06.09.2013 Aufrufe

Download der Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum - Richard ...

Download der Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum - Richard ...

Download der Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum - Richard ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

48<br />

Auch in einem persönlichen Handschreiben legte die Vorsitzende<br />

dem vortragenden Künstler Max Krauss ans Herz:<br />

„Vermutlich werden Sie zu Beginn Ihres Vortrages kurz die<br />

Entstehung <strong>der</strong> Oper und ihre Entfaltung streifen, um so<br />

<strong>zum</strong> Musiker Wagner hinüber zu leiten. Ich wär Ihnen sehr<br />

dankbar, wenn Sie das Kerndeutsche und die tiefe Verinnerlichung<br />

unsres deutschen Meisters hervorheben würden.<br />

Wir haben so dringend nötig in dieser erniedrigenden Zeit<br />

uns auch einmal wie<strong>der</strong> stolz zu fühlen, uns glücklich zu<br />

preisen, daß solche unermeßlichen Schätze unser geistiges,<br />

unbestrittenes Eigentum sind.“ 165<br />

Insgesamt konnte das neue politische Programm des „Bayreuther<br />

Kreises“ nur in Ausnahmefällen wirkliche Prägekraft<br />

in den fest organisierten Vereinen gewinnen, womit sich die<br />

seit dem Kaiserreich bekannte Diskrepanz zwischen Ideal<br />

und Wirklichkeit auch unter verän<strong>der</strong>ten Vorzeichen fortsetzte.<br />

Auch die Mindener Ortsgruppe bewegte sich in den<br />

seit dem 19. Jahrhun<strong>der</strong>t gewohnten Bahnen bürgerlichnationaler<br />

Einstellung, die unter dem Eindruck des Ersten<br />

Weltkriegs zwar deutlicher herausgehoben wurde, aber rassistische<br />

Schärfe vermied.<br />

1923 erlitt <strong>der</strong> „<strong>Richard</strong> Wagner Verband deutscher Frauen“<br />

mit <strong>der</strong> Inflation den schwersten Rückschlag in seiner jungen<br />

Geschichte. Das gesamte Vermögen <strong>der</strong> Stipendienstif-<br />

165 Kommunalarchiv Minden, RWV, Nr. 39.<br />

166 Wilberg, Protokollbücher, S. 55.<br />

tung, das 1921 noch 751.545 Mark betragen hatte, wurde<br />

mit einem Schlage wertlos. Die Sammelarbeit von mehr<br />

als zehn Jahren war damit zunichte gemacht. Der Verband<br />

musste seiner eigentlichen Zielsetzung nach von Null wie<strong>der</strong><br />

beginnen.<br />

Angesichts <strong>der</strong> Krisen erfuhr das deutsche Wagnervereinswesen<br />

in den 1920er Jahren immer wie<strong>der</strong> Versuche einer<br />

Bündelung. Schon 1921 trat <strong>der</strong> „Bayreuther Bund“, ein<br />

Siegfried Wagner nahestehen<strong>der</strong> Verein <strong>der</strong> kurze Zeit später<br />

einschlief und 1925 neugegründet wurde, an den „<strong>Richard</strong><br />

Wagner Verband deutscher Frauen“ heran, um seinen<br />

Beitritt als korporatives Mitglied zu gewinnen. Während<br />

die Hauptvorsitzende Marianne Lange wärmstens den Anschluss<br />

befürwortete, stieß dieser bei den Mitglie<strong>der</strong>n auf<br />

entschiedene Ablehnung, da nach ihrer Meinung die Ziele<br />

hinsichtlich <strong>der</strong> Stipendienstiftung zu sehr auseinan<strong>der</strong> lägen.<br />

Die impulsive Reaktion <strong>der</strong> Vorsitzenden <strong>der</strong> Eisenacher<br />

Ortsgruppe und Beisitzerin im Hauptvorstand, Frau von<br />

Loebbecke, fasste das Protokoll folgen<strong>der</strong>maßen zusammen:<br />

„…fragt, ob immer noch nicht genug Vereine in unserem<br />

armen Deutschland wären? Sieht keine Notwendigkeit<br />

für neue Gründungen. Fragt, warum <strong>der</strong> B.B. überhaupt nötig<br />

sei? Sagt, dass die Einnahmen <strong>der</strong> einzelnen Ortsgruppen<br />

<strong>der</strong>artig minimal sind, dass keine Abzüge für an<strong>der</strong>e<br />

Vereine davon zu machen seien.“ 166 Dennoch sprach sich<br />

die Hauptversammlung 1921 für den Kompromiss aus, den<br />

einzelnen Mitglie<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> den Ortsgruppen als korporatives<br />

Mitglied individuell einen Beitritt zu gestatten. Das<br />

nächste Ansinnen für einen Zusammenschluss, diesmal in<br />

sämtliche Wagnervereine integrieren<strong>der</strong> Form, ging im Festspieljahr<br />

1924 vom altehrwürdigen „Allgemeinen <strong>Richard</strong><br />

Wagner Verein“ aus. Der Vorschlag wurde diesmal von <strong>der</strong><br />

Braunschweiger Vorsitzenden Elsbeth Grotrian-Steinweg<br />

vorgebracht. Das Protokoll hielt fest: „Frau Grotrian befürwortet<br />

den Anschluss, führt aus, dass von allen Verbänden<br />

<strong>der</strong> Allg. R.W.V. am tätigsten arbeite, dass <strong>der</strong> Bayreuther<br />

Bund so gut wie verschwunden sei, dass unser Verband<br />

zwar augenblicklich blühte, aber wer weiss wie lange? Das<br />

Programm des A.R.W.V. umfasst folgende Punkte: I. Dauernde<br />

Sicherung Bayreuths. II. Verstärkung <strong>der</strong> Stipendienstiftung.<br />

III. Erhaltung <strong>der</strong> Bayreuther Blätter. IV. Schaffung<br />

einer Gesamtausgabe von Wagners Werken. V. Erweiterung<br />

des <strong>Richard</strong> Wagner-Museums (Wallem). Frau Grotrian<br />

schlägt vor, ob Anschluss o<strong>der</strong> Ablehnung erfolgen soll.“ 167<br />

Diesmal reagierte die Hauptvorsitzende Marianne Lange auf<br />

den Vereinigungsvorschlag aus den Kreisen <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong><br />

durchaus vorsichtiger als 1921, eventuell da sie sich über<br />

die mittlerweile verbesserte Position ihres Gesamtverbandes<br />

im Klaren war. Mit dem bürokratischen Hinweis, dass eine

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!