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III - CCA Monatsblatt

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Reise Reise<br />

vorm Explodieren wär (oder wie Mark so schön sagt: wie ein Luftballon<br />

bei einer Sparkasseneröffnung). Eine Ladung Wasser im Hut wirkt da<br />

Wunder! Um uns herum surrt, schreit und singt es und auch wenn mich<br />

das unbestimmte Gefühl verfolgt, dass überall Kleinstlebewesen sind,<br />

die nur darauf warten, uns den Lebenssaft auszusaugen, so bin ich doch<br />

glücklich.<br />

Kurz darauf besteigen wir wieder unser Floß und machen später am<br />

Nachmittag Halt in „Banana City“, einem kleinen Dschungelstädtchen.<br />

Überall gibt es kleine Kätzchen, junge Hunde, Kühe sowie Hühner, die<br />

panisch um die Ecken der Tienda, welche gleichzeitig der Hühnerstall<br />

ist, rennen. Und überall schauen uns hübsche, schüchterne Kinder<br />

an. Eines zeigt uns stolz sein kleines Küken, welches es zu seiner<br />

Belustigung ein wenig mit blauer Farbe verschönert hat. Reihum setzen<br />

wir uns das fragile kleine Geschöpf auf die Füße oder auf den Kopf.<br />

Alle lieben dieses Küken!<br />

Iban sieht im Laufe des Nachmittags immer schlechter aus und wird<br />

unglaublich bleich. Schließlich geht er auf Rolands Drängen in das kleine<br />

Krankenhaus des Ortes und wie sich herausstellt, ist die Wunde so tief,<br />

dass sie genäht werden muss. Nachdem wir ihm versichert haben, dass es<br />

für uns in Ordnung ist, bleiben wir nun über Nacht in Banana City anstatt<br />

weiterzufahren.<br />

Abends sucht uns ein weiterer Platzregen heim, dieser bleibt jedoch<br />

bis zum Morgen und sorgt dafür, dass sich sämtliche Kleidungsstücke<br />

fast in ihre Einzelteile auflösen, unsere Zelte beinahe davonschwimmen<br />

und nur einige Meter von uns entfernt riesige Stücke von „Butterfly<br />

Island“, der Schmetterlingsinsel, in den Fluss gerissen und weggespült<br />

werden. Als wir morgens weiterfahren, winken uns die Dorfbewohner<br />

zum Abschied. Während der ganzen Fahrt sehen wir immer wieder, wie<br />

Teile des Ufers einfach wegbrechen und auf Nimmerwiedersehen im<br />

Fluss verschwinden. Iban erzählt uns, dass es in den letzten acht Jahren<br />

nur ein einziges Mal so heftige Überschwemmungen gegeben habe.<br />

Normalerweise würde es bis zu drei Stunden durchgängig regnen, aber<br />

wir hätten mit satten elf Stunden monsunartigen Regenfällen in dieser<br />

Nacht den Rekord gebrochen. Ob unsere Rucksäcke, die uns auf dem<br />

Floß als Sitze dienen, da noch zum Schutz vor dem Flusswasser in den<br />

Jutesäcken stecken ist nun auch egal. Alles stinkt, alles fault und es gibt<br />

kein Entkommen.<br />

Die Sandfliegen sind inzwischen zu unseren ständigen Begleitern<br />

geworden. Sabine ist genervt von all der Feuchtigkeit und den Bissen,<br />

Roland sieht mit seinen mehreren Hundert Stichen auf dem Rücken wenig<br />

gesund aus und auch Mark und ich leiden zunehmend. Nun schlagen wir<br />

uns mit der Machete den Weg ins Unterholz, um Piranhas fischen zu gehen<br />

(ich schaue beim Fischen nur zu). Allerdings habe ich das Gefühl, dass<br />

diese ganze Piranhageschichte nur für die Touristen erfunden wird, denn<br />

wir fangen keine, sehen nicht mal welche und überhaupt will ich von<br />

diesem Tümpel mit seinen Moskitos nur noch weg. Überall kreuchen und<br />

fleuchen rote Ameisen und anderes Getier herum, die an einem saugen,<br />

nagen und schaben. Ich sehe aus wie ein Beulenpestopfer und habe die<br />

Faxen dicke. Nach einer halben Stunde können wir unsere Körper nicht<br />

mehr gegen die Insekten verteidigen und laufen zurück zum Fluss.<br />

Zum Mittagessen halten wir an einer verlassenen zwei-Häuser-<br />

Siedlung. Auf der Wiese starren uns ausgeblichene Kuhschädel an. Nacho<br />

läuft los, um uns saure Orangen von den Bäumen zu pflücken, die das<br />

Sandwich mit Avocado, Tomate und Salzkäse aufpeppen. Nachdem wir<br />

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La Paz im Wandel 3/2011<br />

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La Paz im Wandel

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