Download der Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum - Richard ...
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Auch in einem persönlichen Handschreiben legte die Vorsitzende<br />
dem vortragenden Künstler Max Krauss ans Herz:<br />
„Vermutlich werden Sie zu Beginn Ihres Vortrages kurz die<br />
Entstehung <strong>der</strong> Oper und ihre Entfaltung streifen, um so<br />
<strong>zum</strong> Musiker Wagner hinüber zu leiten. Ich wär Ihnen sehr<br />
dankbar, wenn Sie das Kerndeutsche und die tiefe Verinnerlichung<br />
unsres deutschen Meisters hervorheben würden.<br />
Wir haben so dringend nötig in dieser erniedrigenden Zeit<br />
uns auch einmal wie<strong>der</strong> stolz zu fühlen, uns glücklich zu<br />
preisen, daß solche unermeßlichen Schätze unser geistiges,<br />
unbestrittenes Eigentum sind.“ 165<br />
Insgesamt konnte das neue politische Programm des „Bayreuther<br />
Kreises“ nur in Ausnahmefällen wirkliche Prägekraft<br />
in den fest organisierten Vereinen gewinnen, womit sich die<br />
seit dem Kaiserreich bekannte Diskrepanz zwischen Ideal<br />
und Wirklichkeit auch unter verän<strong>der</strong>ten Vorzeichen fortsetzte.<br />
Auch die Mindener Ortsgruppe bewegte sich in den<br />
seit dem 19. Jahrhun<strong>der</strong>t gewohnten Bahnen bürgerlichnationaler<br />
Einstellung, die unter dem Eindruck des Ersten<br />
Weltkriegs zwar deutlicher herausgehoben wurde, aber rassistische<br />
Schärfe vermied.<br />
1923 erlitt <strong>der</strong> „<strong>Richard</strong> Wagner Verband deutscher Frauen“<br />
mit <strong>der</strong> Inflation den schwersten Rückschlag in seiner jungen<br />
Geschichte. Das gesamte Vermögen <strong>der</strong> Stipendienstif-<br />
165 Kommunalarchiv Minden, RWV, Nr. 39.<br />
166 Wilberg, Protokollbücher, S. 55.<br />
tung, das 1921 noch 751.545 Mark betragen hatte, wurde<br />
mit einem Schlage wertlos. Die Sammelarbeit von mehr<br />
als zehn Jahren war damit zunichte gemacht. Der Verband<br />
musste seiner eigentlichen Zielsetzung nach von Null wie<strong>der</strong><br />
beginnen.<br />
Angesichts <strong>der</strong> Krisen erfuhr das deutsche Wagnervereinswesen<br />
in den 1920er Jahren immer wie<strong>der</strong> Versuche einer<br />
Bündelung. Schon 1921 trat <strong>der</strong> „Bayreuther Bund“, ein<br />
Siegfried Wagner nahestehen<strong>der</strong> Verein <strong>der</strong> kurze Zeit später<br />
einschlief und 1925 neugegründet wurde, an den „<strong>Richard</strong><br />
Wagner Verband deutscher Frauen“ heran, um seinen<br />
Beitritt als korporatives Mitglied zu gewinnen. Während<br />
die Hauptvorsitzende Marianne Lange wärmstens den Anschluss<br />
befürwortete, stieß dieser bei den Mitglie<strong>der</strong>n auf<br />
entschiedene Ablehnung, da nach ihrer Meinung die Ziele<br />
hinsichtlich <strong>der</strong> Stipendienstiftung zu sehr auseinan<strong>der</strong> lägen.<br />
Die impulsive Reaktion <strong>der</strong> Vorsitzenden <strong>der</strong> Eisenacher<br />
Ortsgruppe und Beisitzerin im Hauptvorstand, Frau von<br />
Loebbecke, fasste das Protokoll folgen<strong>der</strong>maßen zusammen:<br />
„…fragt, ob immer noch nicht genug Vereine in unserem<br />
armen Deutschland wären? Sieht keine Notwendigkeit<br />
für neue Gründungen. Fragt, warum <strong>der</strong> B.B. überhaupt nötig<br />
sei? Sagt, dass die Einnahmen <strong>der</strong> einzelnen Ortsgruppen<br />
<strong>der</strong>artig minimal sind, dass keine Abzüge für an<strong>der</strong>e<br />
Vereine davon zu machen seien.“ 166 Dennoch sprach sich<br />
die Hauptversammlung 1921 für den Kompromiss aus, den<br />
einzelnen Mitglie<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> den Ortsgruppen als korporatives<br />
Mitglied individuell einen Beitritt zu gestatten. Das<br />
nächste Ansinnen für einen Zusammenschluss, diesmal in<br />
sämtliche Wagnervereine integrieren<strong>der</strong> Form, ging im Festspieljahr<br />
1924 vom altehrwürdigen „Allgemeinen <strong>Richard</strong><br />
Wagner Verein“ aus. Der Vorschlag wurde diesmal von <strong>der</strong><br />
Braunschweiger Vorsitzenden Elsbeth Grotrian-Steinweg<br />
vorgebracht. Das Protokoll hielt fest: „Frau Grotrian befürwortet<br />
den Anschluss, führt aus, dass von allen Verbänden<br />
<strong>der</strong> Allg. R.W.V. am tätigsten arbeite, dass <strong>der</strong> Bayreuther<br />
Bund so gut wie verschwunden sei, dass unser Verband<br />
zwar augenblicklich blühte, aber wer weiss wie lange? Das<br />
Programm des A.R.W.V. umfasst folgende Punkte: I. Dauernde<br />
Sicherung Bayreuths. II. Verstärkung <strong>der</strong> Stipendienstiftung.<br />
III. Erhaltung <strong>der</strong> Bayreuther Blätter. IV. Schaffung<br />
einer Gesamtausgabe von Wagners Werken. V. Erweiterung<br />
des <strong>Richard</strong> Wagner-Museums (Wallem). Frau Grotrian<br />
schlägt vor, ob Anschluss o<strong>der</strong> Ablehnung erfolgen soll.“ 167<br />
Diesmal reagierte die Hauptvorsitzende Marianne Lange auf<br />
den Vereinigungsvorschlag aus den Kreisen <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong><br />
durchaus vorsichtiger als 1921, eventuell da sie sich über<br />
die mittlerweile verbesserte Position ihres Gesamtverbandes<br />
im Klaren war. Mit dem bürokratischen Hinweis, dass eine