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Der Dritte Weg auf dem Prüfstand

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Diakonie als Kirche – Kirche als Diakonie<br />

der Ortsgemeinde bis zum Landeskirchenamt. Vielmehr sind diese kybernetischen<br />

Einsichten auch bedeutsam für die diakonischen Institutionen, vom einzelnen<br />

Sozialdienst bis zum Großunternehmen. Da mir vertiefte Einblicke in die Praxis<br />

der diakonischen Unternehmen jedoch fehlen, will ich die Relevanz<br />

kirchentheoretischer Reflexion nicht einfach behaupten, sondern in Frageform<br />

formulieren: Könnte das, was sich gegenwärtig im Blick <strong>auf</strong> die verfasste Kirche<br />

theologisch und empirisch sagen lässt, auch für die Diakonie von Bedeutung sein?<br />

Vier Hinsichten sind es, in denen die neuere Theorie der Kirche mir für die Praxis<br />

diakonischer Leitung bedeutsam erscheint:<br />

1. Die Krise der Kirche wird inzwischen auch als Chance, genauer als Chance der<br />

Selbstbesinnung begriffen – gilt dies auch für die Diakonie?<br />

2. <strong>Der</strong> Sinn der Kirche ist die öffentliche Darstellung des Glaubens – ist das auch<br />

der Sinn der Diakonie?<br />

3. Die Mitglieder haben von der Kirche offenbar das Bild, ein traditionell-religiöser<br />

Horizont je individueller Lebensdeutung zu sein – zeigen sich hier auch Erwartungen<br />

(und Dilemmata) der Diakonie in der Sicht ihrer „Kunden“ wie ihrer<br />

Mitarbeitenden?<br />

4. Und schließlich: Wenn die Theologie sich in neuer Weise als Theorie der<br />

kirchlichen Leitung versteht – kann sie dann auch diakonische Leitungstätigkeit<br />

orientieren?<br />

1. Die Krise der Kirche als Chance der Selbstklärung – auch für<br />

die Diakonie?<br />

Kirche und Diakonie sind jedenfalls insofern gut vergleichbar, als sie sich<br />

gegenwärtig in einer krisenhafte Lage befinden. Hier wie dort vollziehen sich –<br />

unter sozialem wie ökonomischen Druck – zahlreiche Suchbewegungen in der<br />

Mitarbeiterschaft, der jeweiligen Klientel bzw. Mitgliedschaft, auch <strong>auf</strong> den<br />

Leitungs-ebenen. Dass sich die Krise auch im Einzelnen recht ähnlich darstellt,<br />

weist <strong>auf</strong> Strukturanalogien, ja <strong>auf</strong> gemeinsame Wurzeln der Institutionen hin. Ich<br />

erinnere an einige Aspekte der kirchlichen Krisenwahrnehmung; die diakonischen<br />

Parallelen brauche ich allenfalls anzudeuten.<br />

Nicht wenige kirchliche Körperschaften wären, wenn es keinen innerkirchlichen<br />

Solidarausgleich gäbe, inzwischen zahlungsunfähig. Hier werden die finanziellen<br />

Einbrüche weniger durch sinkende Tarife und Kassen-Leistungen, jedoch mindestens<br />

ebenso nachhaltig durch sinkende Mitgliederzahlen, vor allem aber durch<br />

<strong>dem</strong>ographische und steuerpolitische Veränderungen bewirkt.<br />

Dieses Schwinden der Ressourcen ist, wie sich leicht erkennen lässt, vor allem<br />

durch das immer noch hochwirksame Erbe staatskirchlicher Strukturen verursacht.<br />

Das betrifft nicht nur die extreme Abhängigkeit von der – aus den genannten<br />

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