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ZGR Nr. 29-30; 31-32/2006-2007 Partea III

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Eva Parra Membrives<br />

Nicht nur der für den Text auserwählte Titel – der männliche Vorname Gongolf 14 –,<br />

sondern auch der anfängliche Verlauf der Geschichte an sich deuten auf den üblichen<br />

glorifizierten, männlichen Helden hin, und präsentieren ein ganz im paulinischen<br />

Sinne 15 zweitrangiges weibliches Wesen. Nicht einmal eines Eigennamens<br />

würdig 16 , wird die Notwendigkeit dieser zu Beginn unscheinbaren Frau in des herrlichen<br />

Gongolfs Leben in Anlehnung an Augustinus 17 und des Heiligen Thomas von<br />

Aquins 18 Überlegungen verteidigt: der heldenhafte fränkische Herzog braucht dringend<br />

einen legitimen Nachkommen, und muss wohl oder übel eheliche Pflichten<br />

eingehen, um an diese künftige Sicherheit für seine Länder zu kommen 19 . Die Traditionsgebundenheit<br />

der Roswitha wird besonders deutlich, wenn wir die von ihr benutze<br />

Wortfolge betrachten:<br />

256<br />

Als nun die Franken froh und glücklich<br />

Mit ihrem guten Herzog lebten<br />

Bestürmten ihn, den Jünger Christi<br />

Und Stolz des Landes, alle Grossen,<br />

er möge sich mit einem Mädchen,<br />

das ebenbürtig sei, vermählen,<br />

damit nicht ohne Nachwuchs ende,<br />

der Stamm aus edelstem Geschlechte. 20<br />

14 Passio Sancti Gongolfi martiris. Der Name auch als Gangolfus, Gangulfus, Gengulfus, Gengolfus, Gin-<br />

golfus<br />

15 Anweisung des Apostels an die Frauen in 1 Cor 11: 3; 1 Tim 2: 12.<br />

16 Zur Marginalität durch Negierung eines Eigennamens siehe Parra Membrives, Eva, “For-mas de Irracionalidad<br />

en la literatura medieval”, Maldonado, M. / Parra Membrives, E., Lo irracional en la literatura,<br />

Bern, Peter Lang, 1999, 71-88; Parra Membrives, Eva, “¿Crimen como modo de integración? La marginación<br />

de der Rotkopf en Ruodlieb”, in EPOS, Vol. XVII, 2001, <strong>32</strong>7-350.<br />

17 Bussmann, M., “Die Frau - Gehilfin des Mannes oder eine Zufallserscheinung der Natur? Was die Theologen<br />

Augustinus und Thomas von Aquin über Frauen gedacht haben”, in: Lundt, Bea: Auf der Suche<br />

nach der Frau im Mittelalter. Fragen, Quellen, Antworten, München, Fink, 1992, 117-133, hier 122.<br />

18 Bussmann, S. 127. Mitterer, Albert, “Mann und Weib nach dem biologischen Weltbild des hl. Thomas<br />

und dem der Gegenwart, in : Zeitschrift für Theologie und Kirche,57, 1933, 491-556, hier 539; Brundage,<br />

James A, “Carnal Delight: Canonistic Theories of Sexuality”, a.a.O., 377.<br />

19 Besonders interessant scheint hier, dass andere Versionen der Legende Gongolf bereits zu Beginn der<br />

Geschichte verheiraten, ohne den Nachwuchs als Grund der Ehe anzugeben.<br />

20 Roswitha von Gandersheim, a.a.O., 1936, 77: Im Original: “Certe Francorum populus dum risit eous /<br />

Illustris meritis et bonitate ducis, / Blanditur magnis procerum precibus seniorum / Hic Christi carus,<br />

gentis et omne decus, / Quo sibi condignam vellet sociare puellam / Foedere legali coniugii soliti, / Ne<br />

finem caperet subducta posteritate / Inclita regalis prosapies generis” Roswitha von Gandersheim, Hrotsvithae<br />

opera, mt Einleitung und Kommentar von H. Homeyer, München, Schöningh, 1970, 112-113.<br />

<strong>ZGR</strong> 1-2 (<strong>29</strong>-<strong>30</strong>) / <strong>2006</strong>, 1-2 (<strong>31</strong>-<strong>32</strong>) / <strong>2007</strong>

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