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technik karosserie & lack<br />
Auf <strong>de</strong>n Punkt gebracht<br />
_ Kunststoffe sind heute im Automobilbau unverzichtbar. Sie lassen<br />
sich in je<strong>de</strong> beliebige Form bringen, sind kostengünstig und leichter<br />
als Stahl. Wie aber sieht es im Reparaturfall aus? Müssen immer<br />
komplette Neuteile ausgewechselt wer<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r bieten sich hier<br />
Reparaturlösungen an?<br />
Vorwiegend kommen im Automobilbau<br />
PP (Polypropylen)<br />
und PP-EPDM zum Einsatz.<br />
Aber auch PC (Polycarbonat),<br />
PE (Polyethylen) sowie ABS<br />
(Acrylnitril Butadien Styrol) wer<strong>de</strong>n<br />
verwen<strong>de</strong>t. Vor allem Stoßfänger, Kühlergrill,<br />
Frontspoiler und Scheinwerfergehäuse<br />
sind mittlerweile nahezu ausnahmslos<br />
aus Kunststoff hergestellt. Das<br />
sind genau jene Bereiche, die bei Karambolagen<br />
am häufigsten betroffen sind.<br />
Bei gut fünf Millionen Autounfällen pro<br />
Jahr sind alleine Stoßfänger zu 70 Prozent<br />
in Mitlei<strong>de</strong>nschaft gezogen. Da die<br />
Reparatur von Kunststoffen insbeson<strong>de</strong>re<br />
bei PP beziehungsweise PP-EPDM<br />
bisher nicht einfach war, wur<strong>de</strong>n die Teile<br />
selbst bei geringen Schä<strong>de</strong>n meist komplett<br />
ausgetauscht. Inzwischen wer<strong>de</strong>n<br />
aber Kunststoffreparatur-Sets für Klebe-<br />
o<strong>de</strong>r Schweißverfahren angeboten, die<br />
eine material- und kostensparen<strong>de</strong><br />
Ein Set für alle Reparaturen<br />
an Kunststoffen bietet LiquiMoly<br />
mit <strong>de</strong>m „Liquimate 7700 Mini“ an.<br />
32 amz - auto | motor | zubehör Nr. 6-2011<br />
Instandsetzung ermöglichen. Allerdings<br />
gestaltete sich <strong>de</strong>r Einsatz dieser Sets<br />
bisher problematisch: Der Nachteil <strong>de</strong>r<br />
Klebesets besteht darin, dass bei rückfetten<strong>de</strong>n<br />
Kunststoffen wie PP <strong>de</strong>r Klebstoff<br />
nicht genügend an <strong>de</strong>r Oberfläche<br />
haftet. Zu<strong>de</strong>m müssen für die unterschiedlichen<br />
Kunststoffe jeweils spezielle<br />
Schweißstäbe verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />
Neben <strong>de</strong>m zeitlichen Aufwand zur Prüfung<br />
<strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n Kunststoffart sind<br />
auch die fehlen<strong>de</strong> Flexibilität sowie die<br />
dauerhafte Haltbarkeit ein Problem.<br />
Ansätze für die Praxis<br />
Die Firma Steinel hat ein neues Kunststoff-<br />
Reparatursystem für fast alle gängigen<br />
Kunststoffe an Automobilen herausgebracht.<br />
Bestandteile dieses Systems sind<br />
unter an<strong>de</strong>rem ein E<strong>de</strong>lstahlgewebe und<br />
ein Multi-Thermoflex-Schweißdraht. Die<br />
Verarbeitung erfolgt durch ein auf das System<br />
abgestimmtes Profi-Heißluftgebläse<br />
mit aufgesetzter Kfz-Reparaturdüse.<br />
Bislang war es kaum möglich, abgerissene<br />
Halter o<strong>de</strong>r Befestigungslaschen an Stoßfängern<br />
o<strong>de</strong>r Scheinwerfern fachgerecht<br />
zu reparieren. Für gewöhnlich musste<br />
das gesamte Kunststoffteil ausgewechselt<br />
wer<strong>de</strong>n. Durch <strong>de</strong>n Einsatz <strong>de</strong>s E<strong>de</strong>lstahlgewebes<br />
und <strong>de</strong>n Multi-Thermoflex-<br />
Schweißdraht konnte dieses Problem<br />
behoben wer<strong>de</strong>n. Nach Angaben <strong>de</strong>s Herstellers<br />
verstärkt das E<strong>de</strong>lstahlgewebe die<br />
Reparaturstellen sogar und verbessert die<br />
mechanischen Eigenschaften <strong>de</strong>s Materials.<br />
Demnach überstehen reparierte Teile<br />
Derzeit wer<strong>de</strong>n laut AZT nur etwa ein<br />
Viertel <strong>de</strong>r beschädigten Kunststoffstoßfänger<br />
mit <strong>de</strong>n gängigen Verfahren repariert.<br />
Fotos: Liqui Moly<br />
W E I C H O D E R H A R T :<br />
Es kommt darauf an<br />
Auch die Lackindustrie bietet für die<br />
Lackreparatur an Kunststoffen Lösungen<br />
an. Dabei ist zwischen Hart- und<br />
Weichkunststoffen zu unterschei<strong>de</strong>n.<br />
Weichkunststoffe bestehen aus PUR-<br />
Weichschaum (zum Beispiel Heckspoiler)<br />
und können leicht eingedrückt wer<strong>de</strong>n.<br />
Alle an<strong>de</strong>ren Kunststoffe wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n<br />
Hartkunststoffen zugeordnet. Grundsätzlich<br />
müssen die Füller-, Deck- und<br />
Klarlackschichten elastifiziert wer<strong>de</strong>n.<br />
So empfiehlt Glasurit zum Beispiel für<br />
Hartkunststoffe, <strong>de</strong>n Stammlack mit<br />
522-111 im Verhältnis 4:1 Volumen-<br />
Teile zu mischen. Bei Einsatz von VOC-<br />
Lacken ist <strong>de</strong>r Zusatz nicht erfor<strong>de</strong>rlich.<br />
Für Weichkunststoffe empfiehlt <strong>de</strong>r<br />
Hersteller <strong>de</strong>n Stammlack mit 522-111<br />
im Verhältnis 2:1 Volumen-Teile zu<br />
mischen. Wer<strong>de</strong>n VOC-Lacke verwen<strong>de</strong>t,<br />
sollte <strong>de</strong>r Stammlack im Verhältnis 4:1<br />
gemischt wer<strong>de</strong>n. Dabei sei darauf zu<br />
achten, vor <strong>de</strong>r Zugabe <strong>de</strong>s Härters zuerst<br />
<strong>de</strong>n Stammlack zuzugeben. Außer<strong>de</strong>m<br />
sollte unbedingt die vorgeschriebene<br />
Schichtdicke eingehalten wer<strong>de</strong>n.<br />
Auch bezüglich <strong>de</strong>r mangelhaften<br />
Haftung <strong>de</strong>s Lackes auf Kunststoffen hat<br />
<strong>de</strong>r Hersteller einen Tipp parat. Dies sei<br />
für gewöhnlich auf schlechte Reinigung<br />
o<strong>de</strong>r nicht ausreichen<strong>de</strong>n Anschliff<br />
<strong>de</strong>r Oberfläche zurückzuführen. Daher<br />
empfiehlt Glasurit eine gründliche<br />
Reinigung <strong>de</strong>s Kunststoffuntergrun<strong>de</strong>s<br />
mit Glasurit 541-30 Universalreiniger<br />
o<strong>de</strong>r Glasurit 700-10 Entfettungs- und<br />
Reinigungsmittel. Stark verschmutzte<br />
o<strong>de</strong>r strukturierte Teile sollten mit<br />
einem Schleifpad o<strong>de</strong>r einer Wurzelbürste<br />
gereinigt wer<strong>de</strong>n.<br />
problemlos <strong>de</strong>n Biege- und Torsionstest,<br />
erreichen eine hohe Flexibilität und sind<br />
beständig gegen die Bildung von Spannungsrissen<br />
(www.steinel.<strong>de</strong>).<br />
System zur<br />
Kunststoffreparatur<br />
Auch Cartec bietet mit <strong>de</strong>r „ProKuR“-<br />
Kunststoffreparatur ein neues System an,<br />
das nach eigenen Angaben von fast allen<br />
Automobilherstellern freigegeben ist. Der<br />
Hersteller garantiert, dass sich ProKuR<br />
auch für schwierige Kunststoffe wie Polypropylen<br />
(PP) eignet. Demnach sind fachgerechte<br />
Reparaturen an Kunststoffteilen<br />
in puncto Stabilität, Funktion und Optik<br />
mit Neuteilen gleichzustellen. Dies bestätigen<br />
auch Untersuchungen <strong>de</strong>r Dekra und