Familienorientierte Personalpolitik - Evangelische Kirche in ...
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Strukturelle Faktoren<br />
Auch strukturelle Faktoren bee<strong>in</strong>flussen den Erfolg<br />
oder Misserfolg familienfreundlicher Maßnahmen. Insbesondere<br />
kle<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>richtungen stehen vor der Herausforderung,<br />
ihren Mitarbeitenden familienfreund-<br />
liche Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen zu ermöglichen und zugleich<br />
den Betrieb aufrecht zu erhalten. Zwar haben gerade die<br />
Interviews mit kle<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>richtungen gezeigt, dass diese<br />
auf neue familiäre Situationen ihrer Mitarbeitenden<br />
meist schnell und unbürokratisch reagieren (müssen) und<br />
<strong>in</strong> der Regel <strong>in</strong>formelle und <strong>in</strong>dividuelle Lösungswege<br />
f<strong>in</strong>den. Dennoch ist der familienbed<strong>in</strong>gte (wenn auch<br />
temporäre) Ausfall e<strong>in</strong>er Mitarbeiter<strong>in</strong> oder e<strong>in</strong>es Mitarbeiters<br />
<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>richtungen im Arbeitsalltag meist<br />
schwer zu kompensieren und erfordert im Bereich der<br />
Arbeitsaufteilung hohe Flexibilität.<br />
Mehrfach ist deutlich geworden, dass familienfreundliche<br />
Maßnahmen <strong>in</strong> vielen Fällen von engagierten E<strong>in</strong>zelpersonen<br />
vorangetrieben und ermöglicht werden.<br />
Die Abhängigkeit von E<strong>in</strong>zelpersonen bedroht jedoch<br />
die nachhaltige Ausrichtung familienorientierter <strong>Personalpolitik</strong>,<br />
wenn Maßnahmen möglicherweise dann<br />
nicht mehr fortgeführt werden, wenn die Initiative dieser<br />
E<strong>in</strong>zelnen wegfällt. Die tatsächliche Nutzung von<br />
Maßnahmen <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Organisation kann auch als<br />
ungerecht empfunden werden, wenn verschiedene Vorgesetzte<br />
sehr unterschiedlich handeln.<br />
Dies verweist auf e<strong>in</strong>e weitere strukturelle Schwierigkeit:<br />
Der relativ hohe Anteil an <strong>in</strong>formellen Regelungen <strong>in</strong><br />
den untersuchten Organisationen zeugt zwar von e<strong>in</strong>er<br />
offensichtlich positiven Grundhaltung. Familienorientierung<br />
kann auf diesem Wege trotz hohem Engagements<br />
der meisten Beteiligten jedoch nicht langfristig garantiert<br />
werden. Sie ist aus Sicht der Mitarbeitenden ke<strong>in</strong> verlässlicher<br />
Faktor. Schließlich kann diese Intransparenz und<br />
Unsicherheit h<strong>in</strong>sichtlich des Rechts auf Inanspruchnahme<br />
e<strong>in</strong>er familienfreundlichen Maßnahme sogar zu Unstimmigkeiten<br />
führen und negative Auswirkungen auf<br />
die „Familienfreundlichkeit“ des Betriebsklimas haben.<br />
Für e<strong>in</strong> nachhaltiges Konzept familienfreundlicher <strong>Personalpolitik</strong><br />
sche<strong>in</strong>t es daher notwendig zu se<strong>in</strong>, Lösungsstrategien<br />
auf systematischem Wege (z. B. <strong>in</strong> Form<br />
56 Stolperste<strong>in</strong>e und Schwächen<br />
von Dienstvere<strong>in</strong>barungen) zu f<strong>in</strong>den, die Möglichkeit<br />
der Inanspruchnahme transparent zu kommunizieren<br />
und Standards zu etablieren, die Führungskräfte b<strong>in</strong>den,<br />
zugleich aber den nötigen Freiraum für <strong>in</strong>dividuelle Lösungen<br />
zum Nutzen aller Beteiligten lassen.<br />
Kommunikation und Information<br />
Deutlich geworden ist <strong>in</strong> diesem Zusammenhang auch,<br />
dass mangelndes Wissen über den Grad der eigenen Familienfreundlichkeit<br />
und den Erfolg von Maßnahmen<br />
e<strong>in</strong>er optimalen Ausrichtung familienorientierter <strong>Personalpolitik</strong><br />
im Weg stehen kann. E<strong>in</strong>richtungen, die<br />
selbst nur über unvollständige Informationen verfügen,<br />
können Familienfreundlichkeit auch nur unzureichend<br />
kommunizieren. Der fehlende Überblick über den eigenen<br />
Katalog der Möglichkeiten lässt Ressourcen ungenutzt<br />
und verh<strong>in</strong>dert e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle Verknüpfung bereits<br />
bestehender Maßnahmen. Zudem wird <strong>in</strong> der Selbstwahrnehmung<br />
und -beobachtung nicht selten das eigene<br />
Licht unter den Scheffel gestellt.<br />
H<strong>in</strong>zu kommt, dass vermeidbare Umsetzungsprobleme<br />
entstehen können, wenn Schwierigkeiten erst zum<br />
Zeitpunkt der Durchführung von Maßnahmen erkannt<br />
werden. Manchmal s<strong>in</strong>d die Mitarbeitenden im Vorfeld<br />
nicht ausreichend über den Inhalt und Umfang familienfreundlicher<br />
Maßnahmen <strong>in</strong>formiert und wissen daher<br />
nicht, dass ihnen die Nutzung dieser Maßnahmen<br />
offen steht, oder die Konstruktion der Maßnahmen geht<br />
an den wirklichen Bedarfen vorbei. Die Kommunikation<br />
mit den Mitarbeitenden sche<strong>in</strong>t nicht immer optimal<br />
zu se<strong>in</strong>, obwohl sie e<strong>in</strong> entscheidendes Kriterium für den<br />
Erfolg familienorientierter <strong>Personalpolitik</strong> ist.<br />
„E<strong>in</strong> weiteres Problem ist die Kommunikation der Angebote<br />
über alle Ebenen im Unternehmen h<strong>in</strong>weg. Es gibt immer<br />
wieder H<strong>in</strong>dernisse, oder da stockt und harkt es an e<strong>in</strong>er Stelle<br />
und wird nicht weitergegeben. Manche Informationen kommen<br />
gar nicht an oder Mitarbeiter wissen zum Teil gar nicht, was<br />
es für Angebote gibt.“ [Interview Dienstnehmersicht, Soziale<br />
Arbeit]<br />
In manchen Fällen scheitern gut geme<strong>in</strong>te Maßnahmen