ZGR Nr. 29-30; 31-32/2006-2007 Partea III
ZGR Nr. 29-30; 31-32/2006-2007 Partea III
ZGR Nr. 29-30; 31-32/2006-2007 Partea III
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Ana-Stanca Tabarasi<br />
aber wird sie mit einem Gemälde verglichen, was eine Vorwegnahme der landschaftsgärtnerischen<br />
Tradition zu sein scheint, wo kleine Bilder, die die Aussicht von<br />
den wichtigsten Knotenpunkten des Gartens aus darstellten, fast noch wichtiger als<br />
der Gartenplan waren. Ohne den gesamten Kontext, der die Naturbeschreibung zum<br />
Anlass für die Verherrlichung des Schöpfers macht, und ohne den antikisierenden<br />
Hinweis auf Apollo, könnte man gewisse Verse aus dem Gedicht fast mit den landschaftsgärtnerischen<br />
Theorien des Malerischen vergleichen:<br />
276<br />
Zumalen, wenn man sie [= die Blätter] so dann von oben sieht<br />
Und Phöbus auf die dünnen Blätter glüht<br />
Erblickt man, wie das frische Garten-Land,<br />
Das eben erst geegt und umgewandt,<br />
Der jungen Blätter gelblich Grün<br />
Durch ihren Gegensatz noch zu erhöhen dien’.<br />
Wer etwa weiß wie einer Schilderey<br />
Ein dunkler Grund so nötig sey,<br />
Vergnüg’t sich, daß so Licht als Dunkelheit und Schatten,<br />
Sich, um uns zu vergnügen, gatten. 37<br />
Von Interesse für das Verhältnis zwischen Groß und Klein, Enge und Weite, und<br />
ihrer Rolle innerhalb der Schöpfung ist auch die Barockgartenbeschreibung aus dem<br />
Gedicht Die Allee:<br />
Wenn man beym Garten-Teich, der voll von schnellen Fischen,<br />
Und rings umher umpflanzt mit Taxus-Baum und Büschen,<br />
Sich im geraden Viereck zeiget;<br />
Die breite Stieg’ hinunter steiget;<br />
Erblickt man einen grünen Gang,<br />
Deß Seiten Linien so lang,<br />
Daß die darob fast müden Augen<br />
Gespitzt mit Müh’ ihr Ziel zu finden taugen.<br />
Des grünen Kerkers holde Länge<br />
Treibt den gefangnen Blick in eine schöne Enge;<br />
Er hofft voll süßer Furcht, daß gar kein Ende sey,<br />
Und wird, wie matt er gleich, dennoch mit Unmut frey. 38<br />
Die Ambivalenz der Beschreibung wird dadurch deutlich, dass das lyrische Ich zwar<br />
37 Brockes (1970), Bd. I, S. 58.<br />
38 Brockes (1970), Bd. I, S. 233.<br />
<strong>ZGR</strong> 1-2 (<strong>29</strong>-<strong>30</strong>) / <strong>2006</strong>, 1-2 (<strong>31</strong>-<strong>32</strong>) / <strong>2007</strong>