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III - CCA Monatsblatt

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Reise Reise<br />

Iban bringt das Gehabe der Sandfliegen auf den Punkt, als wir uns<br />

mit irgendeinem Mückenspray einsprühen wollen: „They don´t respect<br />

anything, a-n-y-t-h-i-n-g!!“<br />

Später stoppen wir nochmal am Flussufer und erst spät sehe ich, dass<br />

das Essen und der Kaffee nun nicht mehr mit Trinkwasser, sondern mit<br />

dem aus dem Fluss zubereitet werden. Oh-oh.<br />

Auch der rote Lehm im Flusswasser geht nirgendwo mehr abzuwaschen,<br />

Finger- und Fußnägel starren vor Dreck. Um uns herum existiert nichts<br />

als Feuchtigkeit. Wir baden uns im Fluss, aber das bringt natürlich nicht<br />

viel. Außerdem sind wir pausenlos damit beschäftigt, uns auf den Beinen<br />

zu halten, da die Strömung so stark ist. Unser Immunsystem kriegt hier<br />

auf jeden Fall gleich zu Beginn Südamerikas ein entsprechendes Training<br />

verpasst.<br />

Auf unserer letzten Etappe sehen wir im Madidi Nationalpark Faultiere<br />

an den Felswänden herumhängen, lärmende Papageiengruppen und ihre<br />

Bahnen ziehende Reiher. Während wir uns vom Floß aus die Schönheit des<br />

Urwaldes und das Treiben zwischen den Bäumen anschauen, fragen wir uns<br />

immer wieder, wie Menschen überhaupt im Dschungel überleben können.<br />

Auf unserem letzten Urwaldtreck (keine Ahnung, wie wir noch in die<br />

Schuhe gekommen sind) bewundern wir eine Schildkröte, laufende Bäume<br />

und hören eine Wasserschweinherde, der wir durchs Unterholz folgen.<br />

Leider können wir sie nicht sehen. Überhaupt wird das Wasserschwein<br />

während unserer Reise immer mehr zu einem Mythos, den es zu erspähen<br />

gilt. Leider bekommt niemand von uns je eines zu Gesicht.<br />

Unsere letzte Nacht ist sehr unruhig: Überall knackt, knurrt, gurrt es und<br />

man hört Tiere unbestimmter Art und Anzahl um das Zelt herumschleichen.<br />

Außerdem plumpst alle naslang irgendwas von oben aufs Zelt- vielleicht<br />

wirft ein wilder Affe mit Früchten? Mark meint immer, ich hätte eine<br />

überromantisierte Vorstellung von der Natur im Kopf. Nach dieser Reise<br />

ist damit Schluss.<br />

Fünf Tage nach unserem Aufbruch laufen wir mit unserem Floß in<br />

Rurrenabaque ein. Unsere erste Amtshandlung: Wäsche in die Wäscherei<br />

bringen, duschen, gemeinsam mit den anderen essen. Die Bootsjungs<br />

haben sich gleich davon gemacht, aber Iban und Carmen begleiten uns.<br />

Wir genießen noch eine Weile Rurrenabaque und fliegen dann zurück nach<br />

La Paz. Leider haben wir uns auf unserer Reise etwas eingefangen, sodass<br />

wir vor lauter körperlicher Schwäche erst mal einige Tage das Bett hüten<br />

müssen. So elend habe ich mich in meinem ganzen Leben noch nie gefühlt,<br />

und für mich endet der Urlaub im Krankenhaus. Natürlich bin ich mäßig<br />

begeistert über diesen Umstand, aber wenigstens kann ich nicht behaupten,<br />

in meinen ersten Wochen in Bolivien nichts erlebt zu haben!<br />

Wir fanden unsere Dschungeltour trotz aller Widrigkeiten (etwa 300<br />

Sandfliegenbisse pro Teilnehmer) total beeindruckend, zumal wir viel<br />

über die Heilkraft von Urwaldpflanzen und über Bräuche und Riten der<br />

Dschungelbewohner gelernt haben. Unser Führer war ein kurzweiliges<br />

Bürschchen, das Essen Klasse, die Stimmung in der Gruppe gut und die<br />

Landschaft wunderbar.<br />

Wir werden gerne in den Dschungel zurückkehren - das nächste Mal<br />

allerdings in der Trockenzeit!<br />

Mareike Schuldt<br />

3/2011 48<br />

La Paz im Wandel 3/2011<br />

49<br />

La Paz im Wandel

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