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ZGR Nr. 29-30; 31-32/2006-2007 Partea III

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Cornelia Eşianu<br />

dafür, dass die in den Zeitschriften veröffentlichten Texte namentlich erkennbar sein<br />

sollen. Die Xenien von Goethe und Schiller sind nämlich anonym erschienen.<br />

Inhaltlich interpretiert Ernst Behler das Fragment in Schlegels Werk als einen „Versuch,<br />

den immer unerfüllbaren Ansprüchen auf quantitative und qualitative Vollständigkeit<br />

wissenschaftlicher oder poetischer Aussage gegenüber dem wirklichen<br />

Reichtum der Realität so weit wie möglich zu begegnen.“ Das Fragment erfüllt somit<br />

eine philosophische Funktion.<br />

Ohne eine eigentliche Theorie des Fragments entwickelt zu haben, zog es Schlegel<br />

vor, über Fragmente in Fragmenten zu schreiben. Wie er aber schon in seinen Briefen<br />

an August Wilhelm behauptete, sind die Fragmente keine „Epigramme oder lyrische<br />

Fragmente in Prosa“, sie sind auch keine „Fastnachtsspiele“, sondern „vermischte<br />

Gedanken“, wie für das eigene Notizheft gesagt. Sie haben „pikant“ und voller<br />

„Witz“ zu sein; d.h. sie sollen jenen „chemischen Geist“ enthalten, der Dinge<br />

kombiniert und mit Leichtigkeit Gemeinsamkeiten zwischen ihnen entdeckt. Es ist<br />

interessant festzustellen, dass alle diese Überlegungen poetologischer Natur erst im<br />

Anschluss an die Lyceums-Fragmente angestellt wurden, d.h. in der Übergangszeit<br />

zu den Athenäums-Fragmenten. Sie stammen alle vom Ende des Jahres 1797 und<br />

vom erstem Viertel des Jahres 1798.<br />

Was hier im Hinblick auf die Beantwortung der Frage nach einer möglichen romantischen<br />

Postmodernität zur Diskussion stehen soll, bezieht sich auf die potentiellen<br />

Differenzierungen zwischen den erst publizierten Fragmenten von Schlegel – den<br />

Lyceums-Fragmenten – und den später erschienen Athenäums-Fragmenten. Vergleicht<br />

man die beiden Fragmentsammlungen miteinander, so scheinen letztere<br />

wohl doch geachteter zu sein. Bei der Konzipierung heutiger Chrestomatien aus dem<br />

Werk Friedrich Schlegels wird den Lyceums-Fragmenten keine Beachtung geschenkt.<br />

19 Nicht selten haben auch Romantikforscher ihr Interesse in verstärkter<br />

Weise den Athenäums-Fragmenten gewidmet. Ernst Behler hebt, wenn auch nicht<br />

explizit, die Superiorität der Athenäumsfragmente gegenüber den Lyceums-Fragmenten<br />

hervor. In gewisser Weise hat Schlegel selbst einen Grund dazu geliefert,<br />

indem er in einem Brief seine unzähligen Athenäums-Fragmente als eine „ganz neue<br />

Gattung“ einschätzte:<br />

286<br />

Doch eigentlich wirds eine ganz neue Gattung sein; 1) denke ich größten Theils ), kondensirte Abhandlung und Charakteristik, Recensionen<br />

[zu] geben 2) werde ich dabey Universalität ordentlich suchen, nicht philos.[ophische]<br />

und krit.[ische] Frag.[mente] trennen, wie im Lyc.[eum] und in denen,<br />

19 Vgl. SCHLEGEL, in: HUYSSEN (Hg.), 1990.<br />

<strong>ZGR</strong> 1-2 (<strong>29</strong>-<strong>30</strong>) / <strong>2006</strong>, 1-2 (<strong>31</strong>-<strong>32</strong>) / <strong>2007</strong>

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