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ZGR Nr. 29-30; 31-32/2006-2007 Partea III

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mente.<br />

288<br />

Cornelia Eşianu<br />

Ein bedeutendes Differenzierungsmerkmal der Lyceums-Fragmente gegenüber den<br />

Athenäumsfragmenten besteht sicher darin, dass Schlegel in seinen Lyceums-<br />

Fragmenten gängige Konzeptionen – beispielsweise vom Witz – in Frage stellt. So<br />

bezweifelt er, dass der Witz, „ein Ersatz der unmöglichen Glückseligkeit“ (wie Chamfort<br />

anscheinend behauptet) sei, womit „die bankerotte Natur sich für die nicht honorierte<br />

Schuld des höchsten Gutes abfinde“. Auch diese von Shaftesbury, „Witz sei<br />

der Prüfstein der Wahrheit“, oder jene, laut der „gemeinere(n) Vorurteil, sittliche<br />

Veredlung ... der höchste Zweck der schönen Kunst“ sei, wird hinterfragt. Im Unterschied<br />

zu diesen drei Auffassungen entwirft Schlegel seinen eigenen Witzbegriff. So<br />

ist Witz „Zweck an sich, wie die Tugend, die Liebe und die Kunst“ (L 59). Witz ist<br />

logische Geselligkeit. (L 56), Witz ist eine Explosion von gebundenem Geist (L 90),<br />

Witz ist ein prophetisches Vermögen (L 126). Es gibt einen Sinn für Witz, so wie es<br />

einen Sinn für Freiheit gibt, Witz darf nicht Werkzeug der Rache sein.<br />

Überhaupt scheint sich auf den ersten Blick in den 127 Lyceums-Fragmenten das<br />

Fragen und Befragen des Gegebenen stärker als in den Athenäums-Fragmenten aufzudrängen.<br />

Vor allem aber ist das der Fall in der 1800 ebenfalls in der Zeitschrift<br />

veröffentlichten dritten Fragmentsammlung von Schlegel, den Ideen,<br />

in denen die Haltung des Schreibenden nicht mehr die eines Suchenden und Fragenden<br />

ist, sondern denjenigen charakterisiert, der sich bereits im Besitz von Antworten<br />

wähnt. Festgehalten sollen hier einige der wichtigsten Fragen der Lyceums-<br />

Fragmente werden, die in den poetologischen Schriften der Romantik ihre Antworten<br />

erhalten werden:<br />

Wer ist dieser‚ sƒ Publikum? (L 35)<br />

Warum wird das Wort ästhetisch noch beibehalten, wenn man es nicht versteht? (L 40)<br />

Warum hat man noch keinen Begriff von Dichtart? (L 62)<br />

Wieviel Autoren gibt’s wohl unter den Schriftstellern? (L 68)<br />

Sollte es nicht überflüssig sein, mehr als Einen Roman zu schreiben, wenn der Künstler<br />

nicht etwa ein neuer Mensch geworden ist? (L 89)<br />

Welches ist nun die poetische Poesie? (L 100)<br />

2. Es ist Schillers „Leidenschaft zum Ewigen“, was der junge Friedrich Schlegel an<br />

ihm für groß achtete, doch es schreckte ihn nicht davon ab, seine Kritik an Schiller<br />

zu üben. Gerade darin könnte ein postmodernes schriftstellerisches Verhalten, ein<br />

avantgardistisches Experimentieren seitens Friedrich Schlegels entdeckt werden.<br />

Noch bevor Schlegel seine Werke veröffentlichte, in denen er die Programmatik der<br />

Romantik vorstellte, rezensierte er in einer Reihe von Zeitschriftenartikeln Schillers<br />

<strong>ZGR</strong> 1-2 (<strong>29</strong>-<strong>30</strong>) / <strong>2006</strong>, 1-2 (<strong>31</strong>-<strong>32</strong>) / <strong>2007</strong>

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