ 258<br />

Inzwischen liefen auch Vorbereitungen zur Neugründung<br />

des „<strong>Richard</strong> Wagner Verbandes deutscher Frauen“. Diese<br />

konnten jedoch nur vom westdeutschen Boden ausgehen,<br />

da Leipzig, <strong>der</strong> einstige Hauptsitz des Verbandes, in<br />

<strong>der</strong> Sowjetischen Besatzungszone lag und dort we<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Name Wagner noch eine bürgerliche Vereinsorganisation<br />

auf Zuspruch <strong>der</strong> offiziellen Stellen rechnen konnten. Mit<br />

<strong>der</strong> Gründung <strong>der</strong> beiden deutschen Staaten in konträren<br />

Machtblöcken 1949 fiel die Geburtsstadt des „Meisters“<br />

endgültig als Mittelpunkt des Vereins fort. Für den wie<strong>der</strong>zubelebenden<br />

Verband musste damit ein neuer Sitz geschaffen<br />

werden. Dieser entwickelte sich in Hannover, aus<br />

dessen Ortsverband die letzten beiden Reichsvorsitzenden,<br />

Marianne Lange und Lotte Albrecht-Potonié, stammten. Der<br />

Schwerpunkt des künftigen Wagnervereinswesens verlager-<br />

258 Kommunalarchiv Minden, Stadt Minden OChr 1, Chronik <strong>der</strong> Stadt Minden 1948, S. 257 (hier: Beleg V 580c).<br />

te sich damit nach Nordwestdeutschland in die britische<br />

Besatzungszone, wo neben Hannover auch die an<strong>der</strong>en<br />

Pioniere des Neuaufbaus wie Bremen und Minden lagen.<br />

Angesichts <strong>der</strong> immer noch wagnerkritischen Öffentlichkeit<br />

agierten die ehemaligen Vereinsangehörigen zunächst abwartend<br />

und vorsichtig tastend. Schon Anfang 1946 wagte<br />

<strong>der</strong> Ortsverband Bremen in Absprache mit den Hannoveranern<br />

eine Wie<strong>der</strong>aufnahme <strong>der</strong> Vereinsarbeit. Nach fünf<br />

Veranstaltungen musste dieser Versuch auf Druck <strong>der</strong> Militärregierung<br />

allerdings wie<strong>der</strong> abgebrochen werden. 259<br />

Für die Wie<strong>der</strong>zulassung als Verein for<strong>der</strong>te die britische<br />

Besatzungsmacht eine Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Zweckbestimmung,<br />

z.B. in Unterstützung notleiden<strong>der</strong> Künstler, sowie einen<br />

demokratischen Aufbau von unten mit Einbindung politisch<br />

unbelasteter, junger Kräfte.<br />

Am 9. Oktober 1947 gelang in <strong>der</strong> Stadt Hannover schließlich<br />

die Wie<strong>der</strong>begründung des „<strong>Richard</strong> Wagner Verbandes<br />

deutscher Frauen“. Die neue, alte Vorsitzende Lotte<br />

Albrecht-Potonié gab den im Hause Bahlsen versammelten<br />

Gründungsmitglie<strong>der</strong>n in ihrer Ansprache zu bedenken:<br />

„Der <strong>Richard</strong> Wagner-Verband hat schon öfter krisenreiche<br />

Zeiten durchgemacht. Daß er immer durchhielt und

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