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robert koldewey

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52<br />

Das Ischtar-Tor in Babylon<br />

mit sich. Das Kastell sendet nach Norden eine dicke Mauer ab, welche, östlich umbiegend,<br />

die Mitte der jetzigen ,Hauptburg" durchzieht, um sich an der Straße im Haken zu der letztgenannten<br />

Bastion zurückzubiegen. Von dem Palaste der Hauptburg bestand damals natürlich<br />

noch nichts.<br />

IV. Die letzte Veränderung großen Stils hängt mit der Errichtung des Palastes in der<br />

Hauptburg zusammen, für welche wiederum eine Erhöhung des Baugrundes um etwa 5 m festgesetzt<br />

wurde. IDie Mauern, welche die Prozessionsstraße begleiten, wurden nach Norden verlängert<br />

bis zu der Bastion, an welche die den Hauptpalast umschließende Mauer ansetzt,<br />

später - und erst nach vollkommener Fertigstellung des Ischtar-Tores in der Gestalt, in<br />

welcher wir es jetzt betrachten - noch einmal um ein etwas kürzeres Stück bis zu der Nordmauer,<br />

die mit den Kalksteinquadern verbrämt ist. Davor lag dann die Rampe, welche über<br />

den nunmehr hierher verlegten Stadtgraben hinüberführte.<br />

Der Grundriß des Torgebäudes veränderte sich dabei nicht. Aber eine wichtige Neuerung<br />

wurde bei diesem Neu- oder richtiger gesagt Höherbau eingeführt: Die Emailletechnik hatte<br />

jetzt den Höhepunkt ihrer Entwicklung erreicht, indem sie nicht nur Fläche, sondern auch Reliefs<br />

mit ihren zu gleicher Zeit strahlenden und haltbaren Farben zu überziehen verstand. Die unterste<br />

von den flach emaillierten Tierreihen verschwand unter der Aufschüttung, die jetzt mit Steinquadern<br />

abgepflastert wurde, während die auf dieser Stierreihe stehende Drachenreihe den Sockel<br />

für die Reliefreihen gebildet zu haben scheint. Freilich ist von der Drachenreihe nichts mehr<br />

an Ort und Stelle gefunden worden, doch lassen zahlreiche Fragmente von flach emaillierten<br />

Drachen darauf schließen, daß solche tatsächlich am Bau Verwendung gefunden haben. Wenn<br />

die Drachen als Sockel für die farbigen Reliefs gedient haben, so müßte allerdings die Anordnung<br />

der Streifen- und Rosettenornamente eine andere gewesen sein, als in unserer Restauration<br />

auf Tafel 9 angenommen ist. Auf dieser kommt die Annahme zum Ausdruck, daß die<br />

Ornamentierung dieselbe gewesen sei wie bei den noch an Ort und Stelle vorgefundenen Flachemaillen.<br />

Die Entscheidung dieser Frage scheint indessen nicht von besonders großer Wichtigkeit.<br />

Daß die Ornamentverwendung, wie sie die Tafel zeigt, jedenfalls vollkommen im Sinne<br />

des Architekten des Ischtar-Tors gelegen habe, geht aus den vorgefundenen Mauerresten mit<br />

Sicherheit hervor; daß sie auch anders gewesen sein kann, soll nicht in Abrede gestellt<br />

werden.<br />

Mit der Ausschrmückung des Tores durch die emaillierten Relieftiere hat der Bau seinen<br />

Abschluß gefunden. In dieser Gestalt sah es die Nachwelt - bis auf Trajan, bei dessen Besuche<br />

(i 15 n. Chr.) es allerdings doch wohl schon mehr oder weniger zur Ruine verfallen war.<br />

Im Jahre I887 sah ich vom Bau natürlich nichts mehr. Aber auf dem formlos hügeligen Gelände<br />

dieses Teiles der Burg (Abb. 53) leuchteten noch immer die farbigen Emaillebrocken zur<br />

Ausgrabung verlockend hervor. Wann der eigentliche Abbau begonnen hat, wissen wir nicht.<br />

In Hilleh sieht man an den Häusermauern hier und da glasierte Ziegel, besonders blaue, deren<br />

Farbe bekanntlich dem Moslem besonders geeignet erscheint, den bösen Blick abzuwenden.<br />

Auf die letzte Gestalt des Ischtar-Tores zunächst bezieht sich die Stelle der großen<br />

Steinplatteninschrift: K. B. III 2, Kol. VI 4, 5 Nebukadnezars, wenn er auch zugleich (a. a. 0.<br />

i-3) von der, den Beginn des ersten Neubaus bezeichnenden, Neufundamentierung des Tores<br />

spricht; denn an anderer Stelle derselben Inschrift wird der Bau des Palastes der Hauptburg

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