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2.1. Vorbereitungen, Menschwerdung und Erniedrigung - Christologie

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declarat, qui cum patre suo quotidie oriri facit solem super bonos et malos, pluit<br />

super iustos et iniustos?” Zu dieser Stelle bemerkt Ritschl (Studien <strong>und</strong> Kritiken<br />

1879, S. 324) unter anderem Folgendes. Passus indigna: ”Die Erduldung<br />

von Gegenwirkungen die seiner unwürdig sind, kann Christus unter<br />

dem Gesichtspunkt beigelegt werden, dass dieselbe das Mittel ist, durch welches<br />

er die Weltordnung auf das Heil der Menschen hinweist <strong>und</strong> gütig<br />

leitet. Die Allmacht steht, nach Bernhard, nicht dem Leiden oder der Geduld<br />

Christi entgegen.” Es ist dies eine wahre <strong>und</strong> fruchtbare Durchführung<br />

der communicatio idiomatum, fügen wir hinzu. Wir werden nun sagen, dass<br />

auch die Fleischwerdung des Logos unter dem Gesichtspunkte des Erduldens<br />

von etwas seiner Unwürdigem aufgefasst werden darf, ein Erdulden,<br />

dem sich der Logos aus grosser Liebe zu dem gefallenen Menschen unterzogen<br />

hat <strong>und</strong> wobei er der Allmacht nicht, wie die Vertreter der Kenosis<br />

wollen, entraten konnte, sondern ihrer erst recht bedurfte. Und wir sind<br />

gewiss nicht genugsam in dem göttlichen Wesen zu Hause, um in Abrede<br />

zu stellen, dass dieses Zusammenwohnen des Starken mit dem Schwachen<br />

möglich gewesen sei. Insofern aber die Liebe den Logos zur Fleischwerdung<br />

bewog, so kann er selbst seinen Kreuzestod unter den Gesichtspunkt<br />

der Erhöhung <strong>und</strong> Verherrlichung stellen Joh. 17, 1; vgl. 12,23). Der Akt<br />

der höchsten Demut <strong>und</strong> Selbstverleugnung war zugleich der Akt der Verherrlichung<br />

des Sohnes Gottes. Bernhards Aussagen greifen also in die Tiefen<br />

des Geheimnisses der Gottseligkeit, <strong>und</strong> die Reformatoren, bes. Luther,<br />

haben Ähnliches gesagt (Ritschl III.S. 365f.) Ebenso tiefsinnig sind schon<br />

die merkwürdigen Stellen über dieses Geheimnis bei Hilarius, z.B. in De<br />

trinitate IX,14.: Deo proprium fuit, esse aliud, quam manebat, nec tamen non<br />

esse quod manserat: nasci in hominem Deum nec tamen Deum esse desinere,<br />

contrahere seusque ad conceptum et cunas et infantiam, nec tamen Dei potestate<br />

decedere. Hoc non sibi sed nobis est sacramentum, neque assumtio nostra Deo profectus<br />

est, sed contumeliae suae voluntas nostra perfectio est, dum nec amittit ille,<br />

quod Deus est et homini acquirit, ut Deus sit. Mit diesen Worten will Hilarius<br />

das w<strong>und</strong>erbare Geheimnis, von dem wir im § reden, nach Möglichkeit uns<br />

nahe bringen. Menschliche Natur geht vom Niederen zum Höheren, nicht<br />

so die göttliche. ”Gott (so übersetzen wir Obiges) war es eigentümlich, ein<br />

anderes zu sein, als was er verblieb, <strong>und</strong> doch nicht nicht zu sein, was er<br />

verblieben war (e>n morfh~ ceou~): als Mensch geboren zu werden, <strong>und</strong> doch<br />

nicht aufzuhören, Gott zu sein; sich zusammenzuziehen bis zu Empfängnis<br />

<strong>und</strong> Wiege <strong>und</strong> Kindesweise, <strong>und</strong> doch der Gottesmacht nicht zu entsagen.<br />

Das ist ein Geheimnis nicht für ihn, sondern uns zu gut. Auch ist das Annehmen<br />

unserer Natur für Gott kein Fortschritt: aber dass er sich solche<br />

Schmach antun wollte, geschieht zu unserer Vollendung, da er nicht verliert,<br />

was er als Gott ist, <strong>und</strong> dem Menschen erwirbt, dass er Gott werde. Man<br />

vgl. über Hilarius G. Thomasius, Christi Person <strong>und</strong> Werk II, S. 172-189.<br />

Wegen seines Gehorsams bis zum Tode hat nun Gott auch Jesus erhöht,<br />

<strong>und</strong> zwar, um so höher erhoben, je tiefer seine <strong>Erniedrigung</strong> zuvor gewesen.<br />

Phil. 2,9. 125 Die Erhöhung oder der status exaltationis beginnt mit der Auferstehung.<br />

Durch diese Auferstehung wird der Erlöser nach Röm. 1,4 öffentlich<br />

erwiesen als der Sohn Gottes, der er war. Er hat sich den Sohnes-<br />

125 Die lutherische Dogmarik muss stattdessen sagen: „der Logos hat sich selbst erhöht.“

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