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Der Dritte Weg auf dem Prüfstand

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Diakonie als Kirche – Kirche als Diakonie<br />

ihrer Arbeit und in ihrem Leben das „unterscheidend Christliche“ zum Ausdruck<br />

kommt.<br />

Auf <strong>dem</strong> Hintergrund solcher Diskussionsprozesse werden allmählich auch die<br />

Chancen der gegenwärtigen Umbrüche in der Kirche erkennbar: Die Umstellung<br />

von einem staatsanalogen <strong>auf</strong> ein eher unternehmerisches Selbstverständnis nötigt<br />

zur Selbstklärung, und zwar nicht nur organisatorisch, mit der Frage, was angesichts<br />

knapper Ressourcen unbedingt nötig erscheint, sondern auch inhaltlich: Was ist<br />

unser spezifisches Anliegen, wofür stehen wir als Kirche? Was ist denen, die von<br />

einer bestimmten Erfahrung des Glaubens herkommen, im gemeinsamen<br />

Arbeiten, vielleicht auch im gemeinsamen Leben wichtig?<br />

Die Umstellung nötigt weiterhin zur Frage nach den einzelnen Mitgliedern: Was<br />

erwarten sie von der Kirche, der sie – trotz meist offenkundiger Distanz zu<br />

Gemeinde – weiterhin angehören, für die sie auch einiges <strong>auf</strong>wenden? Die<br />

Erwartungen der Mitglieder werden für eine Kirche in der Krise offenbar<br />

wichtiger, als eine wichtige Orientierung für Prioritätensetzung – wenn auch nicht<br />

als letzter Maßstab. Dazu soll im dritten Abschnitt noch einiges ausgeführt<br />

werden.<br />

Die institutionelle Krise der Kirche bietet eine Chance zur Selbstklärung – vor<br />

allem durch die Wahrnehmung neuer Außenperspektiven, wie die der Mitgliedschaft<br />

und möglicher „Konkurrenten“. Auch und gerade dort, wo diese reflexive<br />

Selbstklärung nicht kurzschlüssig <strong>auf</strong> die Legitimation – oder den Ausschluss –<br />

bestimmter Arbeitsfelder und Organisationsformen zielt, eröffnet sie die Einsicht<br />

in die spezifischen Ressourcen, die der Kirche eigen sind: die Überzeugung des<br />

Glaubens, dass Gott – den Menschen zugute – gegenwärtig handelt; die Texte und<br />

Traditionen, <strong>auf</strong> die sich der christliche Glauben berufen kann; die spezifischen<br />

Vollzüge, in denen dies dargestellt wird – und nicht zuletzt: die Mitarbeitenden, die<br />

diese Überzeugungen und Traditionen, auch Liturgien verkörpern und<br />

weitertragen, sie plausibel machen. Und schließlich sind die Mitglieder zu nennen,<br />

die diese personale Präsentation von Tradition erwarten und ihr erstaunlich treu<br />

bleiben.<br />

In der kirchlichen Umstellungskrise wird zunehmend deutlich, dass die<br />

Mitarbeitenden, und die Mitglieder überhaupt, der größte Schatz der Kirche sind.<br />

<strong>Der</strong> Ausbau der Fortbildung, Programme der Personalentwicklung, bis hin zu<br />

einem „Studium Ehrenamt“, wie die Hannoversche Landeskirche es eingerichtet<br />

hat – alle diese Maßnahmen sind (auch) Ausdruck der Wertschätzung der<br />

Personen, mit denen die erforderliche Umstellung vonstatten gehen kann.<br />

An die diakonisch Leitungsverantwortlichen richtet sich dann meine Frage: Wenn<br />

Diakonie Kirche ist, auch Kirche in der Krise – lässt sich dann hier auch vom<br />

kirchlichen „Krisenmanagement“ etwas lernen? Bisher war es – aus guten<br />

Gründen – eher umgekehrt; die verfasste Kirche macht sich die Erfahrungen der<br />

Diakonie mit ökonomischen Sichtweisen und Methoden nun allmählich zu Eigen.<br />

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