III - CCA Monatsblatt
III - CCA Monatsblatt
III - CCA Monatsblatt
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Reise Reise<br />
vorm Explodieren wär (oder wie Mark so schön sagt: wie ein Luftballon<br />
bei einer Sparkasseneröffnung). Eine Ladung Wasser im Hut wirkt da<br />
Wunder! Um uns herum surrt, schreit und singt es und auch wenn mich<br />
das unbestimmte Gefühl verfolgt, dass überall Kleinstlebewesen sind,<br />
die nur darauf warten, uns den Lebenssaft auszusaugen, so bin ich doch<br />
glücklich.<br />
Kurz darauf besteigen wir wieder unser Floß und machen später am<br />
Nachmittag Halt in „Banana City“, einem kleinen Dschungelstädtchen.<br />
Überall gibt es kleine Kätzchen, junge Hunde, Kühe sowie Hühner, die<br />
panisch um die Ecken der Tienda, welche gleichzeitig der Hühnerstall<br />
ist, rennen. Und überall schauen uns hübsche, schüchterne Kinder<br />
an. Eines zeigt uns stolz sein kleines Küken, welches es zu seiner<br />
Belustigung ein wenig mit blauer Farbe verschönert hat. Reihum setzen<br />
wir uns das fragile kleine Geschöpf auf die Füße oder auf den Kopf.<br />
Alle lieben dieses Küken!<br />
Iban sieht im Laufe des Nachmittags immer schlechter aus und wird<br />
unglaublich bleich. Schließlich geht er auf Rolands Drängen in das kleine<br />
Krankenhaus des Ortes und wie sich herausstellt, ist die Wunde so tief,<br />
dass sie genäht werden muss. Nachdem wir ihm versichert haben, dass es<br />
für uns in Ordnung ist, bleiben wir nun über Nacht in Banana City anstatt<br />
weiterzufahren.<br />
Abends sucht uns ein weiterer Platzregen heim, dieser bleibt jedoch<br />
bis zum Morgen und sorgt dafür, dass sich sämtliche Kleidungsstücke<br />
fast in ihre Einzelteile auflösen, unsere Zelte beinahe davonschwimmen<br />
und nur einige Meter von uns entfernt riesige Stücke von „Butterfly<br />
Island“, der Schmetterlingsinsel, in den Fluss gerissen und weggespült<br />
werden. Als wir morgens weiterfahren, winken uns die Dorfbewohner<br />
zum Abschied. Während der ganzen Fahrt sehen wir immer wieder, wie<br />
Teile des Ufers einfach wegbrechen und auf Nimmerwiedersehen im<br />
Fluss verschwinden. Iban erzählt uns, dass es in den letzten acht Jahren<br />
nur ein einziges Mal so heftige Überschwemmungen gegeben habe.<br />
Normalerweise würde es bis zu drei Stunden durchgängig regnen, aber<br />
wir hätten mit satten elf Stunden monsunartigen Regenfällen in dieser<br />
Nacht den Rekord gebrochen. Ob unsere Rucksäcke, die uns auf dem<br />
Floß als Sitze dienen, da noch zum Schutz vor dem Flusswasser in den<br />
Jutesäcken stecken ist nun auch egal. Alles stinkt, alles fault und es gibt<br />
kein Entkommen.<br />
Die Sandfliegen sind inzwischen zu unseren ständigen Begleitern<br />
geworden. Sabine ist genervt von all der Feuchtigkeit und den Bissen,<br />
Roland sieht mit seinen mehreren Hundert Stichen auf dem Rücken wenig<br />
gesund aus und auch Mark und ich leiden zunehmend. Nun schlagen wir<br />
uns mit der Machete den Weg ins Unterholz, um Piranhas fischen zu gehen<br />
(ich schaue beim Fischen nur zu). Allerdings habe ich das Gefühl, dass<br />
diese ganze Piranhageschichte nur für die Touristen erfunden wird, denn<br />
wir fangen keine, sehen nicht mal welche und überhaupt will ich von<br />
diesem Tümpel mit seinen Moskitos nur noch weg. Überall kreuchen und<br />
fleuchen rote Ameisen und anderes Getier herum, die an einem saugen,<br />
nagen und schaben. Ich sehe aus wie ein Beulenpestopfer und habe die<br />
Faxen dicke. Nach einer halben Stunde können wir unsere Körper nicht<br />
mehr gegen die Insekten verteidigen und laufen zurück zum Fluss.<br />
Zum Mittagessen halten wir an einer verlassenen zwei-Häuser-<br />
Siedlung. Auf der Wiese starren uns ausgeblichene Kuhschädel an. Nacho<br />
läuft los, um uns saure Orangen von den Bäumen zu pflücken, die das<br />
Sandwich mit Avocado, Tomate und Salzkäse aufpeppen. Nachdem wir<br />
3/2011 44<br />
La Paz im Wandel 3/2011<br />
45<br />
La Paz im Wandel