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2.1. Vorbereitungen, Menschwerdung und Erniedrigung - Christologie

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Diese Stelle, Gen.3,15, hat in der katholischen Theologie einen bedeutsamen<br />

Platz (besonders in bezug auf die «Mariologie»: unbefleckte Empfängnis,<br />

leibliche Aufnahme in den Himmel).<br />

Papst Pius IX. hat am 8. Dezember 1854 in der dogmatischen Bulle «Ineffabilis<br />

Deus» 8 die «Unbefleckte Empfängnis der seligsten Jungfrau Maria»<br />

zum Glaubenssatz erhoben <strong>und</strong> mit Bezugnahme auf Gen.3,.15 gesagt, dass<br />

«in Genesis diesem göttlichen Ausspruch klar <strong>und</strong> offen der barmherzige<br />

Erlöser des Menschengeschlechtes, der Eingeborene Gottessohn Christus<br />

Jesus, vorausgesagt <strong>und</strong> seine seligste Mutter, die Jungfrau Maria, bezeichnet<br />

<strong>und</strong> zugleich auch die Feindschaft beider gegen den Teufel ausgedrückt<br />

sei.» 9 Unser Text wird mit folgenden Worten angeführt: «So hat die allerseligste<br />

Jungfrau, durch das engste <strong>und</strong> unauflöslichste Band mit ihm (Christus)<br />

verb<strong>und</strong>en, zusammen mit ihm <strong>und</strong> durch ihn die immerwährende<br />

Feindschaft gegen die giftige Schlange pflegend <strong>und</strong> über sie einen völligen<br />

Triumph feiernd (wörtlich: aufs völligste triumphierend), ihr Haupt mit ihrem<br />

unbefleckten Fuss zertreten.» 10<br />

Papst Pius XII. hat am 1. November 1950 in der «Constitutio Apostolica»<br />

der Bulle «Munificentissimus Deus» 11 das Dogma der leiblichen Aufnahme<br />

der «Gottesmutter» in den Himmel proklamiert. Auch hier kommt die Bezugnahme<br />

auf Gen.3,15. Wir lesen: «Wir müssen uns vor allem daran erinnern,<br />

dass, seit dem 2. Jh., die Jungfrau Maria durch die Väter dem neuen<br />

Adam verb<strong>und</strong>en wurde als die neue Eva, auf einer unteren Ebene, aber in<br />

einer engen Verbindung mit ihm, im Kampf gegen den höllischen Feind.<br />

Dieser Kampf nun, wie er zum voraus angekündigt ist im Protevangelium<br />

(Gen.3,15), musste zu einem völligen Sieg über die Sünde <strong>und</strong> den Tod<br />

führen, die immer verb<strong>und</strong>en sind in den Schriften des Lehrers (Docteur)<br />

der Nationen. Deshalb, ebenso wie die glorreiche Auferstehung (anastasis)<br />

Christi das Hauptteil <strong>und</strong> die letzte Trophäe dieses Sieges war, sollte der<br />

Kampf der Jungfrau <strong>und</strong> ihres Sohnes sich vollenden durch die Verherrlichung<br />

ihres jungfräulichen Leibes. Tatsächlich, wie es der Apostel sagt,<br />

wenn das Sterbliche die Unsterblichkeit angezogen haben wird, dann wird<br />

erfüllt werden das Wort, das geschrieben steht: Der Tod ist verschlungen<br />

worden in den Sieg (1.Kor.15, 54)». 12<br />

Die mariologische Deutung von Gen.3,15 hat in die Dogmatische Konstitution<br />

über die Kirche des Vatikanum II Eingang gef<strong>und</strong>en. Im Abschnitt<br />

über «Die Aufgabe der seligen Jungfrau in der Heilsökonomie» heisst es:<br />

8 Die lateinisch verfassten päpstlichen Bullen werden immer nach ihren Anfangsworten bezeichnet.<br />

9 Vgl. P. Morant, Die Anfänge der Menschheit, Luzern: Räber 8 Cie 1960, S. 183; Zitat aus: I. D. Mansi,<br />

Sacrorum conciliorum nova et amplissima collectio, 47 (Parisiis 1913) 121 D/122A, vgl. P. Morant ebd.,<br />

<strong>und</strong> S. 214 Anm. 56.<br />

10 «Sic sanctissima virgo, artissimo et indissolubili vinculo cum eo (Christo) conjuncta, una cum illo et per<br />

illum, sempiternas contra venenosum serpentem inimicitias exercens ac de ipso plenissime triumphans,<br />

illius caput immaculato pede contrivit», vgl. Breviaire Romain, 14 dec. a matines, 2/e/ noct., Vl/e/ leqon,<br />

zitiert von A. Clamer, La Genese in: L. Pirot/ A. Clamer (Hrsg.): La Sainte Bible, Paris: Letouzey et Ane<br />

1953, S. 141; vgl. ebenda weitere Literaturangaben: Artikel Immaculee Conception, D. B. S., IV, 233-<br />

254; Repetti, La tipologia mariana nel Protevangelio (Gen., III, 15) fondamento della dottrina dell’ Immacolata,<br />

in Divus Thomas (Plaisance), 1937, S. 287-297. Vgl. schon E. Preuss, Die römische Lehre von<br />

der unbefleckten Empfängnis, Berlin 1865, S. 230-234. Zitate, wenn nicht anders angegeben, von der<br />

Red. übersetzt.<br />

11 Die lateinisch verfassten päpstlichen Bullen werden immer nach ihren Anfangsworten bezeichnet.<br />

12 A. Clamer, a.a.Q., S. 141.

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