download - Amz.de

technik karosserie & lack
Drücker am Werk
_ Wenn der „Dellen-Doktor“ Hand anlegt, ist für gewöhnlich
keine nachträgliche Lackierung notwendig. Allerdings bedarf
es für diese Technik geschulte Spezialisten. Für Werkstätten
ist die Methode ein interessantes Zusatzgeschäft.
Ausbeulen, ohne dabei den Lack
zu beschädigen, wird bereits
seit Mitte der 90er-Jahre erfolgreich
angewendet. Als federführend
mit dieser Technik gilt die
fix-a-ding AG aus Aarburg in der Schweiz.
Inzwischen hat sich diese Art der Karosseriereparatur
weitgehend durchgesetzt.
Allerdings sind der sanften Reparaturmethode
Grenzen gesetzt. Nicht alle Beulen
oder Dellen lassen sich ohne Nacharbeiten
beseitigen. Dennoch, nach Aussage von
fix-a-ding, ist das Beseitigen von kleinen
Parkremplern nach der sanften Methode
(ohne Lackierung) um bis zu 50 Prozent
günstiger als eine herkömmliche Reparatur.
Dies trifft auch auf das Beheben
von Hagelschäden zu, da der Lack in den
seltensten Fällen beschädigt ist. Dennoch
empfiehlt das Unternehmen genau hinzuschauen.
„Wenn sich das Dellendrücken
über drei oder mehr Stunden hinzieht
und am Ende mehr als 500 Euro kostet,
ist ein neues Teil oder eine konventionelle
30 amz - auto | motor | zubehör Nr. 6-2011
Reparatur mit Lackaufbau günstiger“,
sagt Markus Erzinger, Geschäftsführer bei
fix-a-ding. „Ausgebildete Dellen-Drücker
merken nach spätestens 15 Minuten, ob
ein Schaden auf die sanfte Tour zu reparieren
ist oder nicht.“ Erzinger ist aber auch
davon überzeugt, dass „insbesondere
Werkstätten mit eigener Lackiererei häufig
konventionell reparieren, das heißt mit
komplettem Lackaufbau“. Dabei sei das
lackschadenfreie Ausbeulen doch ein lukrativer
Geschäftszweig. Dies treffe besonders
auf die Aufbereitung von Gebrauchtwagen
zu, so Erzinger. Denn gerade beim
Gebrauchtwagen-Handel spielt die Optik
der Automobile eine große Rolle. Gibt sie
doch Kunden immer wieder Anlass, um
den Preis zu feilschen. „Der Kunde erkennt
selbst kleinste Dellen. Umso wichtiger
ist es, dass der Händler seine Gebrauchtwagen
schadenfrei präsentiert.“
Davon ist auch der Zentralverband Karosserie-
und Fahrzeugtechnik (ZKF) überzeugt.
Er sieht in den neuen und speziellen
Reparaturmethoden noch ein erhebliches
Potenzial. „Für den Bereich Spot- und
Smart-Repair erwarten wir eine stärkere
Professionalisierung. Spot-Repair als Form
des Dellendrückens und Smart-Repair als
das Anbieten kleinerer Reparaturen im
Innen- und Außenbereich des Fahrzeuges
sind Marktnischen, die zur Kundenbindung
genutzt werden sollten“, ist der Präsident
des ZKF, Friedrich Nagel, nicht erst seit
Selbst an schwer zugänglichen Stellen
sind die Profis inzwischen erfolgreich.
Heinrich Straubinger, der so genannte
„Dellen-Papst“ aus Niederbayern,
beschäftigt sich schon seit über 25 Jahren
mit der sanften Ausbeultechnik und bietet
selbst Fortbildungskurse an. Fotos: fix-a-ding
„Dellendrücken ist ein lukratives
Geschäft“, weiß Markus Erzinger,
Geschäftsführer bei fix-a-ding.
heute überzeugt. Denn immerhin ließen
sich mit dieser Technik Gebrauchtwagen
vergleichsweise kostengünstig herrichten,
meint Nagel.
Geschult und betreut
„Um das Ausbeulen ohne Lackieren im
Kfz-Betrieb auch tatsächlich nutzbringend
einzusetzen, braucht es zwei Dinge: aufgeweckte,
ehrgeizige Mitarbeiter sowie aktive
Angebote. Wir wissen aus Erfahrung,
dass die Kunden sehr positiv auf solche
Angebote reagieren. Denn wer eine kostengünstige
und ökologische Alternativreparatur
anbieten kann, erweckt Vertrauen.
Ein Kunde, der eine kleine Reparatur
ausführen lässt, kommt später auch für die
große zurück, weil er von der Seriösität und
Leistungsfähigkeit seiner Werkstatt überzeugt
ist“, erklärt Erzinger.
Bei fix-a-ding hat man inzwischen
Kooperationsmodelle entwickelt. Als
Subunternehmer beispielsweise ermöglicht
es den Lackierbetrieben und Werkstätten
Zugriff auf das umfangreiche
Dellen-Drücker-Netzwerk von fix-a-ding.
Durch diesen Verbund sollen qualifizierte
Fachleute innerhalb kürzester Zeit
vor Ort und einsatzbereit sein. Werkstätten,
die sich für eine Grundausbildung
bei fix-a-ding entscheiden, bekommen
zudem eine enge Betreuung. Nach dem
dreiwöchigen Einsteigerkurs stehen die
Ausbilder weitere zwölf Monate mit Rat
und Tat zur Verfügung und begleiten den
Markteinstieg der Betriebe. Dazu bietet
fix-a-ding Individualschulungen für
Spezialisten an. Das Erfa-Treffen (Erfa =
Erfahrungsaustausch) steht allen Ausbeulspezialisten
offen. Bei diesen speziellen
eintägigen Schulungen sollen Tipps
und Tricks untereinander ausgetauscht
werden.
Peter Rodenbüsch