Geschlecht und esellschaf eraus e geben v® Ilse Lenz ichik® Sigrid ...
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In den Sozial- <strong>und</strong> Kulturwissenschaften wissen wir noch wenig über Männer<br />
als individuelle <strong>und</strong> g<strong>esellschaf</strong>tliche Wesen, obwohl die Wissenschaft traditionell<br />
männlich dominiert ist <strong>und</strong> meist unbewußt vom Männlichen als dem<br />
Allgemeinen ausgeht. Dieser schon länger verfügbare Bef<strong>und</strong> der feministischen<br />
Wissenschaftskritik hat zwischenzeitlich zu einiger Anstrengung geführt,<br />
diese Wissenslücke zu füllen. Die Autorinnen <strong>und</strong> Autoren, die in dieser<br />
Diskussion aktiv sind, beziehen sich fast alle, wenn auch mit verschiedenen<br />
Schwerpunkten <strong>und</strong> unterschiedlicher Detailliertheit, auf das Werk von<br />
Robert W. Connell. Sein Konzept der „hegemonialen Männlichkeit", erstmals<br />
in einem breit angelegten theoretischen Kontext 1987 präsentiert (R.W.<br />
Connell, „Gerader and Power", Cambridge), hat sich in Windeseile um den<br />
Erdball verbreitet <strong>und</strong> bereits, oft losgelöst vom ursprünglichen Theorierahmen,<br />
eine Fülle von empirischen Untersuchungen, pädagogischen Anwendungen<br />
<strong>und</strong> wissenschaftlichen Abschlußarbeiten angeregt. Auch sein<br />
Gedanke, daß die in seinem Konzept zentralen drei Strukturen Macht, Arbeitsteilung<br />
<strong>und</strong> emotionale Bindungsmuster (Kathexis) sich zu „<strong>Geschlecht</strong>erregimes"<br />
konstellieren, die in verschieden nationalstaatlich verfaßten G<strong>esellschaf</strong>ten<br />
unterschiedlich ausfallen, ist hin <strong>und</strong> wieder aufgegriffen worden.<br />
Noch weniger stark rezipiert worden sind diese drei Strukturen selbst;<br />
insbesondere die „Kathexis" als Struktur emotionaler Besetzungs- <strong>und</strong> Bindungsmuster<br />
mit ihren vorherrschenden Elementen der Zwangs-Heterosexualität<br />
<strong>und</strong> der bürgerlichen Ehe ist bisher kaum aufgegriffen <strong>und</strong> zu anderen<br />
Strukturen in Beziehung gesetzt worden.<br />
Dies ist bedauerlich, weil die Zusammenschau ökonomischer, institutioneller<br />
<strong>und</strong> emotionaler Strukturen eine Fülle von weiterführenden Perspektiven<br />
bietet, die in der deutsch- <strong>und</strong> englischsprachigen Diskussion zu Wand<br />
lungs- <strong>und</strong> Beharrungstendenzen im <strong>Geschlecht</strong>erverhältnis noch unentwickelt<br />
sind. Diese lassen sich beispielsweise nur schwer ohne Rekurs auf die strukturelle<br />
Macht emotionaler Beharrungstendenzen erklären (siehe hierzu am<br />
Beispiel „männliche Gewaltbereitschaft" auch Angela Minssen/Ursula Müller,<br />
„Attraktion <strong>und</strong> Gewalt", in dieser Buchreihe, i.E.).