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Download der Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum - Richard ...

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26<br />

Max Bruns<br />

AVE MUSICA !<br />

Oden <strong>zum</strong> Ruhme <strong>der</strong> deutschen Kunst RICHARD WAGNER (1940)<br />

Wer hat wie du Akkorde in Glanz getaucht?<br />

Wo bricht im Reich des Klanges <strong>der</strong> Strahl hervor,<br />

<strong>der</strong> allverklärend jed Geschehnis<br />

leuchtend zur großen Legende wandelt?<br />

In Himmelshöhen silbert die Taube auf<br />

und senkt sich nie<strong>der</strong>: Schimmernd erscheint <strong>der</strong> Gral.<br />

Tritt Elsa <strong>zum</strong> Altan, erblüht sie<br />

wie ein Gestirn über Ortruds Dunkel.<br />

Das Schwert des Helden funkelt im Eschenstamm.<br />

Die Waberlohe züngelt und spritzt und sprüht.<br />

Der Abendstern, die Burg beglänzend,<br />

labt seinen Sänger mit mil<strong>der</strong> Tröstung.<br />

Im Hörselberg, <strong>der</strong> lang den Verlornen bannt,<br />

lockt schwül und flackernd fiebern<strong>der</strong> Sünde Pfuhl.<br />

Doch ob versenktem Horte orgelt<br />

rauschend <strong>der</strong> dunkelnde Strom sein Es-dur.<br />

Und aus dem Klang und Gesang baut sich das Leben auf.<br />

Jede Szene ersteht leicht schon dem lauschenden<br />

Ohr. Da wettert und pfeift <strong>der</strong><br />

Sturm und peitscht das Gespensterschiff.<br />

Flie<strong>der</strong> duftet verträumt durch die Johannisnacht.<br />

Doch wenn leuchten<strong>der</strong> Tag über dem Anger steht,<br />

schlingen Buben und Mädel<br />

leicht den hurtigen Haschetanz.<br />

Höfisch Pracht und Gepräng wogt<br />

durch den Wartburgsaal.<br />

Lenzes jubelnde Lust drängt in das Hundinghaus.<br />

Schwermut webt um die Norne.<br />

Zwitschernd flötet´s im Waldgezweig.<br />

Auf dem nachtenden Rom lastet <strong>der</strong> Fluch Urbans.<br />

Am Karfreitag erstrahlt zauberhaft mild die Au.<br />

Gnadenselige Chöre<br />

hallen himmlisch durch Monsalvat.<br />

Dies alles trank ich, <strong>der</strong> ich noch Knabe war.<br />

Wie selig trank ich´s! – „Denk an Elisabeth!“<br />

O Macht des Himmels! Wie ein Engel<br />

Gottes gebot sie den Schwertern Frieden.<br />

Vor ihrem Leuchten ebbte <strong>der</strong> Zorn zurück,<br />

die Flut <strong>der</strong> Töne staute sich <strong>zum</strong> Choral,<br />

darein des unglückselgen Sün<strong>der</strong>s<br />

herzenerschüttern<strong>der</strong> Wehruf hallte.-<br />

Und jene Friedensboten! Ein Silberlicht<br />

ging magisch durch die Gassen <strong>der</strong> heilgen Stadt.-<br />

Doch nächtig tief im Park von Cornwall<br />

pulste berauschen<strong>der</strong> Liebesodem,<br />

bis in die süße Unruhe sehnsuchtheiß<br />

die übervolle Kehle <strong>der</strong> Nachtigall<br />

sich flutend im Gezweig verströmte.-<br />

Schauernd durchbebte mir´s Nerv und A<strong>der</strong>n.<br />

Dieses alles war ihm vertraut! Er selber<br />

sang wie Walther wi<strong>der</strong> den neidgen Fant, <strong>der</strong><br />

im Gemerk vermeintlichen Fehl mit Nachdruck<br />

hämisch verhunzte.<br />

Er, gehetztes Wild wie <strong>der</strong> bleiche Seemann.<br />

Wi<strong>der</strong> Freundes tiefes Vertraun er selber<br />

untreu. Selber Tristan: <strong>der</strong> sehnsuchtwunde<br />

Minner Mathildens.<br />

Selbst voll dunkler Nacht wie die Seele Ortruds.<br />

Selbst voll Glanzgeleucht wie <strong>der</strong> Schwanenritter.<br />

Selbst <strong>der</strong> reine Tor, zwischen Schuld und Unschuld<br />

gläubigen Herzens.<br />

Selbst <strong>der</strong> Knabe, welcher dem Vöglein lauschte.<br />

Selbst <strong>der</strong> Wandrergott im Geleit <strong>der</strong> Raben.<br />

In des ruhlos wogenden Stromes Tiefe<br />

selber <strong>der</strong> Niblung.<br />

Rheingold: Sündiges Gold! Immer verwarfest du´s,<br />

lehntest, nahmst und verwarfst, vor <strong>der</strong> Erbitterung<br />

als ein ewig Gehetzter<br />

ruhlos keuchend von Land zu Land.<br />

Hunger, Elend und Not – Seide und Prunk und Pracht –<br />

deutscher Heldengesang, <strong>der</strong> dir die Koffer sprengt.<br />

(Badesalze und Düfte –<br />

Christusdichtung und Parsifal.)<br />

Weiter, weiter! Gen Wien! – Wie<strong>der</strong> gen West gewandt!<br />

Auf dem fliehenden Fuß folgt dir – <strong>der</strong> Retter nach.<br />

Endlich hascht dich des Königs<br />

märchenmächtiges Lösungswort.<br />

Kühnste Träume erstehn. („Wollt nur die deutsche Kunst,<br />

und ihr habt sie!“) Dein Werk wächst in ein Siegervolk.<br />

Bald umhegt dich´s wie Heimat,<br />

wo dein Wähnen Frieden fand.<br />

Behutsam leicht steigt silberner Ton empor,<br />

als such er droben selige Überschau.<br />

Was schaut er? Odenwald und Rheinstrom,<br />

heldische Welten, dir still gefriedet.<br />

Nun ist´s Idyll: das lieblichste Hochzeitlied<br />

und Wiegenlied, das zart ein Erobrer sang.<br />

Waldvogel flötet. Siegfrieds Hornruf<br />

tönt durchs Gezweig in erhabner Unschuld.<br />

Weit bleibt, was je dich folterte, hinter dir.<br />

Liegt nicht dein Leben heil in des Königs Hut?<br />

Und wie <strong>zum</strong> Heroldsamt gesellt sich<br />

dir und <strong>der</strong> Meisterin treu <strong>der</strong> Jünger.<br />

Bald reckt vom Festspielhügel sich Sempers Bau.<br />

Dem Werk schulst du die würdigste Sängerschaar.<br />

Was könnte kühnstem Wunsche mangeln?<br />

Träume nur! Segen und Sieg sind eines.<br />

Dann – verlässt dich <strong>der</strong> Freund,<br />

trübt sich des Königs Huld.<br />

Wie<strong>der</strong> stehst du im Kampf, mählich Ermatten<strong>der</strong>,<br />

stets aufs neue den Stachel<br />

zähen Willens im müden Fleisch.<br />

Du, bekämpft und geliebt, dem sich das „Kreuzige!“<br />

oft und oft mit dem Ruf „Hosiannah!“ gemischt,<br />

kanntest wohl im geheimen<br />

letztes, tiefstes Verlassensein.<br />

Tristan warst du und Sachs, aber die Heiterkeit<br />

apollinischer Schau trat auf das Drachenhaupt<br />

deines dunkelsten Dämons:<br />

Keiner schuf so gewaltiges<br />

deutsches Lustspielgewirk. Sing noch das Glaubenslied<br />

von den Dienern des Gral. Denn in <strong>der</strong> Märchenstadt<br />

laß <strong>der</strong> wiegenden Gondel<br />

wahnlos sanft den entseelten Leib.<br />

Kommunalarchiv Minden<br />

Nachlass Bruns, Nr. 1032

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