2.1. Vorbereitungen, Menschwerdung und Erniedrigung - Christologie
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Christus ein Erben <strong>und</strong> eine Besitznahme ausgesagt wird, oder wo es heisst,<br />
dass ihm etwas geschenkt worden, ja dass er gekrönt <strong>und</strong> als etwas deklariert<br />
worden ist, dass ihm alles unter die Füsse gelegt worden, gilt solches von<br />
dem Mittler Gottes <strong>und</strong> der Menschen, dem Menschen Christus Jesus <strong>und</strong><br />
zugleich wahrhaftigem Gott. Mt 28,18 (potestas offici nach Olevian) Röm.<br />
1,4; Hebr. 1,2-4; 2,8.9; 5,5.6; 1.Kor 15,25.27 – vgl. Ps 8,7; Phil. 2,9;<br />
Eph. 1,20-23. Auf unsere Seite wollte der Sohn Gottes ganz <strong>und</strong> gar hinübertreten,<br />
<strong>und</strong> als des Menschen Sohn sich alles erwerben <strong>und</strong> mitteilen<br />
lassen, was uns fehlte, auf dass er es fortan als die reife Frucht seines prophetischen,<br />
hohenpriesterlichen <strong>und</strong> königlichen Amtes durch Vermittlung des<br />
heiligen Geistes seiner Gemeinde zufliessen lasse. In solchem Willen Christi<br />
hat das selige Geheimnis seiner <strong>Erniedrigung</strong> <strong>und</strong> Erhöhung seinen Gr<strong>und</strong>.<br />
Die Weise also, in der die menschliche Natur Christi an der Erhöhung <strong>und</strong><br />
Verherrlichung des Erlösers, teilnimmt, ist durchaus nicht durch eine der<br />
Konsequenz des Systems entstammende Formel zu bestimmen, wie in der<br />
Lutherischen Kirche bei Aufstellung des tertium genus der Communicatio<br />
idiomatum geschah (des g. maiestaticum). Mit Recht wiesen die reformierten<br />
Theologen (z.B. Zanchius, Opp. tom. VIII,170ff <strong>und</strong> Maresius, Systema<br />
loc. IX,35-37) es ab, dass solche Mitteilung der göttlichen Eigenschaften<br />
an die menschliche Natur Christi, sei es von dem Moment der Fleischwerdung<br />
an, sei es von der Erhöhung an stattgehabt habe (beides wird vertreten<br />
unter den Lutheranern). Eine derartige Mitteilung göttlicher Eigenschaften<br />
zerstört den festen Gr<strong>und</strong> unsres Glaubens, indem sie die wahre menschliche<br />
Natur verflüchtigt <strong>und</strong> auf Eutychianismus hinauszulaufen droht.<br />
Bei dem genus majestaticum der Lutherischen Kirche verliert der Glaube<br />
sein Objekt, die natura humana geht auf in die divina <strong>und</strong> die Früchte des<br />
hohenpriesterlichen Amtes Christi werden verflüchtigt.<br />
Die natura humana wird die natura divina. In der Vergangenheit läge, was<br />
Christus getan, sein allgegenwärtig gewordener Leib zeigte keine W<strong>und</strong>enmale<br />
mehr – <strong>und</strong> was an dem Herrn das teuerste ist für die Gemeinde, seine<br />
Niedrigkeit auch in der Erhöhung, wonach er bittet für uns, Hebr. 7,25,<br />
<strong>und</strong> abwartet, bis Gott ihm alle seine Feinde zu Füssen legt, wäre nur noch<br />
in der Erinnerung konserviert. Vor unseren Augen stände die zufolge der<br />
Transfusion der essentiell göttlichen Eigenschaften in die menschliche Natur<br />
nun erst vollständig gewordene persona ceancrw/pou: ein ganz erschreckliches<br />
Wesen, vor dem wir zittern müssten, wenn wir seiner gedenken. Non<br />
enim finitum ab infinito potest adaequate inhabitari, quidquid kontra pertendant<br />
Ubiquitarii, sagt sehr richtig Maresius (Systema, loc. IX,30). Und wir<br />
fügen, im Hinblick auf Olevians Ausführungen betreffs dieses Problems,<br />
hinzu: Wer uns den nexus, welchen die göttliche <strong>und</strong> menschliche Natur des<br />
Erlösers hier auf Erden gehabt, auflösen wollte, löst für uns das Erlösungswerk<br />
auf, das ewig an der wahren menschlichen Natur haftet, <strong>und</strong> leugnet,<br />
dass wir ihn so wiederkehren sehen werden, wie ihn die Apostel von hinnen<br />
haben gehen sehen (Apg. 1,11; vgl. Hebr. 9,28). Dies war ja gerade die<br />
Sünde Adams, dass er Gott gleich sein wollte; Christus kam, diesen Schaden<br />
zu heilen (contrario remedio wie Olevian, De substantia foederis gratuiti<br />
I,6,31 sagt). Wie sollte der Erlöser nun die geschaffene menschliche Natur<br />
gleichwohl vergotten lassen <strong>und</strong> die Grenzen zwischen beiden Seinsweisen<br />
überschreiten? Wir sagen vielmehr mit Olevian (1 c. g 31): Ut dixi: summa