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Familienorientierte Personalpolitik - Evangelische Kirche in ...

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E<strong>in</strong>e Voraussetzung hierfür ist die familienpolitische<br />

Konturierung von Führungsverhalten. <strong>Familienorientierte</strong><br />

Personalarbeit verlangt immer auch e<strong>in</strong>e Flexibilisierung<br />

der Arbeitsverhältnisse, e<strong>in</strong>en Zuschnitt auf die<br />

konkrete, sich sequentiell ändernde Familiensituation<br />

der Mitarbeitenden. Dar<strong>in</strong> liegt auch Konfliktpotenzial:<br />

Denn Flexibilisierung von Arbeitsverhältnissen bedeutet<br />

nicht nur für die e<strong>in</strong>en Zuwachs an Variationsmöglichkeiten<br />

<strong>in</strong> der Arbeitsgestaltung, sondern <strong>in</strong> aller Regel<br />

auch für „die anderen“ Variationsverluste, wenn der betriebliche<br />

Ablauf nicht beh<strong>in</strong>dert werden soll.<br />

Die Führungs- und Leitungskräfte der <strong>Evangelische</strong>n<br />

<strong>Kirche</strong> und der Diakonie müssen daher die relevanten<br />

Arbeitsmodelle kennen, ihren Nutzen, ihre Voraussetzungen<br />

und vor allem auch ihre Konfliktpotenziale.<br />

Sie müssen – und das ist gerade ke<strong>in</strong> Widerspruch – die<br />

Leistungsfähigkeit der Organisation <strong>in</strong> den Mittelpunkt<br />

ihrer Entscheidungen stellen, um e<strong>in</strong>zelfallbezogene,<br />

familienorientierte <strong>Personalpolitik</strong> zu organisieren. Es<br />

ersche<strong>in</strong>t s<strong>in</strong>nvoll, potenzielle Widersprüche zwischen<br />

„familienorientierter <strong>Personalpolitik</strong>“ und „verbrieften<br />

Rechten der Mitarbeiter“ <strong>in</strong> Tarifverträgen, Dienstvere<strong>in</strong>barungen<br />

etc. aufzuspüren und so zu thematisieren,<br />

dass familienunterstützende Entscheidungsfreiheiten des<br />

unmittelbaren Vorgesetzten ausgebaut werden.<br />

Je komplizierter die soziale Welt, die Familienverhältnisse<br />

und die Lebensläufe s<strong>in</strong>d, desto e<strong>in</strong>fallsreicher müssen<br />

die Lösungen se<strong>in</strong>. Die schwierige Aufgabe besteht<br />

dar<strong>in</strong>, das Spannungsverhältnis zwischen der Stärkung<br />

der Entscheidungsspielräume der Vorgesetzten und der<br />

gleichzeitigen Stärkung e<strong>in</strong>es strukturierten und systematischen<br />

Organisationsrahmens aufzulösen. In der<br />

Studie ist deutlich geworden, dass <strong>in</strong>dividuelle Lösungen<br />

zwar vielfach funktionsfähig s<strong>in</strong>d, dass aber e<strong>in</strong>e weitergehende<br />

Systematisierung nötig ist, um den Erfolg nicht<br />

ausschließlich personenabhängig zu machen und somit<br />

im schlimmsten Fall dem Zufall zu überlassen.<br />

Vernetzung und Kooperation<br />

Entscheidungsräume können, gerade bei kle<strong>in</strong>eren E<strong>in</strong>heiten,<br />

durch Vernetzung untere<strong>in</strong>ander stabilisiert werden.<br />

Vernetzung sowohl <strong>in</strong> der – e<strong>in</strong>richtungsübergreifenden<br />

– Personalentwicklung und Karriereplanung als<br />

auch im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er kooperativen Organisation von unterstützenden<br />

Dienstleistungen.<br />

Für praktisch alle relevanten Lebensfragen, die Familien<br />

betreffen können, gibt es evangelische Angebote, die<br />

auch den Mitarbeitenden evangelischer E<strong>in</strong>richtungen<br />

offen stehen. Das Netz evangelischer E<strong>in</strong>richtungen und<br />

Träger ist regional dicht gewebt, gleichzeitig s<strong>in</strong>d evangelische<br />

E<strong>in</strong>richtungen häufig relativ kle<strong>in</strong>, so dass es<br />

möglicherweise Engpässe im Angebot spezifischer Maßnahmen<br />

geben kann. Hier könnten evangelische E<strong>in</strong>richtungen<br />

im Rahmen von Kooperationen entweder<br />

wechselseitig komplementäre Dienstleistungen anbieten<br />

oder geme<strong>in</strong>sam Maßnahmen planen und umsetzen.<br />

Punktuell wird bereits von Beispielen berichtet – etwa<br />

von e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>sam mit e<strong>in</strong>er anderen evangelischen<br />

E<strong>in</strong>richtung organisierten Ferienbetreuung für K<strong>in</strong>der<br />

von Mitarbeitenden. Zum Teil wird auch schon über<br />

ergänzende Angebote <strong>in</strong>formiert. Andererseits sche<strong>in</strong>en<br />

noch erhebliche Vernetzungspotenziale zu bestehen, die<br />

e<strong>in</strong> gutes Stück von e<strong>in</strong>er unmittelbaren Aktivierung<br />

entfernt s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>zelne Gesprächspartner – übrigens von<br />

besonders stark engagierten Organisationen – sagen auch<br />

ganz klar, man sei <strong>in</strong> dieser Frage noch „<strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er Weise<br />

vernetzt“.<br />

Man geht eher davon aus, dass Kooperationen familienorientierter<br />

Aktivitäten dann möglich wären, wenn sich<br />

e<strong>in</strong> entsprechender Bedarf e<strong>in</strong>stellt. Zwar sei man sich<br />

bewusst, dass Vernetzungsaktivitäten helfen könnten,<br />

Doppelstrukturen zu vermeiden. Bisher wird jedoch offenbar<br />

noch ke<strong>in</strong> großer Handlungsdruck wahrgenommen.<br />

Vernetzungsaktivitäten gibt es dagegen <strong>in</strong> diversen<br />

Gremien, die jedoch andere Inhalte als Fragen familienorientierter<br />

<strong>Personalpolitik</strong> haben. Zum<strong>in</strong>dest bisher<br />

sche<strong>in</strong>en daher systematische Kooperationen, die <strong>in</strong><br />

Richtung e<strong>in</strong>er koord<strong>in</strong>ierten familienorientierten <strong>Personalpolitik</strong><br />

gehen, ke<strong>in</strong>e nennenswerte Rolle zu spielen.<br />

76 Herausforderungen und Chancen familienorientierter <strong>Personalpolitik</strong> für <strong>Kirche</strong> und Diakonie

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